Duisburg. . Zu- und Auswanderung hat in den vergangenen 150 Jahren die Duisburger Stadtgeschichte bestimmt. Am Sonntag informieren darüber die Archive.
Wer noch daran zweifelt, dass Flucht und Zuwanderung nicht nur die aktuelle Diskussion, sondern seit Jahrhunderten die Geschichte und Entwicklung der Stadt prägen, dem sei am nächsten Sonntag, 6. März, ein Besuch des Ruhrorter Gemeindehauses zum „Tag der Archive“ empfohlen. Zum bundesweiten Motto „Mobilität im Wandel“ gibt’s dort von 12 bis 17 Uhr spannende Einblicke und Führungen durch drei Sammlungen.
Acht Archive machen mit
Beteiligt sind am Sonntag neben dem Stadtarchiv und dem Archiv des Museums für deutsche Binnenschifffahrt die Unternehmensarchive von Haniel, Grillo und Thyssen-Krupp, sowie Landes- und Universitätsarchiv und das Rheinhauser Archiv für alternatives Schrifttum.
Von Duisburg nach Amerika
Duisburg war in den vergangenen 150 Jahren nicht nur Ziel von Migranten aus vielen Regionen Europas, Duisburg war auch Ausgangspunkt für die Flucht vor wirtschaftlicher Misere nach Amerika. Archivalien des Binnenschifffahrtsmuseums erzählen von den Menschen, die sich über den Rhein auf den Weg zu den Seehäfen machten, das Haniel-Archiv zeigt Quellen zur Auswanderung von Bergarbeitern der Homberger Gewerkschaft Rheinpreussen in den 1880er Jahren.
Intensive Kontakte in die USA pflegte auch Grillo zwischen 1890 und 1930 – das Firmenarchiv dokumentiert Briefverkehr und Reisen, die den Erzimport zur Feinzink-Produktion in Schwung bringen sollten. Mobil war in dieser Zeit das Kapital – Geld aus Belgien und Frankreich finanzierte Duisburger Stahlwerke, technisches Know-how holten sich die Ingenieure aus den USA, wie das Thyssen-Krupp-Konzernarchiv am Sonntag dokumentiert. Die vielfältigen Herkunftsländer der Belegschaft werden sichtbar in einem Arbeiterstammbuch der Rheinischen Stahlwerke aus Meiderich – am Sonntag darf darin geblättert werden.
Mobil dank Bahnverkehr
An die Trajekt-Anstalten, mit denen die Bahn zwischen Homberg und Ruhrort sowie Rheinhausen und Hochfeld über den Rhein setzte, erinnert das Stadtarchiv. Der Homberger Trajekt-Turm erinnert noch an die Technologie der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit der pro Jahr bis zu 300 000 Waggongs den Strom überquerten.
Lesungen und Führungen
Reiseberichte über Duisburg, von Johannes Corputius bis Maurice Ravel (1905) liest Rezitator Rolf Peter Kleinen (ab 14 Uhr), außerdem gibt’s Führungen ins Haniel-Archiv (13 Uhr), Binnenschifffahrtsmuseum (15 Uhr) und Thyssen-Krupp-Konzernarchiv (16.30 Uhr). Karten für alle Führungen sind im Gemeindehaus erhältlich, wo außerdem ein Kinderprogramm mit Carrerabahn vorbereitet wird, der Erlös eines Büchertrödels ist für den Ruhrorter „Hafenkids e.V.“ bestimmt.
Zum Hafengeburtstag im Ruhrorter Gemeindehaus
Den bundesweiten „Tag der Archive“ gibt es alle zwei Jahre auf Initiative des Verbandes deutscher Archivare. „Wir zeigen dabei, was wir machen“, so Haniel-Archivar Dr. Ulrich Kirchner.
Acht Duisburger Archive präsentieren sich dabei an wechselnden Schauplätzen. Zum 300. Hafengeburtstag ist es am Sonntag das Gemeindehaus Ruhrort, Dr. Hammacher-Str. 6.