Duisburg. . Eine 14-tägig stattfindende Sprechstunde im Marxloher Petershof richtet sich an die 12.000 Rumänen und Bulgaren, die inzwischen in Duisburg leben.

In Duisburg leben inzwischen über 12.000 Zuwanderer aus den EU-Staaten Rumänien und Bulgarien, darunter 4000 Kinder. Die wenigsten dieser Menschen sind krankenversichert und verfügen über den notwendigen Impfschutz. Eine neue Impfsprechstunde im Sozialpastoralen Zentrum Petershof in Marxloh soll nun helfen, den Notstand zu bekämpfen.

Dieses Angebot gibt’s seit Freitag im 14-tägigen Rhythmus immer freitags im Pfarrhaus an der Mittelstraße. „Das ist nicht die Lösung dieses Problems, aber es ist immerhin ein erster Schritt“, sagte Oberbürgermeister Sören Link bei der Vorstellung des Projekts.

Viele ehrenamtliche Kräfte engagieren sich

„Die gesundheitliche Versorgung der Zuwanderer in unserem Stadtteil bereitet uns erhebliche Probleme. Wir versuchen, sie zu lösen“, sagte Pater Oliver vom Petershof, der sich mit zahlreichen ehrenamtlichen Kräften seit Monaten auch für diese Bevölkerungsgruppen engagiert. So gibt es jeden Donnerstag eine Gesundheitssprechstunde, bei der sich einige Ärzte ehrenamtlich kümmern um die Versorgung der teils schwer kranken, aber eben nicht versicherten Erwachsenen und Kinder. Und nun also als zweite Säule die Impfsprechstunde: „Dies ist ein holpriger, steiniger Weg für uns alle. Die Impfsprechstunde kann nur ein kleiner Baustein sein“, so Pater Oliver.

OB Link: Duisburg hat den größten Zuwanderer-Zustrom zu bewältigen

Oberbürgermeister Link nickt zustimmend. Der Impfschutz – vor allem gegen Masern, Mumps und die Röteln – sei vor allem für die Kinder unverzichtbar: „Wir können es nicht zulassen, dass diese Krankheiten auf diesem Wege den Weg zurück in unsere Gesellschaft finden.“ Das alles sei kein Duisburger Problem, auch andere Kommunen stünden davor – mit dem Unterschied, dass sich hier mit Abstand die meisten Südosteuropäer angesiedelt haben. Und das im Rahmen des Freizügigkeitsabkommens ganz legal.

„Wir können das Problem als Kommune allein nicht lösen“, betont Link. „Es kann auch nicht unsere Aufgabe sein, ein paralleles Krankenversicherungssystem aufzubauen.“ In der Verantwortung stünden die Heimatländer dieser Menschen – also Rumänien und Bulgarien. Diese müssten dafür sorgen, dass ihre Bürger krankenversichert sind. Tun sie es wie bisher nicht, dann müssten Bundesregierung und Europäische Union verstärkt Druck auf diese Länder ausüben, so Link, der klagte: „Wir als am stärksten betroffene Kommune werden mit diesem Problem relativ allein gelassen.“

Vergleichbares Impfangebot im Gesundheitsamt wurde nicht angenommen

Ein vergleichbares Impfangebot habe es bereits zuvor im Gesundheitsamt gegeben, sagte der zuständige Dezernent Dr. Ralf Krumpholz. Es sei von den Betroffenen aber nicht angenommen worden. In Einrichtungen wie dem Petershof sei die Hemmschwelle deutlich niedriger. „Und wir hoffen, dass sich dieses Angebot dann schnell unter den Zuwanderer-Gruppen herumspricht“, so Krumpholz.

Mehr hilfsbereite Ärzte für die Sprechstunden werden gesucht 

„Die Menschen nehmen die Impfstunde an, wenn sie sich einmal überwunden und den Schritt hierhin geschafft haben. Danach kommen sie stets ganz zuverlässig“, schildert Anne Rauhut ihre Erfahrungen von der Gesundheitssprechstunde. In dieser kümmert sich die Ärztin aus Essen an jedem Donnerstag im Petershof gemeinsam mit anderen hilfsbereiten Medizinern ehrenamtlich um nicht- krankenversicherte Zuwanderer. Bis zu 70 Hilfesuchende erscheinen pro Woche. Der Patientenstamm liege bei 600, so Rauhut. „Wir bräuchten einen Stamm von 20 Ärzten, um die Situation hier zu stemmen“, sagt die Medizinerin.

Medizinische Hilfe in Krankenhäusern erfolgt oft nur gegen Barzahlung

Auch mit Blick auf das neue Impfangebot hatte Oberbürgermeister Link im Vorfeld alle niedergelassenen Ärzte in Duisburg angeschrieben und um Hilfe gebeten. Bislang haben acht ihre Bereitschaft signalisiert. Pro Termin werden ein bis zwei von ihnen die Impfungen vornehmen. „Es wäre wunderbar, wenn sich weitere Ärzte fänden“, so Link.

In punkto allgemeine medizinische Versorgung stehen die Zuwanderer oft rat- und hilflos da. In Krankenhäusern und Arztpraxen gibt es ohne Versicherung meistens nur gegen Barzahlung Hilfe. „Rumänen und Bulgaren können in ihren Heimatländern zumindest eine europäische Krankenversicherungskarte für die Kinder beantragen“, sagte Dr. Georg Vogt, der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamtes. Das würden aber fast alle Zuwanderer versäumen.