Duisburg. Der Caritasverband unterhält mehrere wichtige Schulmaterialkammern, um armen Kindern in Duisburg einen guten Start in die Schule zu ermöglichen.
Sie kommen aus Spanien, Portugal oder Polen – die sogenannten Seiteneinsteiger-Klassen sind bunt gemischt. Doch der größte Teil der neuen Schüler kommt aus Rumänien und Bulgarien, nur mit dem sprichwörtlichen Hemd auf dem Leibe. Das sind fatale Startbedingungen, denn: „Zum Schulbeginn werden Weichen für das ganze Leben gestellt“, weiß Klaus-Peter Bongardt vom Caritasverband Duisburg. „Wer von Anfang an nicht mithalten kann, der ist uns bereits durch die Maschen des sozialen Netzes entglitten. Das können wir uns menschlich und gesellschaftlich nicht leisten!“
Deswegen etablierte die Caritas neben den „Satt&Warm-Aktien“ für bedürftige Schulkinder, eine Aktion für Schulmittagessen und Winterkleidung, soeben das ergänzende Projekt „Steck die Bildung in die Tasche“: ein Aufruf, gut erhaltene Schultaschen zu spenden – natürlich werden auch neue Rucksäcke und Tornister gern entgegen genommen.
„Für die Kinder wäre das eine Riesenfreude“, erklärt der Caritas-Mann. „Wenn man sieht, wie sehr sie sich hineinknien, wie sehr sie lernen wollen, dann tut es weh, sie mit stigmatisierenden Plastiktüten zu sehen, während vom Schicksal begünstigtere Mitschüler mit Markentaschen unterwegs sind. Hier wünschen wir uns mehr Chancengleichheit.“
3000 Kinder in Duisburg konnten bereits unterstützt werden
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Eine Schultasche ist jedoch erst der Anfang: Seit Jahren betreibt die Gemeindecaritas in Kooperation mit Gemeinden und Ehrenamtlichen die unverzichtbaren Schulmaterial-Kammern. Zu Beginn des letzten Schuljahres waren es bereits über 3000 Kinder, die sie dank der Spendenbereitschaft von Mitbürgern und Sponsoren in den letzten fünf Jahren unterstützen konnten. Und ein Ende ist nicht in Sicht – im Gegenteil: „Wir verzeichnen derzeit in manchen Stadtteilen unverhältnismäßig hohe Einschulungsraten“, so Bongardt. „In Hochfeld zum Beispiel gehen an jeder Grundschule vier erste Klassen an den Start, das sind zwölf Seiteneinsteiger-Klassen, mit Schülerinnen und Schülern, die altersmäßig in die erste bis vierte Klasse gehören.
Hierbei handelt es sich um Kinder von Zuwanderern, Flüchtlingen und Asylbewerber, die ganz neu in Deutschland eingetroffen sind. Anders als ALGII Bezieher bekommen sie keinerlei Leistungen für Schulmaterialien. Dabei fängt Bildung mit der richtigen Ausstattung an.“
Das kann Bettina Grosser, Schulsozialarbeiterin an der Gemeinschaftsgrundschule Eschenstrasse (GGS) Wanheimer Ort, nur bestätigen. Sie erlebt das Schicksal dieser Kinder täglich hautnah: „Der Teufel steckt wirklich im Detail: Ein fehlender Füller erschwert das Lernen der Rechtschreibung, die wiederum Einfluss auf die gesamte Schullaufbahn hat.“
Im Winter mit Stoffschlappen in die Schule
Eine katastrophale Kombination mit der ohnehin bestehenden Armut: „Die neuen Schüler aus Rumänien und Bulgarien haben tatsächlich gar nichts! Sie kommen im Winter mit Stoffschlappen in die Schule und haben natürlich auch keine Schulmaterialien. Im Rahmen unserer Hausbesuche erleben wir hautnah, dass ihre Familien wirklich am Hungertuch nagen.“
Ihre einzige Finanzierungsquelle ist das Kindergeld, wovon sie auch die Miete für die „wenig akzeptablen“ Wohnungen bezahlen müssen. Um dieser Not entgegen zu wirken, hat die Sozialarbeiterin gemeinsam mit dem Lehrerkollegium ein Elternspenden-Café veranstaltet: Hier konnten sich die Familien das Nötigste von den Sachspenden aussuchen.
