Duisburg. . Damit die Kluft zwischen arm und reich nicht noch größer wird, müssen die großen Einkommen einen größeren Beitrag leisten. Da waren sich die Diskutanten beim 10. Rathausgespräch einig.

„Verdienen wir, was wir verdienen“, lautete die Frage beim 10. Rathaus-Gespräch. Über den „goldenen Vorhang“ und die immer größere Kluft zwischen arm und reich diskutierten die Politologin Susanne Pickel (Uni Duisburg-Essen), die Duisburger DGB-Vorsitzende Angelika Wagner, Wolfgang Gern (Diakonie Hessen), Pater Philipp E. Reichling (Abtei Hamborn) und Hubert Ostendorf (Geschäftsführer „fifty-fifty“).

Moderatorin Brigitta Lentz wies zur Einstimmung auf die jüngsten Streiks hin, erwähnte weiter steigende Vergütungen der Top-Manager, ließ die Verschiebung von Steuergeldern in Steueroasen nicht unerwähnt und machte deutlich, das 10% der Deutschen allein zwei Drittel des gesamten Vermögens besitzen.

Ihre provozierende Frage: „Kann das alles so weitergehen“, nahm Pater Philipp Reichling zum Anlass, klar zu machen, dass bereits im nächsten Jahr ein Prozent der Menschen soviel wie der Rest der Weltbevölkerung besitzen wird. Aufgabe könne nicht mehr allein die Armutsbekämpfung „durch Mildtätigkeit“ sein, vielmehr müsse man offen die Gründe für Armut benennen.

Diakonie: Mehr Geld für Pflege

Alle Beteiligten waren sich einig, dass die Armutssituation in Deutschland maßgeblich bekämpft werden kann durch eine andere Steuerpolitik, bei der die Vermögenden stärker in die Pflicht genommen werden müssen. Ein großes Problem sei auch, so Hubert Ostendorf, dass Konzerne durch „Steuervermeidungsstrategien“ rund 100 Mrd. € nicht zahlen. „Das entspricht in etwa der Summe, die weltweit geleisteten Entwicklungshilfe“, so der „fifty-fifty“ - Geschäftsführer, der zusätzlich mit dem Hinweis: „Alle drei Sekunden stirbt auf der Welt ein Kind an Hunger“, auf die dramatische Situation aufmerksam machte.

Gravierende Fehler in Deutschland kritisiert Diakonie-Chef Wolfgang Gern.,In die Pflege wird viel zuwenig Geld investiert.“ Falsch sei auch, dass bei Pflegeanbietern nicht die Qualität entscheidend sei, sondern nur „der billigste Anbieter“. Ordenspriester Reichling bezeichnete die Privatisierung von Krankenhäusern als einen „völlig falschen Weg“. Dass man Geld brauche, um zu investieren, sei klar, „aber niemand darf damit Geld verdienen, weil andere krank sind“.

Angelika Wagner ist froh, dass der Mindestlohn Gesetz geworden ist, weiß aber auch, dass viele Unternehmen versuchen, auch den festgelegten Stundenlohn von 8,50 € zu umgehen. Dass man mit diesem immer noch geringen Einkommen mit Sicherheit nicht vor zukünftiger Altersarmut geschützt ist, sei ihr klar, so Wagner. Um die zu vermeiden, „brauchen wir ein starkes Rentensystem mit höheren Einzahlungen und keine Senkung der Beiträge“.