Duisburg. . Rund 600 Stahlarbeiter von HKM, Thyssen-Krupp und Arcelor Mittal demonstrieren gegen China-Importe und die Verschärfung der europäischen Klimagesetze.

Mit Trillerpfeifen und Transparenten machten rund 5000 Stahlarbeiter am Montag in Brüssel Krach gegen chinesische Dumpingpreise. Mit dabei waren auch rund 600 Beschäftige aus drei Duisburger Stahlunternehmen, die vor dem Hauptgebäude der Europäischen Kommission protestierten. Darunter 350 Auszubildende von Thyssen-Krupp, 150 Beschäftigte der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) und 86 Mitarbeiter von Arcelor Mittal.

„Es geht um die Zukunft der Stahlindustrie in Deutschland und damit auch um unsere Zukunft“, erklärt Dr. Nicola Hirsch, Arbeitsdirektorin bei Arcelor Mittal und am Montag zusammen mit der Belegschaft vor Ort in Brüssel. „Die Stimmung war gut, eine Fülle von Fahnen wurde geschwenkt – mit unserer Kernforderung: Stoppt China-Dumping!“, berichtet sie. „Zur Not gehen wir für diese Zukunft jederzeit noch einmal auf die Straße.“ Im April plane die IG Metall bereits die nächste Demo.

Existenz als hiesige Stahlhersteller gefährdet

Die Branche sieht sich durch Billig-Importe aus China massiv bedroht. Hinzu kommt die geplante Verschärfung des europäischen Emissionshandels. Heimische Stahlwerke könnten künftig für ihren CO2-Ausstoß noch stärker zur Kasse gebeten werden als bisher. Dadurch seien Investitionen in die Zukunft ihrer Standorte nicht mehr sicher, so die Befürchtung. Eine Verlagerung der Stahlproduktion drohe – in Länder wie China, wo weniger auf Umweltschutz geachtet wird. Jobs in Deutschland wären weg, der Umwelt wäre eher geschadet als geholfen. „Immerhin produziert China pro Tonne Stahl 500 Kilogramm mehr CO2 als wir“, weiß Nicola Hirsch. Durch diese Faktoren sei ihre Existenz als hiesige Stahlhersteller gefährdet.

Auch Ulrich Kimpel, Betriebsratschef bei HKM, bezeichnet die Stimmung auf der Demo, bei der Stahlarbeiter aus ganz Europa teilnahmen, als „beeindruckend und emotional aufgeladen“. Mit rund 150 Beschäftigten waren Kimpel und auch Geschäftsführer Peter Gasse vor Ort: „Wir haben ordentlich Krach gemacht.“ Er hofft, dass die Abgeordneten diesen Lärm hören und sie „die China-Dumpingpreise überdenken“.

350 Thyssen-Krupp-Azubis aus Duisburg bei Demo in Brüssel

Auch 600 Auszubildende aus dem Stahlbereich von Thyssen-Krupp waren nach Brüssel gereist, davon allein 350 aus Duisburg. Begleitet wurden sie von Mitarbeitern aus der Verwaltung von Thyssen-Krupp Steel Europe und deren Vorstandsvorsitzendem Andreas Goss. „Die jungen Mitarbeiter wollen gute, faire und hoch qualifizierte Arbeitsplätze“, stellt Goss klar. Die europäischen Stahlunternehmen bieten Zehntausende solcher Jobs und leisteten damit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Wirtschafts- und Sozialsysteme. „Diese Arbeitsplätze müssen wir erhalten und dadurch den jungen Menschen eine sichere Zukunft bieten.“

Andreas Goss wies auf die hohen Belastungen für das Unternehmen hin. Würde die Verschärfung des europäischen Emissionshandels wie geplant umgesetzt, kämen in der Handelsperiode von 2021 bis 2030 je nach Szenario zusätzliche Kosten zwischen 1,9 und 3 Milliarden Euro allein auf Thyssen-Krupp Steel Europe als größten deutschen Stahlhersteller zu.