Duisburg. 15 Jahre Wikipedia: Aus dem Schulalltag ist das Internet-Lexikon nicht mehr weg zu denken, weiß auch die Duisburger Lehrerin Wibke Harnischmacher.
Das Internet-Lexikon Wikipedia feiert heute 15. Geburtstag. Gründer Jimmy Wales wollte damit „eine frei lizenzierte und hochwertige Enzyklopädie schaffen und lexikalisches Wissen verbreiten“. Woher ich das weiß? Von Wikipedia natürlich! Heute wird das kollektive Netz-Wissen wie selbstverständlich zur Recherche genutzt – Abschreiben war nie einfacher. Hat sich das auf den Schulunterricht ausgewirkt? Falls ja, wie? Dr. Wibke Harnischmacher (39), Lehrerin für Sozialwissenschaften, Politik und Latein am Hochfelder Mercator-Gymnasium, erklärte im Gespräch, wie Wikipedia und Co. den Unterricht verändert haben.
Wenn Sie sich an Ihre eigene Schulzeit erinnern: Wie haben Sie sich auf Referate vorbereitet?
Wibke Harnischmacher: Meine Schulzeit liegt etwa 20 Jahre zurück, da gab es noch kein Wikipedia. Ich bin also häufig in die Stadtbibliothek gegangen, um zu recherchieren. Auch der Brockhaus stand bei uns zu Hause. Bei speziellen Fragen konnte ich mich als Schülerin auch an Verwandte oder Bekannte wenden, wenn sie sich mit einem Thema besonders gut auskannten.
Und wie bereiten sich Ihre Schüler heute auf Referate vor?
Harnischmacher: Bei der heutigen Schülergeneration führt der erste Schritt einer Recherche ins Netz – meist zu Wikipedia, Google oder Youtube. Von Klasse fünf bis zur Oberstufe ist das Internet eine wichtige Vorbereitung auf Referate oder Facharbeiten, schließlich berühren Neue Medien die Lebenswelt der Schüler von klein auf. Solche Projekte entstehen immer in Absprache mit dem Lehrer, so dass wir Tipps für die Recherche geben können, seien es Literatur oder Internet-Links.
Wie viel Einfluss hat Wikipedia auf den Unterricht?
Harnischmacher: Wikipedia ist mittlerweile eine feste Institution, sollte aber nur ein erster Anlaufpunkt sein, um sich zu informieren. Von dort aus muss die Recherche weitergehen, etwa über Fachliteratur oder weitere Webseiten. Die Literaturangaben auf Wikipedia sind für Schüler sehr hilfreich. Das wissenschaftliche Arbeiten, also auch das Hinterfragen von Sachverhalten, ist schließlich wichtig, um die Wahrnehmung der Realität zu schärfen.
Welche Neuen Medien kommen noch zum Einsatz?
Harnischmacher: Im Unterricht arbeiten wir auch mit dem White Board, bei dem der Bildschirm auf eine Wand geworfen wird – wie der große Touchscreen eines Tablets, auf dem sich Module verschieben lassen. Manche Kollegen empfehlen den Schülern auch bestimmte Lern-Apps. Eine große Rolle spielen ebenfalls Youtube-Tutorials – für manche als Ersatz für den großen Bruder – in denen bestimmte Sachverhalte im Video erklärt werden.
Spicken, Kopieren und Einfügen ist nie einfacher gewesen...
Harnischmacher: Sicherlich, aber wir Lehrer haben auch unsere Mittel. Schließlich kennen wir unsere Pappenheimer und wissen, wie sie schreiben. Daher erkennen wir schnell, welche Passagen übernommen sind. Die Tricks, die Schüler draufhaben, bekommen wir auch raus. Oft kommt das aber nicht vor: Die meisten wissen, dass sich das Abschreiben nicht rentiert. Facharbeiten, die sich nur auf Internetquellen beziehen, werden nicht akzeptiert. Bücher gehören schon noch zum wissenschaftlichen Arbeiten dazu.
Welche Gefahren bestehen für Schüler, wenn Sie das Internet fürs wissenschaftliche Arbeiten nutzen?
Harnischmacher: Gerade in den Gesellschaftswissenschaften gibt es den Anspruch, nicht nur Fakten aufzuschreiben, sondern unterschiedliche Meinungen herauszuarbeiten. Arbeitet man nur mit Internetquellen, besteht die Gefahr, dass Schüler die Meinungen Anderer transportieren. Je jünger sie sind, desto schneller übernehmen sie Informationen und akzeptieren diese. Problematisch wird es auch beim Urheberrecht oder bei Bildern, die die Schüler von sich ins Netz stellen. Daher setzen wir bei der Medienerziehung bereits früh an, um die Schüler zu sensibilisieren und führen diese fächerübergreifend bis in die Oberstufe durch.
Wie sieht das im Schulalltag aus?
Harnischmacher: In der Unterstufe gehört zum Beispiel ein Besuch in der Stadtbibliothek dazu, in der Mittelstufe berichten Experten aus verschiedenen Branchen zum Thema Internetsicherheit und in der Oberstufe besuchen wir die Uni-Bibliothek. Das alles ist wichtig, damit die Schüler später im Studium ein Thema von verschiedenen Seiten wissenschaftlich aufarbeiten und strukturiert darstellen können. Wikipedia kann dabei zwar der Anfang aller Weisheit sein, aber niemals das Ende.
Was Wikipedia über Duisburg schreibt
Was schreibt das freie Online-Lexikon eigentlich über Duisburg? Wir haben mal nachgeschaut.
„Duisburg (mit Dehnungs-i, /dyːsbʊʁk/, regional variabel [ˈdyːsbʊɐ̯ç] bis [ˈdʏːsbʊʀə̆ɕ]) ist eine kreisfreie Großstadt, die an der Mündung der Ruhr in den Rhein liegt. Sie liegt im Herzen der Metropolregion Rhein-Ruhr mit insgesamt rund zehn Millionen Einwohnern. Die Stadt gehört sowohl der Region Niederrhein als auch dem Ruhrgebiet an und liegt im Regierungsbezirk Düsseldorf. Mit einer Einwohnerzahl von einer knappen halben Million ist sie nach Köln, Düsseldorf, Dortmund und Essen die fünftgrößte Stadt des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Oberzentrum nimmt auf der Liste der Großstädte in Deutschland den 15. Platz ein.“ Damit wären Lage und Größe schon mal geklärt.
Gibt es Besonderheiten? Ja, gibt es. Neben Frankfurt und einigen, eher kleineren Städten gibt es Duisburg mehrfach: „Duisburg ist nicht der einzige Ort in Europa mit diesem Namen. Ein heutiger Ortsteil von Tervuren in Belgien, der 1977 eingemeindet wurde, trägt denselben Namen. In der niederländischen Provinz Gelderland gibt es eine Stadt namens Doesburg. Ein Stadtteil Bonns nennt sich Duisdorf. Auch geografische Objekte tragen ein ,Duis’ im Namen, wie der Hügel Duisbergkopf im Quellgebiet der Wurm bei Aachen.