Duisburg. Über 3000 Interessierte kamen zur Eröffnung der neuen Duisburger Zentralbibliothek im Stadtfenster. Viele Nutzer wollten wissen, wie es dort aussieht.
- Die Neuerungen in der neuen Duisburger Zentralbibliothek: Selbstverbuchungsgeräte, die mit dem Bibliotheksausweis bedient werden: drei im Foyer je eins in den drei Geschossen.
- Kassenautomat im Foyer für alle Entgelte – auch Bons für die bargeldlosen Kopiergeräte, für die es dann Kopierkarten gibt.
- „Intelligentes Vormerkregal“ an der Info-Theke im Foyer – wird geöffnet per Ausweis.
- Geräteschränke: Aus ihnen könne für die Nutzung in der Bibliothek Laptops und DVD-Player ausgeliehen werden (18 Jahren).
- WLAN: freier Zugang auf den Bibliotheksetagen.
Pünktlich zum Ablauf der fünfmonatigen Leihfrist ist Dienstag um 11 Uhr die neue Duisburger Zentralbibliothek im „Stadtfenster“ an der Steinschen Gasse eröffnet worden. Offiziell wird die Eröffnung am Samstag, 22. August, mit einem Bürgerfest gefeiert, aber auch Dienstag ging es nicht ganz so still zu wie zunächst geplant. Oberbürgermeister Sören Link begrüßte die erste Besucherin mit einem Blumenstrauß und ermunterte alle Besucher: „Nutzen Sie die fantastischen Möglichkeiten dieses hochmodernen Gebäudes.“
Maria Linke (78) war bereits eine halbe Stunde zuvor gekommen und hatte sich im Foyer umgesehen. Wie früher draußen warten müssen überpünktliche Nutzer nicht mehr, wird das Foyer doch mit der VHS geteilt, die bereits um 8 Uhr öffnet. Maria Linke hatte ihre „Bücherration für den Urlaub“ zu Hause gelassen. „Ich hatte mit Schlangen gerechnet“.
Einige kamen nach fünf Monaten mit Rollkoffern voller Leihbücher
Die bildeten sich dann auch kurz nach 11 Uhr an den zwei Rückgabe-Automaten im Foyer, als Nutzer mit Rollkoffern und großen Taschen voller Bücher anrückten. Allein 30 Bücher brachten Anneliese und Anja Hoppe zurück, die schon 40 Titel in der Zweigstelle Wanheimerort abgegeben hatten. Sie waren dem Aufruf „Leihen Sie uns leer“ gefolgt, als die alte Bibliothek an der Düsseldorfer Straße geschlossen wurde.
An den beiden Automaten bildeten sich dann zwar bald Schlangen, aber keine Ungeduld. Die Bedienung ist einfach wie die Rückgabe von Pfandflaschen, die Bibliotheksmitarbeiter mussten lediglich erklären, dass die Medien nicht zu schnell hintereinander eingelegt werden dürfen.
„Rundum zufrieden“ fällt die Bilanz aus, die Bibliothekschef Dr. Jan-Pieter Barbian am späten Nachmittag zog. Da waren bereits mehr als 2300 Besucher gezählt worden – „für die Ferien ein sehr, sehr guter Wert“. Er rechnete mit 3500 Besuchern bis zur Schließung um 19 Uhr. Spitzenwerte wurden auch bei Ausleihen, Verlängerungen und Rückgaben verzeichnet, die schon um 17 Uhr bei über 12 000 lagen. „Sonst ist 8000 eine gute Zahl.“ Besonders freut sich Barbian darüber, dass 22 neue Ausweise ausgestellt wurden und auch die Kinder- und Jugendbibliothek „hervorragend angenommen“ worden ist. Er habe „viele positive Rückmeldungen“ bekommen.
Da das Leitsystem durchs Haus noch nicht fertig ist, begrüßten die Bibliotheksmitarbeiter die Besucher am Eingang mit Flyern, die eine Übersicht darüber geben, was wo auf den drei Etagen zu finden ist.
