Duisburg. . Eine neue Versuchsanlage verbessert den Einsatz unterschiedlicher Rohstoffe und hilft bei der Staubminderung. Ein weiterer Filter soll im Frühjahr 2017 in Betrieb gehen.

Drei Schornsteine, nur ein paar Schritte voneinander entfernt, recken sich in Richtung Himmel und markieren unübersehbar auf dem gigantischen Industrieareal von Thyssen-Krupp im Norden der Stadt den Standort der Sinteranlage – und einer weltweit einmaligen Innovation in Form einer soeben in Betrieb genommenen vollautomatisierten Versuchsanlage, die zudem einen Roboter beschäftigt.

Die neue Anlage dient der Qualitätssicherung, aber auch dem Umweltschutz. Sie ist nach Angaben des Stahlkonzerns das Ergebnis „mehrjähriger Forschungsarbeit“. Zu den Investitionskosten werden keine Angaben gemacht.

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„Mit der Anlage versuchen wir frühzeitig auf die weltweiten Veränderungen von Erzqualitäten zu reagieren und flexibel Schwankungen auszugleichen. Durch die vollständige Digitalisierung der Versuchsprozesses haben wir nicht nur exakte Qualitätskennzahlen, sondern gleichzeitig den Emissionsgehalt der Einsatzstoffe im Blick“, sagt Dr. Urban Janhsen, Leiter des Teams „Technologie Erz und Eisen“ bei Thyssen-Krupp Steel Europe. Mit der Versuchsanlage könne in kleinen Mengen getestet werden, wie sich Rohstoffe in der späteren Massenproduktion verhalten werden. Ziel ist es, unterschiedliche Rohstoffe besonders effizient einzusetzen und dadurch eine optimierte und umweltverträgliche Zusammensetzung in der Stahlproduktion zu erzielen.

Exakte Vorhersagen für die tägliche Massenproduktion

Beim Sintern wird das feinkörnige Eisenerz mit anderen Stoffen vermengt, stark erhitzt und durch Anschmelzen der Erzkornränder zu größeren Stücken zusammengebacken, die bei der Produktion von Roheisen im Hochofen erforderlich sind. Thyssen-Krupp betreibt in Duisburg vier Hochöfen: die beiden „Riesen“ am Schwelgernhafen und zwei kleinere in Bruckhausen. Auf den vier Sinterbändern im Werksteil Schwelgern wird das gesamte Erz-Koks-Gemisch für alle vier Hochöfen „stückig“ gemacht.

Für die tägliche Massenproduktion von Sinter können nun mithilfe der Versuchsanlage im Forschungsbereich binnen weniger Stunden exakte Vorhersagen über optimale Mischverhältnisse der Einsatzstoffe getroffen werden. „Vom Wiegen der Probe vor der Untersuchung bis zur Prüfung des fertigen Sinters übernimmt ein Roboter alle Füll- und Transportschritte“, schildert Thyssen-Krupp die Abläufe in der neuen Anlage. Diese biete zudem für ältere oder leistungseingeschränkte Mitarbeiter aufgrund der Automatisierung der Umfüll- und Transportprozesse ein „hohes Maß an Ergonomie und Arbeitssicherheit“.

Exakte Staubanalyse

Eine weitere „maßgebliche Innovation“ stellt nach Einschätzung des Stahlunternehmens die bis ins kleinste Detail mögliche Staubanalyse des Versuchsprozesses dar, wodurch eine Minderung von Emissionen ermöglicht werden soll. Mit einem Laser werden Austrittsstoffe gemessen. Dank des vollautomatisierten Ablaufs können staubarme Einsatzstoffe identifiziert und ihr optimaler Einsatz bestimmt werden.

Kürzlich hat Thyssen-Krupp Steel mit dem Bau eines modernen Tuchfilters begonnen, mit dem ab Frühjahr 2017 nahezu 99,99 Prozent des Sinterstaubs aus der Sinterproduktion eingefangen werden soll.