Duisburg. . Das Duisburger Kino Filmforum zeigt im Rahmen der „Akzente“ einige Ruhrgebiets-Klassiker – darunter etwa „Bang Boom Bang“ oder „Jede Menge Kohle“.
Die 36. Ausgabe des Kulturfestivals "Akzente" wird Freitagabend im Landschaftspark Nord eröffnet.130 Veranstaltungen gibt es bis zum 22. März. Das Filmforum am Dellplatz beteiligt sich ebenfalls an den Akzenten – und zwar mit einer eigenen Filmreihe. Auch im Kino lautet das übergreifende Thema, das an insgesamt acht Abenden alle ausgewählten Filme miteinander verbindet: „Heimat“.
Eine Fantasie-Reise
Zum Auftakt wird der Abräumer der letzten Verleihung des Deutschen Filmpreises gezeigt: „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ ist ein knapp vierstündiges, mit eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bilder aufwartendes Alterswerk des 82-jährigen Regisseurs Edgar Reitz. Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der Mitte des 19. Jahrhunderts im Hunsrück lebt und der sich mit Hilfe eines Buches in die Ferne träumt – nach Brasilien. Zu sehen: Mo., 9. März, 18 Uhr.
Kalle & Keek
Es ist d e r Ruhrgebiets-Kultfilm – und das Filmforum zeigt ihn in einer 35-Millimeter-Projektion: „Bang Boom Bang“ von Peter Thorwarth aus dem Jahr 1999 hat geniale Momente zu bieten, viele Zitate sind in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Eine Wonne ist die Besetzungsliste mit Diether Krebs in seiner letzten Rolle als korrupter Unternehmer Kampmann, Oliver Korittke als kleinkrimineller Drogen-Schluffi Keek und Ralf Richter als Bankräuber Kalle Grabowski auf Ausbrecher-Rachefeldzug. Zu sehen: Di., 10. März, 20.30 Uhr.
Winkelmanns Werk
Adolf Winkelmann hat in seinen Filmen schon immer die Menschen des Ruhrgebiets in den Fokus gerückt – so auch in „Jede Menge Kohle“. Diese Fortsetzung des Vorgängers „Die Abfahrer“ war der erste deutsche Film mit Dolby-Surround-Ton. Do., 12. März, 20.30 Uhr.
Der alberne Helge
Helge Schneiders erster Auftritt auf Großleinwand war „Johnny Flash“. 28 Jahre ist das her. Die singende Herrentorte aus der Nachbarstadt Mülheim war aber schon damals ein Meister des skurrilen Blödelns. Mo., 16. März, 20.30 Uhr.
Glorreiche MSV-Zeiten
Sie waren die Publikums-Lieblinge des Sommerkinos 2014: Jetzt kehren die „Meidericher Vizemeister“ noch einmal ins Filmforum zurück. Die lustige, aber auch zu Tränen rührende Doku über das Erfolgsteam des Meidericher SV, das in der ersten Bundesligasaison sensationell auf Platz zwei landete, ist nicht nur Sportfilm, sondern auch herzerwärmende Charakterstudie echter Ruhrpott-Originale. Sehr zu empfehlen! Di., 17. März, 20.30 Uhr.
Pizza-Premiere im Pott
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Die Geschichte der allerersten Pizzeria im Ruhrgebiet erzählt Regisseur Fatih Akin in „Solino“. Und wo siedelte sich diese an? Richtig: in Duisburg! Er ist ein auf drei Jahrzehnte angelegtes Familienporträt mit Moritz Bleibtreu und Barnaby Metschurat in den Hauptrollen. Das Filmforum zeigt eine seltene Fassung in deutsch-italienischer Sprache: Mi., 18. März, 18 Uhr.
Theo jagt die Lkw-Diebe
Deutsch-Rocker Marius Müller-Westernhagen macht auch auf der Leinwand eine gute Figur: Als Fernfahrer wird ihm in „Theo gegen den Rest der Welt“ der Lkw geklaut. Den will er wiederhaben. Und reist bis nach Marseille. Der erfolgreichste Film des Kino-Jahres 1980 läuft: Do., 19. März, 20.30 Uhr (Kartenvorverkauf ab 13. März).
Ein Schatz zum Abschluss
Zum Abschluss wartet mit „Duisburg, ein Platz an der Sonne“ ein besonderer Abend mit sieben Kurzfilmen, die Bilder dieser Stadt zeigen – von 1914 bis in die 70er. Dazu gehört ein Schatz, nämlich „Wahrzeichen oder Feigenblatt“. Dieser Werbefilm der Stadt Duisburg von 1971/72 ist überraschend aktuell – zeigt er doch eine Diskussion über die Zukunft des Stadtwerketurms oder die Eröffnung der inzwischen maladen A-40-Rheinbrücke. Ein Muss für jeden Duisburger! So., 22. März, 18.30 Uhr (VVK: ab 13. März).
