Duisburg. Käufer ist eine Holding aus Luxemburg. Damit sind 265 Arbeitsplätze gerettet. Die Unterstützung dafür reichte bis nach Berlin zum Wirtschaftsminister.
Nach monatelangem Kampf steht die Papierfabrik in Walsum vor der Rettung: Der Einstieg eines Investors sichert den Betrieb und die 265 Arbeitsplätze am Standort. „Es ging in den letzten Monaten immer wieder hoch und runter. Wir haben immer gekämpft und dabei viel Solidarität und Hilfe erfahren, jetzt haben wir endlich eine Lösung“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Strauß.
Gestern wurde die Belegschaft über die gute Nachricht informiert, am Vortag die Insolvenz über das Vermögen eröffnet, um den Betriebsübergang zu ermöglichen. Nachdem der ehemalige Eigentümer Norske Skog im Juni 2015 das Werk schließen wollte und einen Insolvenzantrag stellte, stand die Zukunft der Fabrik auf der Kippe.
Über die Holding ist wenig bekannt
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Insolvenzverwalter Dr. Sebastian Henneke führte den Betrieb unter dem Firmennamen „Walsum Papier“ weiter und hatte mit verschiedenen Übernahmeinteressenten verhandelt, zuletzt mit der Niederauer Mühle, die Anfang des Jahres aber absprang. Jetzt übernimmt die Holding „Green Elephant“ aus Luxemburg das 1962 gegründete Werk. Bei vielen Beschäftigten tauchen angesichts des unbekannten Investors allerdings Fragezeichen auf.
Bis sie Klarheit haben und sich der neue Eigentümer vorstellt, müssen sie sich bis zur Betriebsversammlung in der kommenden Woche gedulden. Über die Holding ist wenig bekannt, laut Unternehmensregister ist die Beteiligung an und der Erwerb von Unternehmen das primäre Geschäftsfeld. Vertreten lassen sich die Luxemburger von einer großen Anwaltskanzlei in Großbritannien.
Özdemir und Gabriel machen den Weg frei
Das Gefühl von Betriebsratschef Strauß ist jedenfalls positiv: „Alle Interessenten, die im Rennen waren, hatten genaue Vorstellungen, was man aus diesem Standort machen kann.“ Wichtig für die Mitarbeiter, die weiterhin im Tariflohn bleiben: Zwar wird es eine 35-Stunden-Woche geben, für diese Zeit sind betriebsbedingte Kündigungen aber ausgeschlossen.
Was eine Übernahme des Werks erst ermöglichte, war auch die weitere Befreiung von der EEG-Umlage. „Sonst hätten wir hier abstellen müssen“, sagt Strauß. Die Belastung in Millionenhöhe hätte eine Übernahme uninteressant gemacht. Bei dem Problem gab es Hilfe aus Berlin: Den Weg frei gemacht hatten der Duisburger SPD-Bundestagsabgeordneten Mahmut Özdemir und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel.
„Das EU-Recht sieht vor, dass Unternehmen in der Insolvenz keine Ausnahmegenehmigung erhalten. Damit diese Regelung den Betriebsübergang nicht verhindert, haben wir eine EU-konforme und rechtlich sichere Lösung erreicht“, sagt Özdemir. Gabriel erklärte in einem Schreiben: „Die Stadt Duisburg braucht für ihre Zukunft auch weiterhin Menschen und Unternehmen, die sich für sie einsetzen.“
Maschinen standen nie still
Vor allem aber die Belegschaft habe das Unmögliche erst möglich gemacht, sagt Strauß: „Die Maschinen hier haben in der Zeit nicht einen Tag stillgestanden. Die Leute können stolz auf sich sein, das ist eine tolle Geschichte.“
Auch Bezirksbürgermeister Georg Salomon freute sich gestern: „Die meisten der Mitarbeiter wohnen in Walsum, sie haben endlich wieder eine Perspektive.“
Über dem Werk weht seit einem halben Jahr eine drei Meter große Walsumer Fahne, sie ist Symbol für den Widerstand gegen die Standortschließung und soll bis zum Betriebsübergang hängen bleiben. Der ist für Freitag geplant. „Dann lasse ich sie abhängen“, sagt Strauß. Das Unternehmen, das jährlich 210.000 Tonnen hochwertigen Papiers produziert, wird dann wieder einen neuen Namen tragen müssen. Der in der Branche durchaus bekannte Ortszusatz soll erhalten bleiben und aus „Walsum Papier“ die „Papierfabrik Walsum“ werden.