Duisburg. Zum Auftakt der Ausstellung „Black Box“ im Lehmbruck-Museum stieg ein Tänzer in eine Badewanne, die bis zum Rand mit flüssiger Schokolade gefüllt war.

Trude Herr wollte keine Schokolade, sondern lieber einen Mann. Zum Glück gönnt die Künstlerin Sonja Alhäuser ihrem Publikum beides. Und so taucht am Donnerstagabend im Lehmbruck-Museum, zur Eröffnung der Ausstellung „Blackbox“, der Tänzer Bernardo Fallas in ihr „Braunes Bad“, wälzt sich in Schokolade und ist am Ende mit der Süßigkeit komplett überzogen. Die Schau spielt mit den Sinnen und der Wahrnehmung des Betrachters.

„Geil“, entfährt es einer jüngeren Zuschauerin, als Bernardo Fallas zunächst strippt und dann seinen wohlgeformten Körper grazil über den Wannenrand schwingt. 30 Zentimeter ist der Bottich samt Wasserbad tief. Bei 42 Grad werden 120 Kilo Schokolade, eine von der Künstlerin genau vorgegebene Melange aus Vollmich und Zartbitter, um den gewünschten Farbton zu treffen, geschmolzen. Geprobt hat Fallas vorher nicht. „Aber es gab ein Video von einer ähnlichen Aktion in Brasilien“, erzählt er. Probleme mit Nacktheit hat der Tänzer, der etwa für die Deutsche Oper am Rhein arbeitet nicht.

In der ersten Reihe riecht es sogar nach Kakao

Zunächst stippt er mit dem linken Fuß hinein, dann setzt er sich, fährt mit den Händen durch die Masse, reibt sich ein. Die Süßigkeit klebt am Bart, bedeckt jedes Körperteil, am Ende sogar die Augen. An den Seiten schwappt die Schokolade über, bildet Nasen am Wannenrand. Auf dem blauen Boden sammelt sich die braune Flüssigkeit zu einem neuen Bad. In der ersten Reihe riecht es sogar nach Kakao. Am Ende ist Fallas komplett überzogen. Ein bisschen lasziv steckt er sich den Finger in den Mund und probiert, bevor er als lebendige Schokoladen-Skulptur der Wanne entsteigt, mit seinen Füßen, Schuhgröße 45, Spuren auf dem Boden hinterlässt und Richtung Dusche tappst.

In Duisburg wird im Lehmbruck-Museum die Ausstellung
In Duisburg wird im Lehmbruck-Museum die Ausstellung "Black Box" eröffnet. Dazu findet eine Performance im Schokoladenbad statt. © Jörg Schimmel

„Ästhetisch, wirklich ganz ästhetisch“, wird Fallas von einer älteren Dame gelobt. „War Ihnen denn nicht zu warm?“, erkundigt sich eine andere. „Ach, da hab ich ein bisschen den Popo bewegt, wenn es zu heiß wurde“, winkt Fallas ab. Die Schokolade habe sich wunderbar auf der Haut angefühlt, etwas zählflüssig zwar, aber angenehm. Nicht umsonst werden in den Drogeriemärkten Schokomasken angeboten.

„Was hat das mit Kunst zu tun?"

„Jetzt muss ich erstmal zur Tanke, noch ein bisschen Schoki besorgen“, hat einem anderen Besucher die Performance Lust auf eigenen Genuss gemacht. „Muss das denn sein?“, fragt indes Zuschauerin Irmgard Bour. „Was hat das mit Kunst zu tun? Arme Kinder würden sich über ein bisschen Schokolade freuen.“ Damit spricht sie genau den Widerspruch an, den Initiatorin Sonja Alhäuser bei den Betrachtern erzeugen möchte. Sie will die Dekadenz zeigen, den Überfluss. In den nächsten sechs Monaten, die die Ausstellung im Lehmbruck zu sehen ist, wird die Wanne samt Schokolade (ohne Mann) im Souterrain stehen bleiben.

Bei der Sonntagsführung durch die Ausstellung „Blackbox“ am 6. September um 11.30 Uhr können sich Besucher von Kunstvermittlerin Eva Henning verzaubern lassen. Unter dem Titel „Lass dich (nicht) täuschen!“ bringt sie nicht nur Werke der Ausstellung näher sondern verbindet sie auch mit Zauberei und Illusionen.

Die Ausstellung regt an, sich selbst mit den eigenen Sinneseindrücken ins Zentrum der Kunsterfahrung zu stellen. Die Arbeiten sind Angebote und Fragen. Die Teilnahme an der Führung kostet 2 Euro zusätzlich zum Eintrittspreis (8/5, Familienkarte 15 Euro).