Duisburg. . Das Amtsgericht setzte einen vorläufigen Insolvenzverwalter ein. Am Montag war Betriebsversammlung. Ein Liberaler sieht die Duisburger Stadtspitze jetzt in der Pflicht.
„Wir produzieren ganz normal weiter“, brachte Betriebsratsvorsitzender Jürgen Strauß am Montag die wichtigste Nachricht aus der Betriebsversammlung auf den Punkt. Wichtig ist diese Aussage für die knapp 300 Mitarbeiter, aber auch für die Kunden des Walsumer Papierwerkes, für das am Freitag Insolvenz angemeldet worden war.
Vorläufiger Insolvenzverwalter ist der erfahrene Rechtsanwalt Dr. Sebastian Henneke mit Kanzlei am Ruhrorter Vinckeufer. Der habe in ersten Gesprächen „einen guten Eindruck“ gemacht, berichtete Strauß weiter. „Kunden und Lieferanten müssen jetzt zu uns stehen“, sagte der Betriebsratschef, das sei Voraussetzung für die weitere Zukunft der Papierherstellung am Standort Walsum.
Belegschaft ist Pluspunkt für Standort Walsum
Der Insolvenzverwalter habe bei der Betriebsversammlung den Mitarbeiter viele Ängste nehmen können, unter anderem mit Versicherung, dass es zunächst für drei Monate Insolvenzgeld für die Beschäftigten gebe. Proppevoll sei es im Sozialraum des Werks gewesen. Wer nicht in der weiterlaufenden Produktion bleiben musste, sei gekommen, berichtete Strauß, auch Urlauber und Kollegen an Krücken.
Die Belegschaft, die sich auch in zurückliegenden schweren Zeiten für ihr Werk eingesetzt habe, sei ein Pluspunkt für den Standort Walsum. Strauß: „Das ist eine gute Truppe.“ Ein weiteres Plus sei die logistische Lagegunst durch die unmittelbare Lage am Rhein (wichtig für die Zellstoffversorgung), durch einen eigenen Gleisanschluss und die Nähe zum Autobahnnetz. Auch Bodo Wilms, Bezirksleiter der IG BCE, ist überzeugt, dass sich für Norske Skog ein Investor finden lasse.
„Die Schließung wäre für Walsum ein herber Verlust"
Erste Reaktionen auf die Insolvenz kamen gestern aus der örtlichen Politik. Jörg-Michael Nikulka, Bezirksvertreter der Linken in Walsum. „Die Schließung wäre für Walsum ein herber Verlust, zu dem es nicht kommen darf. Ich hoffe, dass es schnellstmöglich zu einer vernünftigen Lösung kommt, die den Standort und die Arbeitsplätze sichert.“
Dirk Schlenke (FDP Duisburg-Nord) sieht die Stadtspitze in der Pflicht. Wenn die Kosten für die Dampfversorgung des Papierwerks durch die benachbarte Steag ein wesentlicher Grund für die mangelnde Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens seien, könne das nicht im Sinne der Stadt als „Miteigentümer“ des Energieunternehmens sein: „Wenn Norske Skog den Betrieb einstellt, fällt der Energiekunde komplett weg und aus überteuerten Dampfpreisen werden null Einnahmen.“ Die Stadtwerke gehören zum Eigentümerkreis der Steag.