Duisburg. Prävention geht vor Intervention. Diese Maßgabe zahlt sich aus, betont Jugendamtsleiter Holger Pethke. Der Politik hat er nun den Kinderschutzbericht 2015 vorgelegt.

Prävention geht vor Intervention: Diese Maßgabe gilt für das Handeln des Duisburger Jugendamtes zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt, Gefahren und Vernachlässigung. Als Grundlage für Entscheidungen der Politik hat es dem Jugendhilfeausschuss für seine Sitzung am Montag den „Kinderschutzbericht Duisburg 2015“ vorgelegt – ausführlich sind dort auf 33 Seiten alle Zuständigkeiten, Maßnahmen, Projekte und die Entwicklung der Fallzahlen aufgelistet.

Frühe Hilfen vermeiden Folgekosten

Durch die Zusammenarbeit zwischen den Diensten der Verwaltung und den freien Trägern habe die „Arbeitsqualität einen hohen Standard erreicht und wird weiter ausgebaut“, so Jugendamtsleiter Holger Pethke: „Kinderschutz wird in Duisburg als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen.“ Zwar müsse die Stadt angesichts ihrer prekären Haushaltslage auf die Kosten achten, Hilfsansprüche würden aber entsprechend der gesetzlichen Grundlage gewährt.

Die Prävention setzt an bei den sogenannten „Frühen Hilfen“ – im Glaspavillon auf der Kuhstraße gibt es die Zentrale Beratungsstelle für Hilfe in der Schwangerschaft und nach der Geburt. „Studien zeigen, dass durch Frühe Hilfe Folgekosten einer Vernachlässigung/Misshandlung verhindert werden können“, heißt es im Bericht. Als hilfreich erweise sich auch die Dienstanweisung, die für die Fachkräfte in Kitas gilt. Einheitliche und detaillierte Vorgaben sowie ein Meldeformular beim Verdacht von Kindeswohlgefährdungen führe zu „deutlich mehr Sicherheit im Umgang mit diesem Thema“.

Das Institut für Jugendhilfe hilft in Form von Beratung, Diagnostik und bei pädagogisch-therapeutischen Hilfen. In den vergangenen beiden Jahren begleitet die kommunale Einrichtung jeweils rund 1500 Kinder, Jugendliche und Familien. Anlässe waren etwa Erziehungsfragen, Familienkonflikte, Schulprobleme und emotionale Schwierigkeiten bis zu Traumatisierungen und Kindeswohlgefährdungen. Multiprofessionale Teams und die Verzahnung mit dem Kinder- und Jugendärztlichen Dienst garantiere hohe Qualität, so der Bericht.

208 Inobhutnahmen in 2014

Der Umfang der sogenannten „Hilfen zur Erziehung“ hat sich nach einem kontinuierlichen Anstieg zwischen 2004 und 2008 in den vergangenen Jahren stabilisiert. Sie wurden bei einer Gesamtzahl von rund 4400 je zur Hälfte ambulant sowie stationär/teilstationär gewährt. „Die Zahlen für Fremdunterbringungen steigen nicht, aber die Herausforderungen der Einzelfälle erfordern maßgeschneiderte Hilfen und bringen eine Kostensteigerung mit sich“, heißt es im Bericht.

Die Zahl der Inobhutnahmen bei einer Gefährdung des Kindeswohls blieb zuletzt weitgehend stabil. Insgesamt 208 Fälle zählt die Statistik für das Jahr 2014. Die größte Gruppe waren dabei 15- bis 18-jährige Jugendliche (90), gefolgt von 12- bis 15-Jährigen (38) und Kleinkindern (27).

Fachkräftemangel sorgt Verwaltung und Kinderschutzbund 

Auf einem „absolut niedrigen Niveau“ sei der Personalstand im Alllgemeinen Sozialen Dienst (ASD) heißt es im Bericht des Jugendamtes. Die Fluktuation durch Familienzeit und Ruhestand sei kaum zu kompensieren, weil Fachkräfte nicht verfügbar sind.

Die Vorsitzende des Kinderschutzbundes in Duisburg, Gerhild Tobergte, weist hin auf Hilfen, die Kinder aus Kriegsgebieten benötigen, die nun als Flüchtlinge nach Duisburg kommen. „Viele sind traumatisiert. Schon jetzt tragen die Schulen schwer an dieser Realität.“