Duisburg. . Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit feiert den 50. Jahrestag ihrer Gründung. Michael Rubinstein: Muslime in Deutschland mit einbeziehen.
Seit 50 Jahren besteht nunmehr die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Duisburg-Mülheim-Oberhausen. Dieses Jubiläum wurde im Beisein von Repräsentanten aus Politik und Kirche am Sonntag im Stadthistorischen Museum am Innenhafen bei einer Festveranstaltung gebührend gefeiert.
Für die Stadt Duisburg gratulierte Bürgermeister Volker Mosblech, der den Einsatz der Gesellschaft für „die Verständigung zwischen Christen und Juden“ als einen „gelungenen Beitrag zur friedlichen Zusammenarbeit in der Stadt“ lobte. Der eingeladene Alt-OB Josef Krings, der wie Oberbürgermeister Sören Link wegen eines anderen Termins nicht vor Ort sein konnte, erinnerte in seinem Grußwort an die vielen gemeinsamen Begegnungen mit ehemaligen jüdischen Bürgern Duisburgs, die ihre Heimat in der Nazizeit verloren hatten und zu Krings OB-Zeiten die Stadt zum ersten Mal wieder besuchten. Bei diesen hochsensiblen Begegnungen habe die Unterstützung der GCJZ „eine wichtige Rolle gespielt“ und vielfach sei es somit zu einer „Aussöhnung mit der Heimat“ gekommen.
Markus Zaja (Klarinette) und Ralf Kaupenjohann (Akkordeon) sorgten mit ihren musikalischen Beiträgen für den stimmigen Rahmen. Rainer Hoffmann von der Jüdischen Gemeinde, der durch das knapp zweistündige Programm führte, sprach bei den traditionellen Klezmer-Klängen von „Musik, die die Seele anspricht“.
Kritischer Dialog mit Muslimen
Hoffmann moderierte auch die Talkrunde mit GCJZ-Gründungsmitglied Angelika Köster-Loßack, mit Pfarrer Werner Goeke, der von 1977 bis 1988 den Schüleraustausch mit Israel organisierte, und Brigitta Strauß-Bohn, die als Hildegardis-Schülerin am Programm teinahm. Im Zentrum der Festveranstaltung stand die Rede des ehemaligen Geschäftsführers der Jüdischen Gemeinde, Michael Rubinstein, der seit einem Vierteljahr in Düsseldorf Geschäftsführer des Landesverbands Nordrhein ist.
„Zum Tango gehören immer zwei“ betitelte Rubinstein seinen Festvortrag. Der eher ungewöhnliche Titel sollte verdeutlichen, dass es andauernder Bemühungen bedarf, den Dialog zwischen den Religionen mit Leben zu füllen. Da sei weiterhin „viel Licht und viel Schatten“. Auch wenn es in rund 80 deutschen Städten Gesellschaften für Zusammenarbeit gebe, seien die rund 20 000 Mitglieder insgesamt immer noch eine Minderheit im gesellschaftlichen Gefüge.
Wichtig für die Zukunft sei, dass es nicht alleine beim Dialog zwischen Christen und Juden bleibt, erforderlich sei ein „Trialog“, bei dem in Deutschland lebende Muslime einbezogen werden. Rubinstein hält den interreligiösen Dialog für wichtig, er „kann die Gesellschaft friedlicher machen“. Dabei soll nicht der „Minimal-Konsens“ gesucht werden, man solle durchaus „offen und ehrlich miteinander streiten“.
Mehr Engagement sei allerdings erforderlich, so Michael Rubinstein. Er stellte fest, dass zwar „alle die Wichtigkeit des Dialogs betonen, aber wenige bereit sind, den Dialog auch zu führen“.
Projekte und Veranstaltungen: Die Versöhnung steht im Mittelpunkt
Am 18. November 1965 wurde auf Initiative von Prof. Dr. Heinz Kremers und Herbert Salomon die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft (CJA) Niederrhein gegründet.1989 wurde die Arbeitsgemeinschaft in „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Duisburg-Mülheim-Oberhausen e.V.“ umbenannt.
Im Mittelpunkt der Arbeit stehen seit 50 Jahren Dialog und Versöhnung. Dazu werden regelmäßig Vorträge, Autorenlesungen, Gedenkstunden, Konzerte, Fahrten und Begegnungen veranstaltet. Ein wichtiges Anliegen sind auch die jährlich stattfindenden pädagogischen Projekte im Rahmen des Jungen Forums mit jeweils wechselnden Themen. Beim Schülerwettbewerb geht es 2015 um „Jüdische Schicksale in Duisburg, Mülheim und Oberhausen“. Mit dem jährlichen Schülerwettbewerb soll Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entgegengewirkt und die soziale Kompetenz der Kinder und Jugendlichen gestärkt werden. In die gleiche Richtung zielt das aktuelle Zeitzeugen-Projekt „Erinnerungen gesucht – Enkel fragen, Großeltern antworten“.