Duisburg/Düsseldorf. Die Duisburger Polizei schlägt Alarm. Ein aktueller Lagebericht über die Situation in einigen Problemvierteln befeuert die Debatte über “No-go-Areas“.
Ein vertraulicher Lagebericht des Polizeipräsidiums Duisburg über eine zunehmende Ohnmacht der Ordnungshüter gegenüber kriminellen Banden und Familienclans hat die Diskussion über rechtsfreie Räume in Teilen von NRW weiter angefacht.
Arbeit der Polizei in manchen Straßen „akut gefährdet“
In dem bekannt gewordenen Papier, aus dem der „Spiegel“ zitiert, wird das Bild einer dramatischen Sicherheitslage in Duisburg gezeichnet. In bestimmten Gegenden sei die Pflicht der Polizei, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, „akut gefährdet“.
Auch interessant
Es gebe Bezirke, in denen Banden bereits ganze Straßenzüge für sich reklamierten, heißt es dort. Anwohner und Geschäftsleute würden eingeschüchtert, Straßenbahnlinien verkämen abends und nachts zu „Angsträumen“, vor allem Polizistinnen sähen sich hoher Aggressivität und Respektlosigkeit gegenüber.
Nach unseren Informationen hat Duisburgs Polizeipräsidentin Elke Bartels zuletzt auch schon persönlich im Düsseldorfer Innenministerium vorgesprochen und auf unhaltbare Zustände hingewiesen.
Sicherheitslage in Duisburg sorgt überregional für Schlagzeilen
„Wir nehmen die Aussagen in dem Duisburger Lagebericht sehr ernst und handeln“, erklärte ein Sprecher von Innenminister Ralf Jäger (SPD). Der möglicherweise vermittelte Eindruck, in Duisburg oder andernorts in NRW gäbe es „No-go-Areas“, sei jedoch falsch.
Auch interessant
In Duisburg würden seit geraumer Zeit freie Kapazitäten von Hundertschaftsbeamten gezielt zur Unterstützung der Polizei in Problemvierteln eingesetzt. Zudem ließ Jäger eine Art „Duisburg-Faktor“ beim künftigen Personalplan der NRW-Polizei ankündigen. „Wenn im Herbst über die Bedarfsentwicklung der einzelnen Behörden entschieden wird, werden besondere Belastungen in problematischen Vierteln besondere Berücksichtigung finden“, so ein Sprecher.
"Es ist mutig und richtig, das aufzuschreiben"
Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Arnold Plickert, lobte die ungeschminkte Analyse des Duisburger Präsidiums: „Es ist mutig und richtig, dass aufgeschrieben wird, was draußen auf den Straßen los ist.“ Er werte dies als ungewöhnlichen Alarmruf der Kollegen vor Ort.
Ende Mai hatte die problematische Sicherheitslage in Duisburg-Marxloh erstmals überregionale Schlagzeilen gemacht. Zwei Polizisten waren von einem libanesischen Familienclan attackiert wurden und hatten nur durch Ziehen der Dienstwaffen die Lage in den Griff bekommen.