Duisburg. . ACE will mit bundesweiter Kampagne für Gefahren des Handys am Steuer sensibilisieren. Bei dem Test in Buchholz waren es 20 Verstöße in der Stunde.
Wer bei Tempo 50 nur zwei Sekunden auf sein Handy schaut, fährt 30 Meter im Blindflug – ziemlich gefährlich. Dennoch sieht man tagtäglich zahlreiche Menschen, die während der Fahrt mit ihrem Smartphone beschäftigt sind. An der Kreuzung Sittardsberg erwischte des Automobilclub Europa am Dienstag zwischen 15 und 16 Uhr insgesamt 20 Handysünder. Der ACE Niederrhein beteiligte sich an einer bundesweiten Aktion des Autoclubs, der auf die Gefahren von Handynutzung während des Fahrens aufmerksam machen will.
Zwischen 2008 und 2013 ist die Zahl der „Verkehrsunfälle aus ungeklärter Ursache“, wie es im Polizei-Jargon heißt, um 50 Prozent gestiegen. Experten vermuten, dass bei etlichen Unfällen das Smartphone im Spiel war. Warum sonst sollte ein gesunder und nüchterner Fahrer auf einer schnurgeraden Landstraße plötzlich Schlangenlinien fahren? „Das ist, als ob ein Fahrer 0,5 Promille Alkohol im Blut hat. Die Reaktion verzögert sich um ein bis zwei Sekunden“, so Prof. Axel Buchner von der Uni Düsseldorf, der sich mit dem Thema beschäftigt.
Duisburger Polizei erwischte 2015 3694 Fahrer mit Handy in der Hand
Wer von der Polizei angehalten wird, wenn er ohne Freisprecheinrichtung am Steuer telefoniert oder gar simst oder im Internet surft, zahlt 60 Euro Bußgeld und kassiert einen Punkt in Flensburg. Die Duisburger Polizei hat im letzten Jahr 3694 Menschen verwarnt, darunter 233 Radler, die 25 Euro blechen mussten. Im ersten Halbjahr 2015 liegt die Zahl bei 1398. Laut Polizeisprecher Ramon van de Maart ein Rückgang; 2014 waren es im gleichen Zeitraum 1898.
Ob das eine Trendwende bedeutet und sich die Menschen die abschreckenden Videos im Internet über Handy-Unfälle zu Herzen genommen haben, wagt Roger Zwiehoff vom ACE allerdings zu bezweifeln. „Sobald die Leute an der Kreuzung stehen, gucken viele aus Langeweile auf ihr Handy und fangen an rumzutippen.“ Das tun vor allem Fahrer unter 30 auch dann noch, wenn die Ampel wieder grün ist und der Verkehr rollt. Rein rechtlich macht das übrigens keinen Unterschied. „Sobald der Motor läuft, zählt das als Vergehen“, so Zwiehoff.
Die meisten Verstöße wurden an Ausfallstraßen gezählt
Das gilt auch, wenn man mit laufendem Motor am Straßenrand steht. Die modernen Stop-and-go-Technik, bei der sich der Motor bei Stillstand – auch vor der Kreuzung – automatisch ausschaltet, hat die Rechtsprechung offenbar damals noch nicht erfasst. „Da gibt es noch einiges zu regeln“, meint Sarah Philipp, SPD-MdL aus dem Duisburger Süden, die sich die Aktion anschaute.
Zwiehoff plädiert dafür, Telefongespräche im Auto grundsätzlich zu vermeiden, und wenn überhaupt über eine Freisprechanlage zu führen. Einfache Modelle gibt es unter 100 Euro. Übrigens: An Ausfallstraßen, auf dem Weg in den Feierabend, werden die meisten Fahrer mit Handy in der Hand erwischt.