Duisburg. . Das Land hat in diesem Jahr so viele Polizeianwärter wie nie eingestellt. Patricia Scicolone (21) und Christoph Thus (27) sind zwei ihnen.

Wohnungseinbrüche, Terrorismusbekämpfung oder steigende Flüchtlingszahlen: Die Anforderungen an Polizeibeamte wachsen zunehmend. Perspektivisch droht der NRW-Polizei zudem eine Pensionswelle, die in den kommenden Jahren rollt. Daher hat die Landesregierung in diesem Jahr so viele Anwärter wie noch nie eingestellt – mit fast 1900 Rekordwert. 199 davon gehören zur Ausbildungsbehörde Duisburg. Patricia Scicolone (21) und Christoph Thus (27) sind zwei von ihnen. Sie erklären, warum sie sich trotz gestiegener Herausforderungen für den Job entschieden haben.

Eigentlich wusste Patricia schon seit ihrer Kindheit, dass sie Polizistin werden will. „Mein Opa war bei der Autobahnpolizei in Münster und hat mir immer viel Spannendes von seiner Arbeit erzählt“, sagt die 21-Jährige aus Rumeln. „Er war von Klein auf ein Vorbild für mich.“ Also arbeitete sie auf ihr Ziel hin, schaffte den Sprung von der Realschule bis in die Oberstufe und machte ihr Abitur. „Ich wusste ja, dass ich das für den Job brauche.“ Ein Praktikum als Lehrerin in einer Schule absolvierte Patricia schließlich doch noch, „aber dort habe ich schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist.“

Am Anfang steht der Streifendienst

Gereizt habe sie am Polizeiberuf aber weniger die „Action“, wie es für viele junge Menschen der Fall ist. Vielmehr wolle sie etwas verändern: „Mich hat der Gedanke gereizt, dass ich durch meine Arbeit Menschen helfen kann.“ Berichte ihrer Kollegen über Massenschlägereien und No-Go-Areas, etwa aus Marxloh, schreckten sie nicht ab. „Im Gegenteil – durch meinen Einsatz kann Gewalt verhindert werden.“ Dass es durchaus auch gefährlich werden kann, sei ihr bewusst. „Davor habe ich keine Angst. Das Risiko verletzt zu werden, nehme ich in Kauf.“

Für ihren Kollegen Christoph Thus, der aus Krefeld kommt, stand die Abwechslung im Berufsalltag an erster Stelle. „Kein Tag ist wie der andere, man arbeitet im Büro, aber auch draußen“, sagt er. „Und im Team.“ Das war ihm besonders wichtig. Schließlich spielen Patricia und Christoph beide Handball im Verein und möchten auch beruflich auf ihre Mannschaft bauen können. „Man hat am ersten Tag der Ausbildung bereits ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl gespürt“, findet Christoph, der zuvor Marketing studiert hat. Zur Polizei zu gehen, war schon immer ein Wunsch im Hinterkopf gewesen. Gibt es denn ein Karriereziel? „Bei der Kriminalpolizei zu arbeiten könnte ich mir gut vorstellen.“ Erst einmal steht aber der Streifendienst auf dem Ausbildungsplan. Zunächst lernen die angehenden Kommissare an der Fachhochschule die Theorie – Einsatzlehre, Ethik, Straf- oder Eingriffsrecht. „Nicht wie in der Schule, sondern mit Bezug zur Praxis.“ Ab April geht es dann für zehn Wochen nach Selm zur praktischen Einweisung. „Dort lernen wir das Schießen, machen Sportabnahmen oder Fahrsicherheitstrainings“, erklärt Patricia. Anschließend dürfen die Anwärter ins Praktikum auf die Behörde – und in den Streifenwagen. „Da freuen wir uns am meisten drauf.“

„Ein realistisches Berufsbild vermitteln“

Rainer Schwartz arbeitet seit vielen Jahren als Personalwerber der Polizei-Ausbildungsbehörde in Duisburg. Den ein oder anderen potenziellen Bewerber musste er bereits vor einer Fehlentscheidung bewahren, sagt er. Auch wenn Personal dringend gebraucht werde. „Viele sind von Fernsehsendungen wie KK11 oder CSI geprägt“, weiß Schwartz. Und wollen gleich bei der Kripo einsteigen. „Daher muss man den jungen Leuten ein realistisches Bild vom Beruf vermitteln.“

Für das Ausbildungsjahr 2016 endete die Bewerbungsfrist in der vergangenen Woche. „Über 8000 haben sich beworben“, sagt Schwartz. Das sei fast in jedem Jahr gleich. Um ausreichend Personal einstellen zu können, wurden die Zugangsvoraussetzungen heruntergeschraubt: „So konnten einige, die im vergangenen Jahr das Auswahlverfahren nicht geschafft haben, in diesem Jahr ‘nachrücken’.“