Duisburg. MSV-Präsident Ingo Wald setzt klare Prioritäten für die neue Spielzeit: den Klassenerhalt und die Konsolidierung zur Entschuldung des MSV. Was aber immer noch fehlt: ein Trikotsponsor.
Schuldenschnitt, Dritte Liga, die Zeit des Leidens ist nach dem Zweitliga-Aufstieg Vergangenheit, der MSV blickt vor dem Saisonauftakt am Freitag nicht nur sportlich, sondern auch finanziell wieder positiv in die Zukunft. Die Prioritäten für die neue Spielzeit: der Klassenerhalt und das große Ziel, sich wirtschaftlich wieder zu stabilisieren. „Ich peile einen Gewinn an, in welcher Größenordnung entscheidet sich auch noch mit den Zuschauerzahlen oder Sponsorenerlösen“, sagt MSV-Präsident Ingo Wald im Sommerinterview von NRZ und WAZ. „Wir wollen auf jeden Fall eine schwarze Null, tendenziell wollen wir aber einen Gewinn erzielen, weil nur so eine Konsolidierung und eine Entschuldung möglich ist.“
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Der Verein hat auch nach dem Schuldenschnitt noch hohe Verbindlichkeiten, einen Teil der Einnahmen durch zusätzliche Erfolge, wie beispielsweise durch einen Pokalsieg gegen Schalke, wird der MSV nicht direkt wieder investieren können, sondern wandert in die Taschen der Gläubiger.
MSV Duisburg hat bis jetzt 8200 Dauerkarten verkauft
Wo der Traditionsverein aus Sicht des Präsidenten derzeit steht: „Wir befinden uns immer noch im Krankenhaus, aber nicht mehr auf der Intensivstation. Das Beatmungsgerät ist inzwischen nicht mehr notwendig“, sagt Wald, der dem krisengeschüttelten Verein die nötige Ruhe verleiht: „Ein Fehler wäre gewesen, einen Kader so aufzustellen, bei dem am Ende keine schwarze Null steht.“
Im Schnitt plant der MSV mit 13.500 Fans pro Heimspiel, bislang sind 8200 Dauerkarten verkauft. „Fünfstellig wäre natürlich noch schöner. Wenn wir gut in die Saison kommen, wird sich da sicherlich noch etwas nach oben tun“, sagt Ingo Wald. Auch bei den Werbeeinnahmen ist noch Luft nach oben: Bislang gibt es keinen Trikotsponsor. Man sei über den Vermarkter „Sportfive“ mit zwei, drei Kandidaten in Verhandlungen. „Aber ich denke nicht, dass wir das bis Freitag schaffen.“
Lesen Sie hier das komplette Interview mit MSV-Präsident Ingo Wald.
Warum der MSV schwach auf der Brust ist - Kommentar von Ingo Blazejewski
Wenn Fußball-Deutschland am Freitag nach Duisburg blickt und die Deutsche Fußball-Liga in der MSV-Arena mit dem allerersten Punktespiel und einer kleinen Eröffnungszeremonie mit 130 Freiwilligen in die Saison startet, könnte sich mancher Fan verwundert die Augen reiben: Auf sämtlichen Trikots droht die Brust blank zu bleiben. Denn beide Vereine haben bisher keinen Trikotsponsor gefunden. Womöglich ist das kein Zufall: Zuständig für die Vermarktung der Klubs in Duisburg und Kaiserslautern ist der Hamburger Rechtevermarkter Sportfive.
MSV verkaufte Werberecht für einmaligen siebenstelligen Betrag
Der selbsternannte Branchenführer wird zunächst seine unversorgten Erstligisten Mainz und Berlin im Fokus gehabt haben. Bezeichnend für die Prioritäten: Der MSV ist auf der Internetseite des Vermarkters auch drei Wochen nach Vertragsabschluss noch nicht einmal aufgeführt. Dass bis Freitag auch die Vereine aus dem Bundesliga-Unterhaus versorgt sind, ist höchst unwahrscheinlich.
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Kurios: Manche Fans werden sich noch an die Mühen erinnern, wie sich der MSV aus dem Vertrag mit Hellmich-Marketing herausgekauft hatte, um selbst wieder die Oberhand über die eigenen Werberechte zu haben. Doch wenig später gibt der Verein sie wieder aus der Hand, verkauft sie für einen einmaligen siebenstelligen Betrag weiter.
MSV will gewinnbringendste Werbefläche „nicht verramschen“
Sollte am Ende tatsächlich die heimische Brauerei „Köpi“ auf der Brust landen, wäre für den Deal wohl eher die räumliche Nähe, bestehende Kontakte und der Lokalpatriotismus der Biermarke ausschlaggebend und weniger das Netzwerk eines international tätigen Rechtevermarkters, der dennoch an den Einnahmen prozentual beteiligt ist.
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In Kaiserslautern sieht man den fehlenden Sponsor zum Saisonstart gelassen, das Risiko trägt der Vermarkter durch eine Ausfallgarantie. Schon im Vorjahr stand der Werbepartner erst drei Tage vorher fest, zwischenzeitlich hatte man mit einer Charity-Aufschrift geliebäugelt. Da eine solche Ausfallgarantie marktüblich ist, wird auch der MSV das Manko der unbeflockten Ringelhemden ohne finanziellen Schaden überleben. Zwar lautet die Devise „so schnell wie möglich“ einen Trikotsponsor zu finden, allerdings will man die gewinnbringendste Werbefläche auch „nicht verramschen“. Also bleibt auch dem MSV nichts anderes übrig, als weiter auf Zeit zu spielen.
Charity-Aktion für Loveparade-Opfer hätte Respekt und Achtung eingebracht
Aber wenn die Brust schon blank bleibt, hätten sich die Marketingstrategen durchaus auch in Duisburg eine Charity-Aktion einfallen lassen können. Sinnvolles findet sich schnell: Was liegt näher für ein Spiel genau an eben jenem 24. Juli als ein kurzer Gedenk-Schriftzug auf dem Trikot zur Erinnerung an die Opfer der Loveparade-Katastrophe vor fünf Jahren? Es hätte dem Verein ein Maß an Respekt, Achtung und Aufmerksamkeit eingebracht, das sich mit Sponsorengeldern nicht kaufen lässt.