Duisburg. Um einer Zwangsabgabe zuvorzukommen und die Umwelt zu schützen, verpflichten sich auch in Duisburg immer mehr Händler freiwillig dazu, Plastiktüten nicht mehr kostenlos abzugeben.

„Jute statt Plastik!“ Der Kampf-Slogan der Ökobewegung aus den 70er und 80er Jahren erhält neuen Aufwind. Auch in Duisburg verlangen nun vermehrt Einzelhändler Geld für Plastiktüten, die sie zuvor kostenlos abgegeben haben. Manche lassen sich die Tragetaschen bereits seit Monaten bezahlen, andere weisen erst seit einigen Tagen ihre Kunden darauf hin, dass die Tüten nun bezahlt werden müssen.

Plastiktüten-Richtlinie ist in Deutschland noch kein Gesetz

Weil Weltmeere und Flüsse durch Plastikmüll stark verunreinigt sind, hat die EU die Nationalstaaten dazu verpflichtet, den Verbrauch von Kunststofftüten zu reduzieren. In der Bundesrepublik ist die „Plastiktüten-Richtlinie“ zwar noch kein Gesetz, doch knapp die Hälfte der Einzelhändler bundesweit haben sich bereits entschlossen, für die im Fachjargon „Serviceverpackung“ genannten Tragetaschen ein paar Cent zu verlangen.

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Sozusagen im vorauseilenden Gehorsam, wie Wilhelm Bommann, Hauptgeschäftsführer des niederrheinischen Einzelhandelsverbands (EHDV), bestätigt. „Das ist eine freiwillige Selbstverpflichtung des deutschen Handels, um Bundesumweltministerin Barabara Hendricks zuvorzukommen“, erklärt Bommann. Diese habe zusammen mit den Koalitionsfraktionen klargestellt, die EU-Verordnung in Form einer gesetzlichen Bezahlpflicht umzusetzen, sollte sich die Branche nicht auf die Selbstverpflichtung einigen, Plastiktüten im Einzelhandel nur noch kostenpflichtig abzugeben.

„Das würde bedeuten, dass der Händler beim Einkauf der Tüten einen Aufschlag zahlen müsste“, erläutert Bommann. Einen Aufschlag für die Tüten zahle der Handel ohnehin schon im dualen System (Grüner Punkt) für die sachgerechte Entsorgung der Tüten. „Eine Zwangsabgabe wäre eine doppelte Belastung für den Handel.“ Deshalb habe der EHDV in der vergangenen Woche alle seine Mitglieder dazu aufgerufen, sich freiwillig selbst zu verpflichten.

Irland hat Plastiktüten-Verbrauch so um 95 Prozent gesenkt

„Der Vorteil ist, dass der Händler in diesem Falle auch selbst bestimmen kann, wie viel Cent er für die einzelne Tüte nimmt“, wirbt der Verbandsgeschäftsführer für die Freiwilligkeit. Zudem habe diese auch eine positive Imagewirkung, denn das durch die Tüten eingenommene Geld fließt in einen Fonds, aus dem Projekte und Aktionen für den Umweltschutz bezahlt werden.

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Das treffe aber nicht für alle Händler zu, sagt Bommann. Entscheidend sei die Zahl der Tüten, die ein Händler pro Jahr unters Volk bringt: „Kleinbetriebe bis 250 Mitarbeiter, und dazu gehören fast alle 3000 Einzelhändler in Duisburg, müssen nicht in den Fonds einzahlen.“ Erst ab 10 Millionen Tüten würden 500 Euro im Jahr fällig.

„Das Ziel ist ja, den Verbrauch der Kunststofftüten deutlich zu verringern. Die Iren, die bereits seit 1999 22 Cent pro Tüte verlangen, haben bis 2014 den Verbrauch um 95 Prozent gesenkt“, führt Bommann an. Es gehe also darum, die Kunden zu motivieren, die Tüten möglichst nicht zu kaufen, sondern stattdessen Alternativen zu nutzen.

Das sagen die Kunden zur kostenpflichtigen Tüte 

Kostenpflichtige Tüten? Solche Entscheidungen müssen Verkäuferinnen offenbar oft an der Kasse ausbaden. Es gibt zahlreiche Beschwerden, aber auch viel Verständnis und Lob wie etwa vom Studenten Rouven (21). Er findet es super, dass es weniger kostenlose Plastiktüten gibt. „Alles andere schadet viel zu sehr der Umwelt. Da ist es besser, wenn man einfach eine Tragetasche von Zuhause mitnimmt.“

Verena Jessen gibt zu, dass sie sich anfangs schon geärgert habe, „dass es die kleinen kostenlosen Tüten in der Drogerie nicht mehr gibt“, so die 42-Jährige. „Die waren schon praktisch, aber im Grunde ist es gut so.“

Horst Becker (77) nimmt immer die selbe Plastiktüte mit, wenn er einkaufen geht. „Ich verwahre sie immer zu Hause. Ansonsten wäre das auf die Dauer auch sehr teuer, weil ich fast jeden Tag nur ein paar Kleinigkeiten kaufe.“

Brunhilde Christ (54) sagt: „Ich habe immer, egal ob ich einkaufen gehe oder nicht, einen Stoffbeutel dabei“, so die 54-Jährige. „Wir brauchen keine Plastiktüten und ich finde es furchtbar, dass es Menschen gibt, die sich trotz der Kosten der Tüten noch welche für ihren Einkauf kaufen. Von mir aus könnten die Preise der Tüten noch teurer werden, damit die Menschen einsehen, dass man eigene Stoffbeutel mitnehmen kann.“