Duisburg. Stipendiatinnen der Krupp-Stiftung unterstützen das Kultur- und Stadthistorische Museum im Innenhafen bei seinem Projektschwerpunkt „Kulturelle Vielfalt“.

Das Bild von „Musentempeln“, also Einrichtungen elitärer Hochkultur, wandert ins Depot, die Öffnung für neue Besuchergruppen ist auch in Museen ein großes Thema. Und es ist ein hartes Stück Arbeit, die Schwellenangst abzubauen. „Kulturelle Vielfalt ist bei uns kein neues Thema“, sagt Dr. Susanne Sommer, Direktorin des Kultur- und Stadthistorischen Museums. „Bunt und lebendig“ ging es zum Beispiel 2009 zu, als die Ausstellung „Heiraten alla Turca“ über türkische Hochzeitsbräuche gezeigt wurde. Betreut hatte diese Ausstellung Asligül Aysel, die jetzt im Rahmen des Stipendiums „Kulturelle Vielfalt und Migration“ zurück kehrt. Sie löst Vanja Mandic als Stipendiatin der Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung ab.

Insgesamt finanziert die Stiftung vier akademisch ausgebildete, sorgfältig ausgewählte Stipendiaten mit theoretischen und praktischen Erfahrungen im Bereich Migration, wie Dr. Ingomar Lorch gestern sagte. Sie arbeiten jeweils ein halbes Jahr im Ruhr-Museum, Essen, im Bergbau-Museum und im Industriemuseum Zeche Hannover, beide Bochum, und eben im Duisburger Stadtmuseum.

Arbeit mit Flüchtlingen

Die 33-jährige Duisburgerin Asligül Aysel, die Geschichte und Orientalistik studiert hat, folgt am 1. Juli auf Vanja Mandic. Die 31-Jährige, die aus Banja Luka in Bosnien stammt und Anglistik und Kulturwissenschaften studiert hat, konnte auch ihre Sprachkenntnisse (Serbisch, Kroatisch, Bosnisch) einbringen bei Schwerpunktprojekten „Kulturelle Vielfalt“, die Kornelia Kerth-Jahn im Museum betreut. Seit 2011 arbeitet sie daran, „die Türen des Hauses ganz weit zu öffnen“ und eine „gelebte Willkommenskultur“ aufzubauen. Sie hat Reihen wie „Gesichter unserer Stadt“ (zu den Marina-Märkten), das Erzählcafé „Lebendige Geschichte(n)“ oder mit dem Kommunalen Integrationszentrum das „Fest der Vielfalt“ organisiert. Menschen unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichem Bildungsniveau, Jung und Alt sollen ins Museum kommen, um sich für die Geschichte der Stadt und ihrer alten oder neuen Heimat zu engagieren.

Vanja Mandic ist auch wegen ihrer Sprachkenntnisse eine Stütze des Projekts, das im Vorfeld des Internationalen Flüchtlingstags am 20. Juni läuft: Mit Schülern der Lise-Meitner-Gesamtschule und Bewohnern des Flüchtlingsheims Werthauser Straße in Rheinhausen werden ein Aufenthaltsraum renoviert, das Außengelände neu gestaltet und Musik- und Tanzworkshops für Kinder und Jugendliche angeboten.

Asligül Aysel wird die Sonderausstellung „Häuser der Weisheit“ über die Blütezeit des Islam mitgestalten, die ab September läuft.

Programm zur „Extraschicht“ 

Auch zur „Extraschicht“ am Samstag, 20. Juni, öffnet das Kultur- und Stadthistorische Museum von 18 bis 2 Uhr seine Türen: Stündlich erläutert Gerhard Mercator sein Schaffen.Zwei Sonderausstellungendie im Rahmen der Akzente eröffnet worden sind, können besucht werden: „Heimat für Generationen“ und „Gelebte Nähe – Drei Künstler sehen Heimat“. Höhepunkt des Abens soll das Theaterstück auf Stelzen „Somente“ der portugiesischen Gruppe Teatro Só werden (19.30 und 21.30 Uhr). Das Mercatorcafé hat ebenfalls geöffnet.