Duisburg. . Anas Alhamsho und Asif Asif sorgen mit ihrem Schreiben bundesweit für Schlagzeilen. Mehr als 2000 Asylbewerber unterschreiben ihren Brief. Ihre Zukunft sehen die beiden in Duisburg.
Anas Alhamsho aus Syrien und Asif Asif aus Pakistan schauen etwas ungläubig. Es ist ihr zweites Interview, das sie an diesem Tag geben. Die Radiostationen, Fernsehsender und Zeitungen rufen neuerdings oft bei den beiden Flüchtlingen in Duisburg an. Nach Silvester haben sie gemeinsam mit zwei Mülheimer Asylbewerbern einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel formuliert, in dem sie sich von den Geschehnissen in Köln distanzieren, sich bei den Deutschen bedanken und die kriminelle Energie verurteilen.
„Deutschland hat uns willkommen geheißen, die Leute helfen uns, dafür wollen wir uns bedanken“, erklärt Asif Asif, warum er den Brief unterzeichnete. Es ist ihnen wichtig, sich öffentlich zu bedanken. Mitglieder des Duisburger Flüchtlingsrates halfen ihnen beim Formulieren – und dabei, Unterschriften auch in anderen Städten zu sammeln. Die Post samt Unterschriftenlisten ist inzwischen im Kanzleramt angekommen. Das wissen sie so genau, weil sie per Einschreiben verschickt wurde.
Nur einmal hat der Familienvater eine negative Erfahrung gemacht
Asif ist momentan in der Turnhalle in Neuenkamp untergebracht. Ideal sei die Situation nicht. „Ich bin hergeflogen. Aber die, die mit nichts kamen, wurden mit dem Nötigsten versorgt. Der Rest kommt mit der Zeit“, hofft er. Nur einmal hat der Familienvater eine negative Erfahrung gemacht. Anfangs gelangte der Brief samt seiner Handynummer an die Öffentlichkeit. Jemand rief an und schrie ins Telefon, dass er aus Deutschland verschwinden solle. Auch Alhamsho bekam so einen Anruf. „Ich bin ruhig geblieben. Danach war gut.“ Duisburg sei „schöner und besser“ als Dingolfing in Bayern, wo er zunächst ein Jahr in einer Unterkunft blieb. „Hier falle ich mit meiner braunen Haut nicht auf. Die Leute sind freundlich und gucken nicht so.“
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Alhamsho hatte Glück, als Syrer wurde er schnell als Flüchtling anerkannt. Ein Freund aus Duisburg schwärmte von seiner Heimatstadt, half ihm in Duisburg eine Wohnung zu finden – und der gelernte Apotheker zog nach Marxloh. In den vergangenen Monaten brachte er sich selbst die ersten deutschen Vokabeln bei. „Entschuldigung“ war das erste deutsche Wort, das ihm der Youtube-Kurs Deutsch-Arabisch vermittelte. Er sagt es oft. „In Duisburg ist mein Deutsch aber noch besser geworden, weil ich hier mehr sprechen kann.“ Meistens schleppt er übrigens einen dicken Ordner mit sich herum. Darin sind alle Papiere abgeheftet, die sich seit seiner Zeit in Deutschland angesammelt haben. Die Ehrenamtlichen des Flüchtlingsrates helfen ihm dabei, die Schreiben vom Amt zu verstehen. „Manchmal müssen wir uns selbst erst schlau machen, was genau mitgebracht werden muss. Die Gesetzeslage ändert sich ja auch ständig“, weiß Britta Söntgerath. Im Flüchtlingsrat werden die Fälle dann besprochen, damit die anderen Ehrenamtlichen dann beim nächsten Mal Bescheid wissen.
Gespannt sind die beiden, ob Angela Merkel auf den Brief reagiert
Anas Alhamsho sieht seine Zukunft in Deutschland. Nach einem offiziellen Sprachkurs, will er eine Ausbildung machen. „Wahrscheinlich hilft mir meine Apotheker-Erfahrung nicht“, vermutet er. Also will er etwas Neues lernen. Asif Asif wartet auf seinen Interview-Termin vom Amt. Er geht zum Deutschkurs, nimmt an einer Kochgruppe in Neuenkamp teil, fährt Fahrrad und erkundet Duisburg. Jeden Tag schreibt und telefoniert er mit seiner Familie – und hofft, sie irgendwann nach Deutschland zu holen. Gespannt sind die beiden jedenfalls, ob Angela Merkel oder das Bundeskanzleramt auf den Brief reagiert. „Vielleicht nicht direkt, aber durch ihre Politik“, wünschen sie sich.