Duisburg. Immobilientochter der Stadt Duisburg hatte Verfolgten des Nazi-Regimes ihre Ausstellungsräume gekündigt. Nach Protestenbriefen sucht man nun Lösungen.
Seit knapp 20 Jahren zeigt eine Ausstellung der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten“ (VVN/BdA) in Pavillons der Kaßlerfelder Gemeinschaftsgrundschule Wrangelstraße eine Dokumentation zum Duisburger Widerstand und zur Verfolgung in den Jahren 1933 bis 1945. Fast wäre es jetzt zum Eklat gekommen, weil die Sammlung das Schulgebäude räumen muss. Zugleich rückt damit die fast vergessene Dokumentation wieder in den Blick der Öffentlichkeit.
Ebenerdige Räume werden für Inklusionsklassen gebraucht
Unstrittig scheint, dass die Grundschule angesichts steigender Schülerzahlen die ebenerdigen Räume für Inklusionsklassen nun benötigt. Doch die Miet-Kündigung an die VVN zum 2. Mai durch das städtische Immobilien-Management IMD war mehr als unsensibel. Ihr folgte ein Protest- und Bittbrief der Duisburger Vereinigung an Oberbürgermeister Sören Link, der VVN-Landesverband sprach zugleich empört von „einem beispiellosen Vorgang im Umgang mit Gedenkstätten”.
In dem Schreiben an den OB beklagt die VVN-Vorsitzende Doris Michel, dass für die Kündigung nicht einmal ein Grund genannt wurde. „Wir sind ja kein Schachverein, der seine Spielfiguren einsammelt und 20 Minuten später woanders seinen Spielbetrieb wieder aufnehmen kann“, heißt es in dem Brief. Ein Umzug würde die Vereinigung auch finanziell vor „schier unlösbare Probleme“ stellen.
Immerhin, die Wogen sind wieder geglättet, schnell hat sich die Stadt beeilt, Imageschaden abzuwenden und der VVN zu helfen. „Wir werden eine Lösung finden, aber an der Stelle kann die Sammlung nicht mehr bleiben“, erklärt Stadtsprecherin Susanne Stölting. Christa Bröcher, stellvertretende VVN-Vorsitzende, bescheinigt der Stadt jetzt guten Willen, die Sammlung zu erhalten. 1997 zog die Dokumentation „Duisburg im Widerstand 1933 - 1945“ nach einer Zeit der Wanderausstellung durch Schulen in die beiden mietfrei überlassenen Pavillons.
Ausstellung zum politischen Widerstand für 2017 geplant
Unweit des Stadtarchivs und des neuen „Zentrums für Erinnerungskultur“, das gemeinsam mit dem Stadthistorischen Museum die NS-Zeit dokumentieren und aufarbeiten soll, geriet die Sammlung fast in Vergessenheit, sorgsam gehütet von der VVN. Ein eindrucksvolles Herzstück neben den vielen Schautafeln und Dokumenten ist der eingebaute Geheimschrank von Max und Käthe Miklowai, in dem die Hochfelder Widerstandskämpfer in einem kleinen, versteckten Kämmerchen mit Stuhl und Schreibtisch hinter einem Kleiderschrank Flugblätter schrieben und vervielfältigten.
„Heute ist hier mal geheizt“, sagt Christa Bröcher, als sie Stadtarchiv-Leiter Dr. Andreas Pilger gestern durch die Dokumentation führt und auch den Geheimschrank öffnet. Pilger hat den Kontakt gesucht, will dazu beitragen, die Erinnerungsarbeit der VVN zu sichern. „Wir wollen aber nichts vereinnahmen“, versichert Pilger.
Konkret plant das NS-Dokumentationszentrum für 2017 eine Ausstellung zum politischen Widerstand. Auch der biografische Ansatz der allerdings in die Jahre gekommenen Schau, NS-Zeit und Widerstand anhand von Menschen greifbar zu machen, passt in den Konzept des neuen Zentrums für Erinnerungskultur.