Duisburg. . Seit 1999 spielen Uwe Frisch und Helle Hensen zur Weihnachtszeit das Stück „Ox & Esel“. Auch nach 16 Jahren haben sie noch immer einen Heidenspaß dabei.
War wohl nix mit stille Nacht. Nicht in diesem Stall. Geschafft von des Tages Mühen stiefelt Ox in freudiger Erwartung seiner verdienten Abendmahlzeit auf den Trog zu und dann das: Irgendwer hat ein Baby in sein Essen gelegt. „Eine Sauerei ist das doch, mitten im Abendbrot“, poltert das Hornvieh. „Oh“, ruft Kollege Esel beim Anblick des Kindes in der Krippe.
Was Ox nicht besänftigt: „Und? Kannst du mir mal sagen, was Oh in meinem Abendessen macht?“ Kann das Langohr nicht und rausfischen will es das Ding aus dem Heu auch nicht. Stattdessen erzählt es eine gefühlsduselige Geschichte von Joseph und seiner Mechtab oder wie die heißt, von Soldaten und drei durchgeknallten Königen, die einem seltsamen Gestirn hinterherlatschen, und alle suchen diesen Matthias, den keiner kennt. Zu allem Übel fängt das Balg in der Krippe auch noch an zu krähen und pullert in Oxens Heu. Schöne Bescherung, das.
Vorstellung ist Kult
Jawohl, eine ganz und gar grandiose sogar, und sie ist Kult. Denn es gibt sie alle Jahre wieder in Duisburg, jedenfalls seitdem diese turbulente Geschichte um „Ox & Esel“ und die Geschehnisse im Stall von Bethlehem aus der Feder von Norbert Ebel beim Deutsch-Niederländischen Autorenfestival „Kaas & Kappes“ im Komma-Theater den 3. Preis ergattert hat. Das war 1999, noch im selben Jahr mimten Helle Hensen und Uwe Frisch vom Reibekuchentheater zum ersten Mal das tierische Duo. Sie tun es noch immer, seit 16 Jahren.
Warum auch nicht. Helle Hensen ist ein prachtvolles Rindvieh: großmäulig, streitlustig, aber gutmütig und warmherzig. Und Uwe Frisch ist ein Bild von einem Esel: etwas ungelenk, ein wenig naiv, hilfsbereit, aber mit praktischer Klugheit und Mut zur rechten Zeit. Von Anfang an sei klar gewesen, wer welche Rolle übernimmt. „Wir haben das ein bisschen nach unserem Intellekt verteilt“, flachst Frisch. „Helle hat eben die Lust, den Bösen mit dem guten Herzen zu spielen.“
Geschätzte 500 Mal haben Frisch und Hensen „Ox & Esel“ bislang gespielt. 20 bis 30 Mal pro Jahr. In diesem standen 27 Auftritte in einem Monat auf dem Programm. „Das ist schon ordentlich“, meint Hensen. Respekt, aber wird es da nicht doch mal langweilig? „Wir haben ja immer elf Monate Pause dazwischen“, begründet Uwe Frisch, warum sie es bislang nie leid geworden sind, die Eselsohren und den gehörnten Helm zu tragen, mit dem Helle Hensen eher an die Goten bei Asterix erinnert als ein Nutztier. Nach all diesen Jahren müssten sie sich den Text vor den Auftritten auch nicht noch mal extra „drauf schaffen“, sagt Frisch: „Das haben wir beim ersten Mal wieder so präsent.“
Auf vielen verschiedenen Bühnen gespielt
Für Abwechslung sorgen auch die verschiedenen Bühnen, auf denen sie das Stück präsentieren. „ Wir haben das in kleinen Ecken gespielt, wo der Nikolaus bei uns auf dem Heuballen sitzen musste, aber auch in Theatern, wo die Techniker nach dem Beleuchtungsplan fragten.“ Darüber können sich die beiden köstlich amüsieren, denn ihre Inszenierung ist samt Auf- und Abbau der Bühne handgestrickt. Wie auch die Requisiten, es sind immer noch die der ersten Stunde.
„Die geb’ ich auch nicht ab“, sagt Uwe Frisch mit Nachdruck. „Brauchste auch nicht“, beruhigt ihn Hensen, „das Equipment wird uns überdauern.“ Allerdings nicht das Heu, das Helle Hensen an einer Stelle des Stücks mümmelt. Das wird regelmäßig erneuert. Frisch: „Helle sagt dann immer: Heute hol’ ich mir mal gute Ware und kommt dann mit Kaninchenfutter zurück.“ Schmeckt das? „Zwischendurch ist man schon froh, wenn man was Anderes zu essen bekommt“, grinst Hensen. Na ja, schließlich ist das nur eine Rolle, obwohl es Menschen gibt, die das durchaus verwechseln, wie Uwe Frisch öfter erlebt hat. „Ich geh durch die Stadt und hinter mir ruft jemand: Guck mal, der Esel. 80 Prozent der Leute, die das rufen, haben auch das Stück gesehen.“
Dass sie nach 16 Jahren beide noch immer einen Heidenspaß an dieser etwas anderen Weihnachtsgeschichte haben, liege aber nicht nur am Stück, meint Uwe Frisch: „Es ist schön, mit Helle wieder unterwegs zu sein.“ Aber es liege eben auch am Stück, schiebt er hinterher: „Da ist so eine Wärme in der Geschichte. Durch die kommt man selbst in so eine Winter- und Weihnachtsstimmung.“
Erlös geht an syrische Flüchtlingskinder
Eine besondere Vorstellung von „Ox & Esel“ gibt es stets am 23. Dezember im Komma-Theater in Rheinhausen. Frisch und Hensen spielen sie als Benefiz für die Kindernothilfe.
„2000 bis 2500 Euro kommen da fast immer zusammen“, sagt Uwe Frisch. In diesem Jahr ging der Erlös des Abends an ein Projekt der Kindernothilfe für syrische Flüchtlingskinder.