Duisburg. . Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU) stellte in Duisburg das neue Pflegegesetz vor. Er plädiert für eine eigene Kammer.
Leistungen der Pflegeversicherung beziehen aktuell 2,4 Millionen Menschen in Deutschland, jährlich steigt ihre Zahl um zwei bis drei Prozent. Karl-Josef Laumann (CDU) besorgt die Finanzierung weniger als die Frage: „Wo finden wir jährlich mehr Menschen, die sich kümmern.“ Dazu seien pro Jahr 20 000 zusätzliche Pflegekräfte erforderlich, rechnete der Patientenbeauftragte der Bundesregierung am Dienstag in der VHS vor. Dort diskutierte der Staatssekretär in der Vortragsreihe „Älter werden, Aktiv bleiben“ mit dem Seniorenbeirat.
Karl-Josef Laumann plädiert für mehr Anerkennung der Arbeit durch eine bessere Selbstorganisation der Pflegeberufe. „Ich bin für eine eigene Kammer. Wenn in Deutschland über Pflege entschieden wird, sitzen alle am Tisch, nur die Pflege selbst nicht. Sie muss sich gegenüber Ärzten und Apothekern emanzipieren.“ An der Bezahlung liege es nicht, glaubt Laumann. Er warnt davor, allein auf finanzielle Vorsorge für Gebrechlichkeit zu vertrauen: „Geld pflegt nicht, du brauchst jemanden, der es macht.“ Sinnvoll sei es, Kranken- und Altenpflege in einem Berufsbild zusammenzufassen und kostenlos auszubilden.
Definition der Pflegebedürftigkeit wird geändert
Durch die Aufstockungen der Leistungen für die Tagespflege (von 550 auf 1000 Euro) im neuen Pflegegesetz werde sich die Situation verbessern von Pflegebedürftigen, die in der eigenen Wohnung leben. „Die Leute erkaufen sich diesen Wunsch mit sehr viel Einsamkeit“, sagt Laumann. Zu lange sei übersehen worden, das zunehmende Berufstätigkeit von Angehörigen auch das Leben der Hochbetagten verändere. Er sei zuversichtlich, dass sich „in den nächsten fünf Jahren“ eine ausreichendes Angebot von Tagespflegeplätzen entwickelt.
Geändert wird im neuen Gesetz auch die Definition der Pflegebedürftigkeit, bisher orientiert an den Defiziten der Menschen. „Das hat zur Minutenpflege geführt“, erklärt Laumann, „künftig geht es um den Grad der Selbstständigkeit“.
Höhere Pflegestufe bei Demenz
Profitieren sollen vor allem Demenz-Patienten, die in eine höhere Pflegestufe rücken. Wirksam wird die Umstellung ab 2017, damit sich die Einrichtungen umstellen und Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes geschult werden können. Die um bis zu drei Milliarden Euro höheren Kosten werden finanziert durch die Erhöhung der Beiträge zur Pflegeversicherung um 0,5 %.
Karl-Josef Laumann warb um Verständnis für Nachfragen der Krankenkassen bei Anträgen. „Das ist eine Teilkasko-Versicherung. Wir müssen die Finanzierbarkeit im Auge behalten.“
Unterstützung für Palliativmedizin und Hospize
„Wer Sterbehilfe nicht für eine Lösung hält, muss mehr für Schmerzmedizin und Hospize tun“, sagt Karl-Josef Laumann. Dieser Aufgabe werde die Regierung mit dem Palliativ- und Hospizgesetz gerecht.
„Das muss aber auch in den Pflegeeinrichtungen ankommen“, fordert der Patientenbeauftragte. Sie müssen sich deshalb fortan ambulanten Palliativnetzen anschließen und mit Hospizdiensten zusammenarbeiten.