Duisburg-Dellviertel. . Das inklusive Ensemble „Die Freischaufler“ probt das Stück „Hans trifft Undine“. Es greift Goethes Thema der Nixe und des betörten Fischers auf.
Hans und Undine sind auf den ersten Blick komplett verschieden. Der Mensch und die Wassernixe leben in unterschiedlichen Welten. Das Ufer trennt sie. Trotzdem lernen sie, aufeinander zu zugehen, zu zuschwimmen und sich zu lieben. Die beiden sind die Hauptfiguren in einem neuen Stück, das im Rahmen der diesjährigen „Akzente“ gezeigt wird. Das Besondere: Menschen mit und ohne Behinderung stehen beim Ensemble „Die Freischaufler“ gemeinsam auf der Bühne.
Goethes „Fischer“ und Fritz
Mit „Hans trifft Undine. Undine trifft Hans“ nimmt die Theatergruppe der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung bereits zum zweiten Mal an den Akzenten teil. Nicht nur inhaltlich erinnert die Grundidee stark an Goethes Fischer, auch im Stück taucht das Gedicht in einigen Versatzstücken auf. „Halb zog sie ihn, halb sank er hin.“ Irgendwann schließlich sind fast alle Darsteller „im Wasser“ und schwimmen bäuchlings auf dem Trockenen über das Parkett. „Fischer Fritz fischt frische Fische“, schallt es im Chor – Situationskomik pur.
Mit oft ganz einfachen Requisiten hat Regisseurin Susanne Heck diese ungeheuer lustigen aber mitunter auch sehr berührenden Szenen umgesetzt: Hinter einer blauen Plane, die das Wasserbecken symbolisiert, tauchen etwa Beine mit gespitzten Füßen zum Wasserballett auf. Die passenden Kostüme hat Ulrike Altegoer entworfen.
Rockstarposen und heiße Flirts
Ein halbes Jahr lang hat das Ensemble bereits geprobt und das Stück entwickelt. Heck gab die Impulse, die Darsteller boten an, welche Handlungen, Szenen und Textbausteine sie einfließen lassen wollten. So soll jeder Darsteller, ob gesund oder geistig, psychisch und körperlich behindert, seine eigenen Fähigkeiten einbringen. Für Tom gibt es nichts Größeres als das Performen: „Ich liebe die Bühne“, sagt der 37-Jährige, der die Hauptfigur Hans spielt. Seinen großen Moment hat er bei einem Tanzauftritt, denn das Bewegen zur Musik ist seine Leidenschaft. Zu „Sweet Transvestite“ aus der „Rocky Horror Picture Show“ hat er eine kleine Choreographie einstudiert, mit heißen Rockstar-Posen und einem Flirt mit dem Publikum.
Andrea hingegen muss das gespielte Flirten noch ein bisschen üben. Als Toms Bühnenpartnerin verwandelt sie sich in die Nixe Undine. Dass sie im Laufe des Stückes sichtbar die Liebe aufflammen lassen sollen, fühlt sich für die beiden noch merkwürdig an. „Daran muss man sich auch erstmal gewöhnen“, sagt die 33-Jährige lachend. Trotzdem: auf das große Finale freuen sie sich beide. Dann darf bei der Premiere erst auf und später auch hinter der Bühne gefeiert werden.
INFO: Das Stück wird am 11. März um 18 Uhr im Grammatikoff, Dellplatz 16a, uraufgeführt. Weitere Vorstellungen sind am 12. März um 18 Uhr und am 13. März um 16 Uhr. Der Eintritt kostet zehn Euro (erm. acht). Karten gib es im VVK bei Ars Vivendi, Tonhallenstraße 11.; Der kleine Prinz, Schwanenstraße 5; Grammatikoff, Dellplatz 16A; Ziegenpeter, Liebigstraße 70, sowie bei der WFBM, Kalkweg 10e.