Duisburg. Verdi will den unbefristeten Poststreik in Duisburg und Umgebung ausweiten. Laut Post bleibt bislang im Briefzentrum Asterlagen „nahezu kein Brief“ liegen.
Unbefristeter Arbeitskampf bei der Deutschen Post, auch in Duisburg hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) ihre Mitglieder dazu aufgerufen, einen neuen Tarifvertrag zu erstreiten.
Am Montagmorgen zeigt Verdi ihre Entschlossenheit, knapp 350 Streikende ziehen vom Stapeltor für eine Kundgebung zum König-Heinrich-Platz. Mit schrillen Trillerpfeifen, wehenden Fahnen und gereckter Arbeiterfaust marschieren sie zur Bühne, wo Gewerkschaftsfunktionäre ihre Reden halten.
„Die Arbeitgeber sehen unseren Streik als Gewalttat und nicht als Grundrecht“, poltert Verdi-Mann Thomas Bußmann, Vorsitzender des Duisburger Fachbereichs Spedition. Für ihn ist klar, wer die Guten und wer die Bösen in „diesem klassischen Kampf zwischen Arbeit und Kapital“ sind: die Vorstandsmitglieder der Deutschen Post AG.
Einen besseren Lohn, 5,5 Prozent mehr, will Verdi unter anderem erreichen, 36 Stunden pro Woche statt 38,5, aber bei vollem Lohnausgleich. Was jedoch die meisten hier auf die Straße treibt ist, was Verdi Flucht aus dem Haustarif nennt. Die Post hat ein neues Tochterunternehmen für Paketzusteller mit 49 Regionalgesellschaften in Deutschland gegründet. Seit April arbeiten dort 6000 Menschen, allein in Duisburg 250. Sie alle bekommen nicht mehr den Haustarif der Post. „Ohne die Rückführung der DHL Delivery in den Haustarif wird es in diesem Betrieb keinen Frieden geben“, droht Bußmann.
Allerdings denkt die Post nicht daran, diese Forderung zu erfüllen. Sechs Verhandlungsrunden sind bereits ergebnislos gescheitert. Inzwischen befürchten viele Streikende, dass auch bei den Briefzustellern neue Gesellschaften mit schlechteren Arbeitsbedingungen gegründet werden.
„Wir streiken, bis wir eine Lösung am Verhandlungstisch haben“, verspricht Bußmann. Derzeit sind laut Verdi etwa 600 Mitglieder in der Niederlassung Duisburg, zu der auch Nachbarstädte gehören, im Arbeitskampf. Die Mobilisierungsquote werde man bald auf 3000 von insgesamt 5500 Mitarbeiter steigern, und dafür etwa auch in Moers und Oberhausen streiken. Der Arbeitgeber werde den Streik deutlich zu spüren bekommen.
Indes verweist Postsprecherin Britta Töllner darauf, dass bei drei Millionen Briefen, die täglich im Asterlager Briefzentrum sortiert werden, „nahezu kein Brief liegen bleibt“, weil „Ausgleichsmaßnahmen“ getroffen wurden. Beamte oder Arbeitskräfte aus anderen Abteilungen seien jetzt als Briefträger unterwegs. Einzelfälle, bei denen keine Post ankommt, könne man aber nicht ausschließen. Von Verdi-Vorwurf des „Lohndumping“ durch die neuen Gesellschaften will sie allerdings nichts wissen. Zwar zahle man den Mitarbeitern dort nicht das Gleiche wie früher bei der Post (nicht durchschnittlich 17,70 Euro Stundenlohn „aus alten Behördenzeiten“), doch immerhin 12 Euro mit einem unbefristeten Vertrag, deutlich mehr als bei Wettbewerbern, die oft nur 8,50 Euro bezahlen würden.
Post: „Angst ist unbegründet“
Außerdem sei die Angst, dass auch für Briefe neue Gesellschaften gegründet werden „völlig unbegründet“. Die DHL Delivery GmbH sei eine Reaktion auf die florierende Paketbranche und habe mit Briefen nichts zu tun. Ohnehin sei die Forderung der Rückführung der Gesellschaften nach Ansicht der Post „nicht streikfähig“, es könne nur um den neuen Tarifvertrag gehen.