Duisburg. . Insolvenzverwalter Dr. Sebastian Henneke und der Betriebrat rechnen mit einem oder mehreren konkreten Angeboten für den Gläubigerausschuss am Montag.
Bei Walsum Papier, vormals Norske Skog, wächst nach der Insolvenz die Zuversicht auf den Einstieg eines Investors. Am kommenden Montag, 26. November, steht eine möglicherweise vorentscheidende Sitzung des Gläubigerausschusses an.
„Wir sind optimistisch, dass es dann eines oder mehrere Angebote gibt“, sagte Insolvenzverwalter Dr. Sebastian Henneke am Dienstag dieser Zeitung. „Es gibt Grund zur Hoffnung“, meint auch Jürgen Strauß, der Betriebsratsvorsitzende, nachdem in den vergangenen Woche mit einigen „interessanten Investoren“ über ein Engagement in Walsum verhandelt wurde.
Zukunftsfähiges Geschäftsmodell
Der Insolvenzantrag, den der norwegische Mutterkonzern Anfang Juni für das Walsumer Werk mit knapp 300 Mitarbeitern stellte, habe den Standort in eine „äußerst schwierige Situation gebracht“, sagt Henneke: „Die Schließung war bei allen Partnern rum.“ Dank viel Überzeugungsarbeit bei Kunden und Lieferanten sowie „toller Unterstützung der Belegschaft“ sei es gelungen „das Werk unter Feuer zu halten und glaubhaft zu machen, dass wir überlebensfähig sind“.
Durch die Lösung von Norske Skog habe das Werk auch in eine eigene EDV- und Vertriebsstruktur investieren müssen, erläutert Henneke: „Das war sicher keine Selbstverständlichkeit.“ Parallel liefen Überlegungen zur Entwicklung eines zukunftsfähigen Geschäftsmodells. Das sieht einen Abschied vom kostenintensiven und deshalb defizitären Tiefdruck-Bereich vor.
Grund für Insolvenz-Antrag: Hohe Energiekosten
Der Abschied von der Produktion hochwertigen Magazin-Papiers, für das es zudem große Überkapazitäten am Markt gibt, würde auch die Energiekosten spürbar senken. „Das ist eine erhebliche Stellschraube“, sagt Henneke, „im Offset-Bereich sind die Kosten wesentlich geringer.“ Die hohen Energiekosten – die Anlagen werden mit Dampf vom benachbarten Steag-Kraftwerk betrieben – hatte Norske Skog als einen Grund für den Insolvenz-Antrag genannt.
Eine Chance für eine gute Zukunft an der Theodor-Heuss-Straße sieht der Insolvenzverwalter auch in der Produktion von Verpackungspapier. Henneke: „Dort sind die Verhältnisse besser, es gibt auch keine Überkapazitäten.“
„Vorlagefähiges Angebot“ bis Montag
Dass auch der etablierte Standort mit Anbindung an den Rhein das Interesse potenzieller Investoren weckt, bestärkt die Zuversicht von Verwalter und Betriebsrat.
Zwischen den Vorstellungen auf beiden Seiten müsse noch eine Lücke geschlossen werden, räumt Sebastian Henneke ein. Er geht allerdings davon aus, dass am Montag zumindest ein „vorlagefähiges Angebot“ auf dem Sitzungstisch liegt, möglicherweise auch mehrere. Interesse, so Henneke, hätten sowohl unternehmerische wie auch institutionelle Investoren bekundet, neben deutschen gebe es auch internationale Bieter.
280 Beschäftigte hoffen auf eine Zukunft mit einem neuen Investor
Seit dem Insolvenzantrag Anfang Juni ist die Belegschaft fast komplett an Bord geblieben und hat den Kampf um die Zukunft des Werks aufgenommen, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Strauß. „Nur 10 bis 15 Kollegen sind gegangen, das müssen wir auffangen, aber wir können es noch stemmen.“
Ernsthaft sei das Interesse mehrerer Bieter, glaubt auch Strauß. „Es gibt Grund zur Hoffnung.“ Ziel des Betriebsrats sei der Erhalt möglichst aller Jobs nach dem Einstieg eines Investors. Das Lob von Sebastian Henneke an die Belegschaft gibt Strauß zurück: „Mit dem Insolvenzverwalter haben wir Glück.“