Duisburg. . Leserbeirat diskutiert mit Duisburg Kontor-Chef Peter Joppa. Mehr Touristen sollen kommen und Schilder helfen, die Sehenswürdigkeiten auch zu finden.
Peter Joppa entschuldigte sich für die kleine Verspätung. Aber der Geschäftsführer von Duisburg Kontor kam direkt von der „Vakantiebeurs 2016“, der Messe für Touristik und Freizeit in Utrecht, zum Treffen mit dem Leserbeirat in die WAZ-Redaktion. Duisburg noch stärker, weit über die Stadtgrenzen hinaus, bekannt zu machen, ist eine seiner vielen Aufgaben. So entwickelte sich eine angeregte, mit vielen Hintergrundinformationen gespickte Diskussion mit dem Tourismus-, Märkte- und Event-Manager unter anderem über...
...die schwierige Tourismuswerbung
Joppa ist viel auf Messen unterwegs, gibt aber zu: „Münchener oder Hamburger werden wir über unsere bisherigen Vertriebskanäle kaum erreichen. Da stehen wir erst am Anfang.“ Manuela Müller aus dem Leserbeirat hakt an der Stelle ein. „Im Internet muss man lange suchen, bis man Informationen über Angebote der Stadt wie Rundfahrten oder Rundgänge findet“, kritisiert die Meidericherin.
Joppa verweist auf den aktuellen Stadtkalender „Duisburg 2016“ mit einer Veranstaltungsübersicht, der online heruntergeladen werden könne. Er spricht aber offen an, dass der Name der Internetseite, duisburgnonstop.de, veraltetet sei. „Demnächst wird alles auf duisburgkontor.de zu finden sein.“ Die Seite ist noch im Aufbau, soll aber bald freigeschaltet werden. Darüber hinaus ist laut Joppa geplant, eine App mit Stadtinfos fürs Smartphone anzubieten. Caterina Feller aus Rumeln-Kaldenhausen regt auch eine Zusammenarbeit mit Bloggern an, die über ihre Stadt berichten.
...Tourismusattraktionen in der Stadt
Joppa blättert im aktuellen Stadtkalender. „Wir haben am Anfang ganz bewusst drei Doppelseiten gesetzt, um den Fokus klar zu machen.“ Der erste große identitätsstiftende Themenschwerpunkt ist Wasser: Duisburg als Schnittstelle zwischen Rhein und Ruhr, mit dem größten Binnenhafen der Welt, aber auch mit Regattabahn, Sechs-Seen-Platte oder dem Innenhafen. „Auf der zweiten Doppelseite geht es um das Erlebnis Industriekultur mit Hüttenwerk, Landschaftspark oder Tiger and Turtle“, so Joppa. „Und beim dritten Schwerpunkt dreht sich alles um den Spaß. Und den hatten hoffentlich auch die 480.000 Menschen, die 2015 in Duisburg übernachtet haben.“
...Infos für Touristen vor Ort
Leserbeirätin Andrea Gruß-Wolters aus Großenbaum kritisiert, dass die Touristen-Info sonntags geschlossen sei. Das sei so nicht ganz richtig, sagt Peter Joppa. „Bei größeren Veranstaltungen in der Innenstadt war das Ruhr-Visitor-Center bisher schon geöffnet. Dann lohnt sich das auch.“ Dies werde auch nach dem Umzug der neuen Touristen-Info in den Pavillon an der König-/Mercatorstraße der Fall sein. Der Geschäftsführer von Duisburg Kontor sieht vor allem in der neuen zentrale Lage einen großen Vorteil. „Eine Touristen-Info muss eben zu finden sein“, spielt er auf das bisherige Schattendasein im City-Palais an.
Außerdem will Joppa erreichen, dass die Innenstadt noch in diesem Jahr besser beschildert wird. Leserbeirätin Manuela Müller: „Bisher haben Ortsunkundige ohne Hilfe zum Beispiel keine Chance, den Innenhafen zu finden.“ Und Bruno Urbanski aus Ungelsheim beklagt in diesem Zusammenhang die aus seiner Sicht mangelhafte Beschilderung der Radwege für Touristen.
...die Duisburg-Card als Problemkind
Die Karte, mit der die Kunden freie Fahrt im öffentlichen Nahverkehr innerhalb des Stadtgebietes haben und zudem besondere Vergünstigungen wie etwa im Zoo erhalten, ist bisher gefloppt. „Das Produkt ist nicht schlecht, stößt aber nicht auf die gewünschte Resonanz“, so Joppa. „Es gibt auch deutlich bessere Modelle in anderen Städten.“ Er könne sich vorstellen, das Projekt Duisburg-Card zu beenden. Stattdessen sollen in Abstimmung mit Ruhrgebiet Tourismus mehr Duisburger Ziele in die Ruhr-Top-Card integriert werden. Eine Entscheidung darüber soll in diesem Frühjahr fallen.
...Image und Slogan für Duisburg
„Meine Verwandtschaft in Hamburg denkt bei Duisburg oder beim Ruhrgebiet generell immer noch nur an Stahl und Dreck“, sagt Manfred Neumann aus Rheinhausen. „Wenn sie dann hier waren, wundern sich alle, wie schön und vor allem grün die Stadt ist.“
Joppa verweist auf einen vom Unternehmerverband zusammen mit der IHK initiierten Masterplan für Duisburg. „Da gibt es auch einen Arbeitskreis zum Thema Image“, erklärt der gelernte Diplom-Verwaltungswirt. „Es geht dabei auch um einen Slogan, hinter dem sich alle wiederfinden.“
Leserbeirat Peter Engels aus Walsum hält das für problematisch: „Duisburg ist zu unterschiedlich, um das zu bündeln.“ Woraufhin Verena Rech aus dem Dellviertel spontan der Slogan „Duisburg – Vielfalt an Rhein und Ruhr“ einfällt. Und der Homberger Reinhard Stratenwerth findet bei aller Bescheidenheit einen Slogan auch mit Blick auf den 300. Hafen-Geburtstag, mit dem er vor 30 Jahren einen Wettbewerb gewonnen habe: „Wirf Anker in Duisburg!“
...die Wochenmärkte
„Wir sind gemessen an der Einwohnerzahl Wochenmarktstadt Nummer eins in NRW mit 59 Veranstaltungen an 29 Plätzen pro Woche“, sagt Joppa. Dafür werde allerdings auch 150.000 Euro pro Jahr in die Werbung gesteckt. Absoluter Renner seien die Wochenmarkttaschen, die aus dem Budget der Händler finanziert werden. 25.000 davon werden pro Jahr verteilt.
...den Weihnachtsmarkt
Für den Leserbeirat gehört der Weihnachtsmarkt grundsätzlich zum insgesamt sehr guten Veranstaltungsangebot. Allerdings ist er wie auch andere Innenstadtfeste für Anke Loss aus Wanheimerort „eine einzige Fresmeile“. Joppa entgegnet: „Diese Einschätzung mag subjektiv richtig sein. Aber bei 120 Ständen haben wir immerhin 50 im Bereich Kunsthandwerk.“ Einzelne davon, regt Verena Rech an, könnten doch künftig verstärkt zwischen den Gastronomiegeschäften platziert werden. „Dann wirkt das alles nicht so geballt.“ Dies, so Joppa, sei aber bewusst so konzipiert. „Einzelne Kunsthandwerkerbuden hätten zwischen den großen Gastronomiegeschäften keine Chance.“