Duisburg. . Für Freude bei den Weihnachtsmarktbesuchern in Duisburg sorgten an Nikolaus zwei Fahrrad-Rikschas. Wer Lust hatte, konnte sich kostenlos fahren lasen.

Der kalte Fahrtwind bläst mir ins Gesicht. Meine Beine sind unter einer kuscheligen Decke warm eingepackt. Roozbeh Peeryoordshahi, genannt Rooz, tritt in die Pedale. Es ruckelt und wackelt ein wenig, an den langsam fahrenden Autos neben uns sausen wir vorbei. "Nächster Halt Duisburger Weihnachtsmarkt!", ruft Rooz.

Und schon taucht die Fußgängerzone vor uns auf: Die Lichterketten auf den Dächern der Weihnachtsmarktbuden glitzern. Es riecht nach Pommes und gebrannten Mandeln. Passanten schauen auf, winken. Ihre Blicke verraten, dass sie sich gerade fragen: Was ist hier los? Es ist Nikolaus, ein Sonntag im Advent und zwei Fahrrad-Rikschas pendeln zwischen dem Hauptbahnhof und dem Weihnachtsmarkt hin und her. Die Rikschafahrten sind eine von 24 kleinen als Adventskalender angelegten Aktionen der DB Regio NRW.

Eine kleine Freude für Weihnachtsmarktbesucher

Die Rikschas sind von außen karmesinrot und mit gelben Sternchen verziert. "Weihnachtsshuttle" steht darauf. Gefahren werden sie von dem gebürtigen Iraner Rooz und seinem Chef Johannes Wittig. "Es ist ein Gag. Wir wollen den Menschen eine kleine Freude machen", erklärt Wittig die Aktion. Wer Lust hat, kann sich von 12 bis 20 Uhr kostenlos von den beiden Fahrern mitnehmen lassen.

Drei Freudinnen aus Gelsenkirchen nutzen die Gelegenheit prompt. Sie sind auf dem Rückweg vom Weihnachtsmarkt. Auf dem Kopf tragen sie kleine Nikolausmützen. Lachend bleiben sie bei Johannes Wittig stehen. "Meinste, du kriegst uns drei mit?", fragt eine aus der Runde. Ihre Frage hat sie mehr als Scherz gestellt. Eigentlich wollen die Damen schon weiterziehen. Doch Wittig grinst und sagt: "Die Wette gilt." Die drei Frauen zwängen sich auf den Rücksitz und Wittig fährt los.

Ganz so mutig sind die meisten Passanten nicht. Sie sind schüchtern, schauen nur zu und trauen sich nicht, die Fahrer anzusprechen. Erst wenn sie von den Fahrer eingeladen werden mitzufahren, probieren sie es aus. Rooz und Wittig haben keine Berührungsängste. Wie Marktschreier preisen sie ihre Dienste an.

Ein schönes Erlebnis für Verliebte

Angi Drewa ist sofort Feuer und Flamme. Sie will unbedingt mitfahren und überredet ihren Freund Chris. Eng umschlungen machen es sich die beiden auf der Rückbank gemütlich. Ein Küsschen gibt's auch noch.

Johannes Wittig und Roozbeh Peeryoordshahi fuhren am Nikolaus Menschen vom Duisburger Hauptbahnhof zum Weihnachtsmarkt und zurück.
Johannes Wittig und Roozbeh Peeryoordshahi fuhren am Nikolaus Menschen vom Duisburger Hauptbahnhof zum Weihnachtsmarkt und zurück. © Stephan Eickershoff/Funke Foto Services

"Das erlebe ich oft", sagt Rooz. Im Sommer fährt er mit der Rikscha durch Köln. Touristen bietet er eine kleine Stadtrundfahrt, erzählt von der Geschichte der Dom-Stadt und bringt sie zu schönen Orten. Pärchen habe er schon oft zur Hohenzollernbrücke gebracht. "Das ist die Brücke für Verliebte. Als Zeichen ihrer Liebe hängen sie dort ein Schloss auf", erzählt Rooz.

Mit dem Rikschafahren hält sich der 32-Jährige über Wasser. Vor sechs Jahren hat er damit angefangen und ist dabei geblieben. Eigentlich ist er von Beruf Kampfsporttrainer, aber die Jobsituation sei schwierig. Und ein anderer Job, kellnern zum Beispiel? Das könne Rooz sich nicht vorstellen. "Dieser Job ist viel entspannter. Ich bin mein eigener Herr", sagt er.

Auch genieße er es viel draußen zu sein und sich mit den Menschen zu unterhalten. Während er das erzählt, sitzt er selbst auf der Rückbank und raucht ein E-Zigarette. Ein Paar winkt und bleibt kurz stehen. Rooz hat Ying und Severin vor ein paar Stunden zu einem Restaurant in der Nähe gefahren. "In Deutschland habe ich so etwas noch nicht gesehen. Ich kenne Rikschas aus China", sagt Ying. Hier eine zu sehen, hat sie total gefreut.

Seit 20 Jahren im Geschäft 

Johannes Wittig ist schon länger im Geschäft. Seit über zwanzig Jahren fährt er Rikscha. Mittlerweile ist er nur noch selten selbst unterwegs, er kümmert sich verstärkt um den "Bürokram". Mit vierzehn Rikschas sind seine Fahrer in Köln unterwegs. Hauptberuflich ist er Sozialarbeiter. Die Rikschas seien eine "Mischung aus Hobby und Nebenverdienst". "Angefangen hat das alles hier als Schnapsidee", sagt Wittig lachend. Er hatte gehört, dass die Rikscha in Asien ein beliebtes Beförderungsmittel ist. Das wollte er auch hier versuchen. Recht günstig erstand er seine erste Rikscha aus einer Dekoration eines Kaufhauses und ließ sie umrüsten.

Seine Rikschas heute hat er in Dänemark gekauft. Sie gehören zum Modell "Citycruiser" und sind ähnlich wie E-Bikes mit einem Motor ausgestattet.

Kinder jauchzen vor Freude

Bei Kindern sind die Fahrten besonders beliebt. Sie lassen sich auch gerne Mal einfach im Kreis fahren. Der neunjährige Aca und seine elfjährige Schwester Christina kommen mit ihrer Oma vom Weihnachtsmarkt zurück. "Wir haben Geschenke für unsere Eltern gekauft", sagt Aca stolz. Voll beladen mit Einkaufstüten steigen sie bei Wittig ein. Als es los geht, jauchzen die beiden vor Freude.

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Auf dem Rückweg bringt er drei ältere Damen vom Niederrhein mit. Für Marlise Fischdick, Lisl Schenk und Monika Hesseln war es ein spontaner Ausflug. "Eigentlich wollten wir nur Kaffee trinken", sagt Lisl Schenk. Dann hätten sie sich doch dazu entschieden, etwas zu unternehmen. "Ich komme jedes Jahr her", sagt Marlise Fischdick, "mit 68 Jahren bin ich hier zum ersten Mal Riesenrad gefahren."

"Die Freude der Menschen ist ansteckend", sagt Wittig. Sie ist der Grund, wieso er noch viele Jahre fahren wird.

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