Luise Platz und Rolf Kock waren ohne Bücher gekommen. „Wir haben sehnlichst auf die Eröffnung gewartet.“ Zwischenzeitlich hat Kock immer mal wieder Nachschub in der Zweigstelle Rheinhausen besorgt. „Ich nehme seit 25 Jahren einmal pro Woche einen Stapel mit zum Schmökern, das empfinde ich als Luxus“, sagt Luise Platz.
Auch Maurice, Paul und Mia Brieger haben sich zwischenzeitlich in Rheinhausen mit Lese- und Hörstoff versorgt. „Ich habe den Kindern vor 14 Tagen versprochen, mit ihnen die neue Bücherei zu anzusehen“ – das Versprechen wurde gestern eingelöst.
Die neue Duisburger Zentralbibliothek
Rückblick auf zwei Jahre bei der Einrichtung des Neubaus
Mit gemischten Gefühlen haben die Mitarbeiter der Zentralbibliothek in den letzten Wochen der Eröffnung im „Stadtfenster“ entgegen gesehen. „Ich habe immer mehr lächelnde Gesichter gesehen“, sagt Anita Pina Fernandes, die das Stadtfenster-Projekt von Anfang an organisatorisch begleitet hat. Aber auch Nervosität sei zuletzt spürbar gewesen. „Alle waren kribbelig, aber das gehört dazu“, sagt Uwe Holler, der Leiter der Zentralbibliothek. „Wir haben uns alle auf die Eröffnung gefreut, ihr zum Teil auch entgegen gefiebert“, sagt der 61-Jährige, der sein Berufsleben 1975 in der Zentralbibliothek an der Düsseldorfer Straße begonnen hat. Die entstand damals gerade erst in dem Gebäude, das zuvor Kaufhaus gewesen war.
„Damals hatten wird drei Zettelkatalog-Systeme, dann kam die Mikrofiche...“, denkt Holler an die Zeiten zurück, als die Welt noch nicht digital war. Heute gibt es unter anderem sechs Selbstverbuchungs-Stationen mit RFID-Technologie. Mit dem alten Gebäude sei er sehr verbunden gewesen und habe „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ Abschied genommen, zumal der Standort noch zentraler lag als die neue Adresse an der Steinschen Gasse. „Aber je mehr man gesehen hat, wie alles schöner und besser wurde, desto mehr merkte man, wie alt und heruntergekommen das alte Gebäude war. Heute würde wohl jeder sagen: Ich möchte nie wieder zurück.“
Es ist wieder Leben im Haus
Er freut sich, dass wieder Leben im Haus ist und sich erneut zeige, dass die Bibliothek für viele Duisburger eine große Bedeutung habe. „Der Neubau wird hoffentlich noch mehr Besucher anziehen“, sagt Holler beim Gespräch in einer der Arbeitskabinen für Gruppen bis acht Personen – mit Anschlüssen für Laptops und Smartphones. „Ich bin froh, meine letzten Berufsjahre hier verbringen zu können.“
„Ich rotiere seit zwei Jahren“, sagt Anita Pina Fernandes, die sich in dieser Zeit ausschließlich mit der organisatorischen Begleitung des Stadtfenster-Projekts beschäftigt hat. Die 46-Jährige war bei allen Baubesprechungen dabei, musste sich mit der Verkabelung, Klimatisierung, Beleuchtung, Sicherheitstechnik und Möblierung befassen. „Das hat Nerven gekosten, vor allem weil wir von vielen Beteiligten abhängig waren.“ Die Architekten hätten aber schnell zusammen gefunden und ein gemeinsames Konzept entwickelt, so Holler. „Alle haben mit sich reden lassen.“
Anita Pina Fernandes kann auch erklären, wie es kommt, dass die neue Bibliothek weniger Quadratmeter misst als die alte, das aber Besuchern nicht auffällt: Der Platz wurde bei den Büros, bei Lagerflächen und Magazinen eingespart. Am Tag der Eröffnung ist auch sie sehr froh, aus dem alten Gebäude raus zu sein. „Wir können jetzt sagen, dass wir eine supertolle Bibliothek haben – und wir sind alle sehr stolz darauf.“