Duisburg. . Die Post sagt: 80 Prozent der Sendungen kommen pünktlich. Die Gewerkschaft Verdi kommt zu einer anderen Einschätzung: Verzögerungen bei über der Hälfte der Briefe.
Auf der einen Straßenseite werden Briefe und Pakete wie gewohnt pünktlich von einem Postbeamten zugestellt, beim Nachbarn gegenüber kommen seit Tagen erwartete Sendungen nicht an, weil dort ein Post-Angestellter streikt. Die Auswirkungen des seit Wochen anhaltenden Tarifkonflikts bei der Post auf die Duisburger sind höchst unterschiedlich. Weil nach sechs Verhandlungsrunden die Gespräche festgefahren sind, könnten die Verzögerungen zunehmen.
Post: Mitbewerber zahlen weniger
„Die Situation kann sich verschärfen“, sagt Post-Sprecher Dieter Pietruck. Bis zu 500 Beschäftigte in der Zustellung sowie im Briefzentrum Asterlagen sind allein in Duisburg im Ausstand, schätzt Stefan Kaufmann, Verdi-Sekretär für die Brief- und Paketlogistik. Etwa 1100 streiken im Bereich der Niederlassung Duisburg, die auch Krefeld, Oberhausen, Dinslaken, den linken Niederrhein bis Bocholt und Krefeld mit dem Paketzentrum umfasst, sagt Hermann Völlings. „Wir werden den Streik langsam ausweiten“, kündigt der Landesarbeitskampf-Leiter der Gewerkschaft an.
Verdi habe angeboten, auf lineare Lohnerhöhungen und Änderungen der Entgelttabelle zu verzichten, will aber erzwingen, dass die in bundesweit 49 Regionalgesellschaften ausgegliederten Zusteller nach dem Haustarifvertrag der Post AG bezahlt werden, erklärt Völlings.
Zukunftsfähigkeit stehe auf dem Spiel
Darauf könne sich der Konzern aus Wettbewerbsgründen nicht einlassen, so Dieter Pietruck. Die Löhne nach Haustarif lägen um 50 Prozent über denen der Mitbewerber im Paketgeschäft. „Die Zukunftsfähigkeit der Paketzustellung steht auf dem Spiel.“ Die Post vermisse Druck der Gewerkschaft auf die Mitbewerber, damit die höhere Löhne zahlen.
Weil eine kurzfristige Verhandlungslösung nicht zu erwarten ist, müssen sich die Kunden auf zunehmende Verzögerungen einstellen. Lokale Zahlen nennt die Post nicht. Ergebnis einer aktuellen Auswertung sei aber, dass trotz des Arbeitskampfes „80 Prozent der Sendungen pünktlich zugestellt werden“, versichert Dieter Pietruck.
In den Brief- und Paketzentren, wo die Technik dominiert, seien die Auswirkungen bislang gering. „Die zumeist einfachen Tätigkeiten sind leicht zu ersetzen“, so der Postsprecher. Zusätzliche Vertretungskräfte würden nun mobilisiert. Betroffen sei hauptsächlich die Zustellung. Pietruck: „Wir können dort nicht einfach Verwaltungsmitarbeiter einsetzen und auch keinen Beamten zwingen, den Bezirk eines streikenden Kollegen zu übernehmen.“
Zustellquoten werden unterschiedlich bewertet
Eine Zustellquote von 80 Prozent nennt Hermann Völlings „lächerlich“. Weit über die Hälfte der Briefpost gehe nicht pünktlich raus, schätzt Gewerkschafter Kaufmann, „und eine wachsende Zahl von Paketen auch nicht“. Das Paketzentrum Dorsten, dort werden die Sendungen für Duisburg bearbeitet, wurde bisher noch nicht bestreikt.
Hoch sei die Beteiligung bei den 70 Prozent der Mitarbeiter, die bisher aufgerufen wurden, die Arbeit niederzulegen, berichtet Streikleiter Hermann Völlings. „Die Kollegen erwarten vom Arbeitgeber mehr als einen Tritt in den Hintern“, sagt Stefan Kaufmann.