Duisburg. . Susanne Hempel und Co. vom Lauftreff des LC Duisburg engagieren sich für Flüchtlinge, bieten ihnen eine sportliche Abwechslung im Alltag.
Samson Bruno (27) hat sich bereits die Turnschuhe angezogen. Gleich wird er laufen, einfach nur laufen und den Kopf ein bisschen frei bekommen. Der junge Mann aus Eritrea, der seit 2014 in der Flüchtlingsunterkunft an der Kaiserswerther Straße lebt, ist nicht allein unterwegs. Anja Tegatz vom Lauftreff des LC Duisburg und amtierende deutsche Meisterin im 24-Stunden-Trailrunning wird ihn an diesem Abend mit Stirnlampe begleiten.
Ihre Vereinskollegin Susanne Hempel hatte unlängst beim gemeinsamen Joggen angesichts der sich immer weiter zuspitzenden Flüchtlingssituation die Idee dazu. Sie wollte nicht länger tatenlos zusehen, sondern sich engagieren und den vielen Menschen, die vor Krieg oder Verfolgung auch in Duisburg Schutz suchen, eine sportliche Abwechslung im Alltag bieten.
Flüchtlinge„Man ist beim Laufen schnell auf Augenhöhe. Das ist das Schöne“, sagt Susanne Hempel. „Es ist ein leichtfüßiges Miteinander.“ Großes Vorbild sei Pater Tobias. Dort habe sie sich erkundigt und anschließend Kontakt zu Unterkünften aufgenommen. Positive Resonanz auf ihr Laufangebot habe sie bisher leider nur an der Kaiserswerther Straße bekommen. „Wir sind froh über jedes Engagement“, sagt der dortige stellvertretende Leiter Thomas van Bruck.
Noch ist die Zahl der Flüchtlinge, die mit Anja Tegatz und Co. laufen, überschaubar. Neben Samson Bruno ist auch Sedat Asani mit von der Partie. Normalerweise. An diesem Abend muss er aber wegen einer Knieverletzung passen.
In ständiger Angst
Der 18-Jährige stammt aus dem Kosovo und erzählt, dass sein Bruder umgebracht wurde, als er noch ein Kind war. Geflohen sei er vor über einem Jahr mit seiner Mutter, Schwester und seinem Bruder. Das habe der Vater, der selbst in der Heimat zurückblieb, so entschieden.
Als er auf das Laufen angesprochen wird, hellt sich seine Miene auf. Sehr dankbar sei er dafür – ebenso wie Samson Bruno, der bereits vor vielen Jahren aus Eritrea in den Sudan und vor einem Jahr weiter nach Deutschlands geflohen ist. „Ich liebe meine Heimat“, sagt er. „Ich wollte dort nur friedlich leben. Aber es geht einfach nicht.“ Das Regime unterdrücke die Menschen. „Du musst ständig aufpassen, was du sagst, und Angst davor haben, einfach ins Gefängnis gesteckt zu werden.“
Treff am Kalkweg
Seine Frau und seine beiden Töchter habe er im Sudan zurücklassen müssen. Samson Bruno hofft, sie möglichst bald zu sich holen und die Sorgen irgendwann mal hinter sich lassen zu können. So lange ist er froh, wenn er zwischendurch abends läuft, einfach nur läuft und den Kopf ein bisschen freibekommt.
Seit Anfang Oktober holen Mitglieder des Lauftreffs des LC Duisburg Flüchtlinge von der Unterkunft an der Kaiserswerther Straße ab und laufen los. Wenn sich die Abläufe eingespielt haben, soll es einen regelmäßigen Treff montags und mittwochs um 18 Uhr am Kalkweg 145 geben. Susanne Hempel und Co. wollen den Winter durchlaufen und freuen sich deshalb aktuell über entsprechende Sportkleidung und Schuhe. Die Spenden können laut der Initiatorin einfach bei „Runners Point“ im Forum in der Innenstadt abgegeben werden.