Duisburg. Schnell sein, lohnt sich: Sieben junge Frauen haben sich für „Kabale und Liebe“ am schnellsten gemeldet. Sie sind die ersten Duisburger Kulturtester.

Das Theater rief, und sieben junge Frauen haben kurzentschlossen die Chance genutzt, sich als Kulturtester kostenlos die Aufführung des Schauspiels „Kabale und Liebe“ anzusehen. Jetzt allerdings stehen sie etwas befangen am Bühneneingang, warten noch auf Nachzügler und wirken ein wenig wie eine Schulklasse beim ersten Theaterbesuch. Dabei kennen alle das Haus, haben hier schon des Öftern Vorstellungen erlebt. Aber keine war jemals hinter der Bühne, und schon gar nicht wurde sie dabei von der „Hausherrin“ persönlich begrüßt.

Karoline Hoell, Leiterin der Kulturbetriebe, macht es indes sichtlich Spaß, die ersten Kulturtester des Duisburger Theaters zu empfangen und zur Kennenlernrunde in die Kantine mitzunehmen. „Das ist zur Zeit unser Lieblingsprojekt“, sagt sie. Und der Versuch, auf diese Weise mehr junge Menschen ins Theater zu bekommen und auf längere Sicht zu binden, scheint erfolgreich angelaufen zu sein.

Für Niemanden völliges Neuland

16 bis 27 Jahre alt sind die jungen Frauen, und einen Hang zur Kultur hatten sie allesamt ohnehin schon. Neuland betritt hier also keiner der ersten Kulturtester. Überraschenderweise bevorzugen die meisten aber die Oper, die im Allgemeinen nicht gerade in dem Ruf steht, bei jungen Leuten besonders beliebt zu sein. Insofern ist es eben doch eine Art Neuland, sich auf ein Schauspiel einzulassen. „Ich bin eigentlich mehr an Oper und Ballett interessiert“, gibt Samira unumwunden zu. Trotzdem hat die 16-jährige Schülerin aus Duisburg sofort zugeschlagen, als zwei ausgewählte Kulturtester kurzfristig abgesprungen sind. Und ihre Freundin Nicole hat sie gleich mitgebracht.

Aus Düsseldorf angereist ist Studentin Jaqueline (27). Sie ist regelmäßige Besucherin der Rheinoper in Düsseldorf. Dennoch hat sie deren Angebot, dort Operntester werden zu können, noch nicht mitbekommen. Stattdessen hat sie wie fast alle anderen hier, in der Zeitung den Aufruf des Duisburger Theaters gelesen und sich sofort beworben, „um mal was Anderes kennenzulernen.“

„Ich möchte gerne Verpasstes nachholen“, gesteht Schülerin Fee (17). Früher sei sie öfter mit ihrer Oma ins Ballett und die Oper gegangen: „Aber damals fehlte mir der Sinn dafür. Beim Nussknacker bin ich eingeschlafen.“

Das ist gestern wohl niemandem aus der Gruppe passiert. Und falls doch: Für das nächste Angebot können sich alle wieder bewerben.

Das sagen die Kulturtester

 Jaqueline Stark (26)
Jaqueline Stark (26) © FUNKE Foto Services

Jacqueline Stark (Düsseldorf): „Ich fand die Inszenierung, vor einem recht minimalistischem Bühnenbild, sehr schön weil man sich dadurch noch viel mehr auf die eigentliche Handlung konzentrierte und nicht zu sehr vom Hintergrundgeschehen ablenken ließ. Eine Mischung aus „Sturm & Drang“ und trotzdem immer wieder etwas Modernes! Die Rolle des Hofmarschall von Kalb, bei dem durchaus ernsten Thema, lockerte das Ganze immer wieder etwas auf! Eine sehr zu empfehlende Inszenierung von „Kabale und Liebe“, auch für jemanden der mit dem Theater vielleicht nicht so viel am Hut hat!“

Mirjam Patermann (21)
Mirjam Patermann (21) © FUNKE Foto Services

Mirjam Paterman (Duisburg): „Die anfänglich verliebte und romantische Stimmung wurde schnell getrübt. Der Kampf um eine Liebe, die es nicht geben darf, zog mich direkt in den Bann. Durch das puristische Bühnenbild lag der Fokus nur auf dem Können der Schauspieler. Dies war zweifellos vorhanden. Besonders Friederike Becht als Luise fiel mir positiv auf. Ihre Liebe und Verzweiflung war im ganzen Saal zu spüren. Sowohl in den Monologen, als auch im Spiel mit ihren Kollegen verkörperte sie die Rolle großartig. Auch Felix Vörtler als skrupelloser Vater überzeugte mich. Jeder Schauspieler ließ diesen Klassiker neu aufleben.“

So wird man Kulturtester

Kulturtester ist ein Angebot für junge Leute zwischen 16 und 28 Jahren. Sie können in Duisburg Oper, Ballett, Schauspiel, Konzert oder Museumsausstellungen kostenlos ausprobieren. Als Gegenleistung müssen sie das Gesehene und Erlebte kommentieren.

Wer Kulturtester werden will, sendet eine Email mit Namen, Geburtsdatum und Mail-Adresse an: kulturtester@stadt-duisburg.de.

Regelmäßig erhalten alle registrierten Kulturtester E inladungen der beteiligten Kulturinstitutionen zu einer Veranstaltung.

Die Auswahl der zehn Tester erfolgt nach dem Windhundprinzip. Heißt: Die ersten, die sich melden, erhalten den Zuschlag. Schnell sein lohnt sich also.