Duisburg. Im Ruhrgebiet bricht Smog-Alarm der höchsten Stufe aus. Schauplatz im Film “Smog“ von 1973 sind unter anderem die Hochöfen im Duisburger Norden.
Die Story: Seit vier Tagen dauert eine bedrohliche Smog-Wetterlage im Ruhrgebiet an. Es bahnt sich eine Umweltkatastrophe an. Unzählige Autos sind auf den verstopften Straßen unterwegs, aus den Fabrikschornsteinen entweichen Unmengen ungefilterter Schadstoffe. Als sich die Wetterlage verschlechtert, der Schadstoffgehalt in der Luft immer höher wird und erste Krankheitsfälle auftreten, ziehen die Verantwortlichen die Notbremse: Sie lösen Smog-Alarm aus, sperren die Straßen, Autos dürfen nicht mehr fahren. Doch der Smog fordert Opfer.
Zuschauer riefen besorgt beim WDR an
Der Abend des 15. April 1973 verunsicherte viele Fernsehzuschauer. Direkt nach der Tagesschau flackerten Bilder über den Bildschirm, die das Ruhrgebiet im Ausnahmezustand zeigten: Reporter berichteten aus nebelverhangenen Straßen, die Polizei rief dazu auf, das Auto stehen zu lassen. Manche Zuschauer waren so besorgt, dass sie beim WDR oder bei der Polizei anriefen.
Sie erhielten Entwarnung, es handelte sich lediglich um einen Fernsehfilm und keine Berichterstattung. Der WDR musste sogar noch während des Films ein Spruchband einblenden, das auf den fiktiven Charakter hinwies.
Film beruht auf Anti-Smog-Plan von 1964
Mit seinem Film "Smog" inszenierte Regisseur Wolfgang Petersen ein Schreckensszenario: Was passieren könnte, wenn der Ernstfall einträte. Fiktion und Dokumentation sind in "Smog" eng miteinander verflochten, der Film spielt im Grunde den Anti-Smog-Plan durch, den das Land NRW 1964 vorgelegt hatte. Bei dieser Verordnung wurde die Smog-Belastung in drei Kategorien eingeteilt (Alarmstufe I, II und III), je höher die Schadstoffkonzentration in der Luft, desto strenger die Maßnahmen. Der Film spiegelte demnach ein aktuelles gesellschaftliches Phänomen wider - in Katastrophen-Manier.
Am 17. Januar 1979 musste zum ersten Mal Smog-Alarm ausgelöst werden, für das Ruhrgebiet und für den Niederrhein galt Alarmstufe I. Sechs Jahre Später, am 18. Januar 1985, wurde die höchste Alarmstufe für das Ruhrgebiet ausgerufen. Der Radiosender WDR 2 informierte in seinem "Morgenmagazin", dass die Schwerindustrie seine Produktion einstelle und Autofahrer ihr Fahrzeug stehen lassen müssten. Die Bilder aus Petersens Film - sie waren plötzlich real und wieder ganz nah.
Der Drehort: Das Stadtbild des Duisburger Norden ist bis heute von der schweren Industriekulisse geprägt. Der "Schwarze Riese" mit seinen immensen Dimensionen - 110 Meter hoch und 15 Meter breit - war einst der größte Hochofen Europas, Anwohner in Marxloh hatten damals mit donnerndem Gepolter und grauen Rauchschwaden zu kämpfen. 2008 wurde der Hochofen gründlich modernisiert, Lärm- und Luftbelastung sind um ein Vielfaches zurückgegangen. Willy Brandts Forderung von 1961, dass der Himmel über dem Ruhrgebiet wieder blau werden muss - sie ist wahr geworden.