Neudorf. . Bei einer Info-Veranstaltung der Stadt äußern die Nachbarn konstruktive Kritik, erzählen von ihren Sorgen – und machen diverse Angebote, zu helfen.
Rund 450 Flüchtlinge sollen im ehemaligen Schulamt an der Memelstraße einziehen. Fast genauso viele Neudorfer und Interessierte aus anderen Stadtteilen nutzten am Donnerstagabend die Gelegenheit, sich von Stadtdirektor Spaniel, Sozialamtsleiterin Andrea Bestgen-Schneebeck, Claas Frein vom Immobilienmanagement Duisburg sowie Jugendamts-Chef Holger Pethke und Dr. Dieter Weber, dem Leiter des Gesundheitsamtes, informieren zu lassen. Viele Bürger boten ihre Hilfe an. Aber auch grundsätzliche Fragen zur Asylpolitik wurden gestellt. Direkte Nachbarn von der Memelstraße und Hausbesitzer äußerten zudem ihre Sorgen.
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„Ich habe mir hier ein Mehrfamilienhaus als Altersvorsorge gekauft. Wenn nebenan ein Asyl eröffnet, wird der Wert gemindert.“ Eine ältere Nachbarin, die im Parterre wohnt, hat Sorge, dass sich das Umfeld verschlechtert. „Was ist, wenn die Leute im Sommer abends lange auf der Straße sitzen, wie es in diesen Ländern üblich ist?“ Andrea Bestgen-Schneebeck erklärte, dass für diesen Fall die vier Sozialbetreuer, Hausverwalter und ein Sicherheitsdienst als Ansprechpartner vor Ort seien. „Sprechen Sie unsere Mitarbeiter an – und wenn es abends lauter wird, dann wird das mit den Bewohnern geregelt.“
Büros werden zu Schlafräumen
Anders als etwa die Turnhalle an der Paul-Rücker-Straße in Neuenkamp oder die Glückauf-Halle in Homberg handelt es sich an der Memelstraße nicht um eine Notunterkunft. Die Stadt geht davon aus, dass das Gebäude in den nächsten 15 Jahren als Asyl dienen wird. Wer dort einzieht, könne man allerdings noch nicht sagen, so Bestgen-Schneebeck. Für rund eine Million Euro wurden die ehemaligen Büros zu Schlafräumen umgebaut. Die Sanitäreinrichtungen wurden erneuert und es soll einen Raum geben, in denen etwa Sprachkurse stattfinden könnten.
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Sollten Familien mit Kindern einziehen, werden die Jungen und Mädchen eingeschult. „In einigen Klassen haben wir noch Platz. Das kann aber vielleicht nicht immer wohnortnah geschehen“, erklärt Reinhard Wolf vom Schulamt. Einigen Teilnehmern schwant eine neue Parallelgesellschaft und dass sich auch Familienclans und Banden in Neudorf ansiedeln könnten.
Damit es gar nicht so weit kommt und die Nachbarn mit den Flüchtlingen in Kontakt kommen, boten zahlreiche Teilnehmer ihre Hilfe an. Bärbel Renz vom Verein „Solidarität International“ will Räume an der Flurstraße zur Verfügung stellen. „Schreiben Sie uns auf Ihre Unterstützerliste“, bittet Lothar Wischmeyer vom Bürgerverein Neudorf. Christian Schulte, Pfarrer von St. Ludger und St. Gabriel, erkundigt sich, wie die Gemeinde Angebote für die Kinder machen könnte. Eine Ärztin im Ruhestand will ehrenamtlich bei der Gesundheitsversorgung mithelfen. Und vor zwei Wochen hat sich die Flüchtlingsinitiative Neudorf gegründet. Ottmar Schuwerak, Leiter des Bezirksamt Mitte will nun alle an einem Runden Tisch zusammenbringen.