Duisburg. . Thyssen-Krupp-Betriebsrat: CO2-Politik und Billigimporte aus Ländern wie China gefährden europäische Hütten. Der Aktionstag im April findet aus Sicherheitsgründen nicht auf der Rheinbrücke statt.
Klein kann jeder, aber die IG Metall will es groß: Mindestens 10 000 Stahlarbeiter will sie zum Aktionstag am 11. April auf die Beine bringen. „Das wird auch in Brüssel und Berlin verstanden“, erklärte Betriebsratsvorsitzender Günter Back am Mittwoch bei der Betriebsversammlung von Thyssen-Krupp Steel im Landschaftspark. Vom geplanten Ort des Aktionstages, der Brücke der Solidarität, wird die Gewerkschaft aber wohl Abstand nehmen.
Aus Sicherheitsgründen habe die Polizei abgeraten, zur Großdemonstration auf die Rheinbrücke zwischen Hochfeld und Rheinhausen aufzurufen. Bilder von Kruppianern, die Ende 1987 durch Brückenblockaden gegen die geplante Stilllegung „ihrer“ Hütte demonstrierten, haben die Rheinquerung berühmt gemacht, als Symbol für bedrohte Stahlarbeitsplätze ist sie nicht zu übertreffen. Aber Sicherheit gehe vor, erklärte Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter der Duisburger IG Metall. Alternativer Demo-Ort wird wohl die Kaiser-Wilhelm- Straße im Bereich der Thyssen-Krupp Steel-Hauptverwaltung. Dort plane man neben der Kundgebung, zu der sich schon Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und IG-Metall-Chef Jörg Hofmann angekündigt haben, ein Kulturprogramm und Demonstrationszüge der Stahlbelegschaften.
Tausende Arbeitsplätze in Gefahr
Von einem „Schicksalsjahr“ für die europäische Stahlindustrie sprach Back am Mittwoch bei der Betriebsversammlung. Käme es zu den geplanten Änderungen beim CO2-Zertifikatehandel, seien „tausende tarifgebundene und mit hohen sozialen Standards versehene Arbeitsplätze in Gefahr: „Sind Stahlwerke erst einmal geschlossen, werden sie auch nicht mehr in Betrieb genommen“, verwies Back auf Erfahrungen in der Vergangenheit: „Deshalb ist es so wichtig, jetzt Einfluss zu nehmen und Zeichen zu setzen“, rief er zur Teilnahme an der Großkundgebung im April auf.
Weitere Gefahr für die europäische Stahlindustrie sei der Preisverfall, der verursacht wird durch Importe von „hochsubventioniertem Stahl aus China, Indien und Russland“. Die deutsche Stahlindustrie befinde sich dadurch in einer „Doppelzange“, Stahlstandorte seien in ihrem Bestand gefährdet. Back: „Für Duisburg wäre das schlichtweg eine Katastrophe“ bei über 20 000 Stahlarbeitsplätzen, Zulieferer und Dienstleister noch gar nicht eingerechnet.
Dabei gehe es über die Arbeitsplätze hinaus auch um Umweltschutz, der in Ländern wie China keine so große Rolle spiele, und um den Verbund von Stahlherstellern und wichtigen Kunden, wie etwa der Autoindustrie, mahnte Horst Gawlik, Geschäftsführer des Hamborner Steel-Betriebsrates. Die deutsche Stahlindustrie sei insofern systemrelevant, weil sie die Versorgung vieler Branchen mit dem wichtigsten industriellen Werkstoff sicherstelle.