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„Unsere Familien sind sehr höflich und zurückhaltend. Anfangs befürchteten wir, sie würden nicht zugreifen, da es ihnen unangenehm ist. Doch durch die die Klassenlehrerin Sabine Pandel konnte viel Vertrauen aufgebaut werden - so war das Spenden-Café ein schöner Erfolg. Nun soll auch noch ein kostenloser Deutschkurs ins Leben gerufen werden. Die Männer wollen arbeiten, aber sie müssen erst Deutsch lernen und die kostenpflichtigen Kurse können sie sich nicht leisten. Auch hier müssen wir ansetzen“, so die Sozialarbeiterin.
„Es sagt sich immer so leicht: Kinder sind unsere Zukunft!“, mahnt Caritas-Mann Klaus Peter Bongardt. „Doch die Deutschen bekommen immer weniger Kinder. Hier haben wir nun Kinder, die dringend integriert werden müssen…“
Sparkasse Duisburg spendete 15.000 Euro
In diesem Sinne versteht auch Caritas-Vorstand Thomas Güttner den vielseitigen Einsatz rund um das jeweils betroffene Kind und seine Familie „als unmittelbare Hilfen, die unsere darüber hinaus gehende Aufgabe ergänzen, als Stadtgesellschaft wirksame und tragfähige Konzepte eines interkulturellen Zusammenlebens zu etablieren: Bildungsteilhabe und Chancengerechtigkeit sind dabei unverzichtbare Zukunftsbausteine.“
Das haben über die Jahre viele Spender und Sponsoren erkannt, Privatleute wie Firmen.
„Dafür sind wir sehr dankbar“, betont Bongardt. „Seit fünf Jahren unterstützt uns z.B. auch verlässlich und finanzkräftig die Sparkasse Duisburg, die uns dadurch zu einer wichtigen Planungssicherheit verhilft. Sie hat die jährliche Spende für das Jahr 2015 auf 15.000€ erhöht! Die entsprechenden Schulmaterialien haben wir schon ausgegeben, so dass wir weiterhin potenzielle Spender um Solidarität bitten. Immerhin geht es nicht zuletzt um die Zukunft unserer Stadt.“
Die Caritas nimmt selbstverständlich auch Spenden in Form von Euro an, um Schumaterial zu finanzieren. Wer spenden möchte: Spendenkonto: Sparkasse Duisburg, „Schulmaterialkammer“ BIC: DUISDE33XXX, IBAN: DE14 3505 0000 0200 1043 05
Was kostet eine I-Dötzchen-Ausrüstung?
Was kostet es eigentlich, wenn das Kind in die Schule kommt. Die Redaktion hat sich mal mit der Einkaufsliste einer Grundschule für die erste Klasse in einem Warenhaus umgesehen und Preise notiert.
Dickster Posten ist natürlich der Tornister. Im Kaufhaus gab es nur eine sehr bekannte, aber auch sehr teure Marke: 230 Euro. Das geht sicherlich auch günstiger, ohne dass das Kind einen dauerhaften Skelettschaden erleidet.
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Weiter geht es mit dem Federmäppchen. Die gibt es mit Inhalt für 12,99 Euro. Allerdings müssen laut Liste Tintenpatronen, Filzstifte bis auf zwei Folienstifte und Zirkelbrettchen raus, dafür müssen zwei weiche Bleistifte für jeweils 1,99 Euro rein.
Alles was unter sonstiges anfiel, also Wachsmalstifte, Blöcke, Schnellhefter, Hefte, Malkasten, Pinsel, Schere, Kleber usw., summierte sich in unserer Aufrechnung auf 48,12 Euro.
Dazu kamen noch mal Turnhose, T-Shirt und feste Turnschuhe mit heller Sohle für 48 Euro.
Vermisst haben wir dafür den Turnbeutel, in den die Sportsachen kommen. Wahrscheinlich trauen die Lehrer den Eltern so viel Verstand zu. Wir haben einen schicken Beutel für 9,10 Euro gefunden.