Die Top-Ten der Duisburger Kinos
28 Veranstaltungen der Volkshochschule
Mit dem Thema „Heimat“ setzen sich die Duisburger Akzente in diesem Jahr auseinander. Heimat, ein Wort, mit dem jeder Mensch etwas verbinden kann, das positive oder auch negative Erinnerungen weckt. Doch sei das der Begriff vielschichtiger als man zunächst vermute, sagt Gerhard Jahn, Leiter der Volkshochschule. Das unterstreicht die Einrichtung im Rahmen der „Akzente“ mit 28 Veranstaltungen zum Thema und betrachtet es zum Beispiel aus politischer und religiöser philosophischer Sicht.
Einen Ansatzpunkt biete allerdings auch die Philosophie, betont Jahn, und so begibt sich Referent Alexander Wiehart zum Auftakt der Veranstaltungsreihe auf die Suche nach den philosophischen Wurzeln des Begriffs „Heimat“. Am 9. März um 20 Uhr beginnt er bei Platon, der das Bewusstsein als Heimat definierte, und endet bei Sartre, der den Begriff ablehnte.
Dass der Mensch überhaupt an eine „Heimat“ gebunden sein muss, bezweifelt Klaus T. Hofmann. Am 10. März um 18 Uhr erklärt er: „Menschen haben keine Wurzeln.“ Er führt an, dass die Menschen heute ständig unterwegs sind und so an immer neuen Orten Wurzeln schlagen könnten – wenn sie es denn bräuchten. Am 18. März setzt sich Hofmann ab 18 Uhr mit der Heimat in der Literatur um 1900 auseinander. Texte dieser Epoche erfreuen sich einiger Beliebtheit, werden aber auch kritisch betrachtet. Hofmann geht in seinem Vortrag „Heimat und Antiheimat“ dem Widerspruch nach.
Die Wurzeln von Stephan Pütz wurden vor Gericht gekappt: Noch ist er Bewohner von Immerath, doch er muss umziehen. Der Ratsherr der Stadt Erkelenz hat bis vor das Bundesverfassungsgericht geklagt, um seinen Heimatort vor dem wachsenden Tagebaugebiet Garzweiler II zu schützen, allerdings erfolglos. Immerath wird den Baggern weichen. Seine Geschichte erzählt Pütz am 16. März um 20 Uhr.
Die aufgeführten Veranstaltungen finden in den Räumen der VHS an der Königstraße statt. Weitere Informationen zum Programm auf www.vhs-duisburg.de.
Mit Autoren unterwegs zu (un)bekannten Orten
Das „Akzente“-Literaturprogramm beginnt am Sonntag, 8. März, im Kultur- und Stadthistorischen Museum am Johannes-Corputius-Platz. Um 15 Uhr stellen Autorin Verena Meyer und Musikerin Dorothee Becker unter dem Titel „Heimatlos oder Die Flucht in mir“ eigene Texte und Lieder vor.
Am Montag, 9. März, geht es im ehemaligen Café Alex (Beginn stets 20 Uhr) an der Münzstraße 44 weiter mit einem Erinnerungsabend an Siegfried Lenz. Schauspieler Bernt Hahn liest, Hanjo Kesting moderiert.
Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Michael Kleeberg ist dann am Mittwoch, 11. März, im Café Alex zu Gast. Er liest aus seinem Roman „Vaterjahre“. Mit ihm auf der Bühne ist der Münsteraner Autor und Literaturkritiker Hermann Wallmann. Die Duisburger Lyrikerin Lütfiye Güzel stellt am Donnerstag, 12. März, im Café Alex Gedanken aus ihrem Buch „Pinky Helsinki“ vor.
Zu einer „modernen literarischen Odyssee“ lädt Cornelius Monte am Freitag, 13. März, um 18 Uhr ins Museum der Deutschen Binnenschifffahrt ein. Der Rheinhausener liest aus seinem Roman „Rheinorangen“. Am gleichen Abend ist im Café Alex Sherko Fatah zu Gast, der aus seinem Roman „Der letzte Ort“ liest.
Am Samstag, 14. März, lesen von 19 bis 24 Uhr in der Christengemeinde Ruhrort, Landwehrstraße 55, Menschen aus unterschiedlichen Kulturen unter dem Titel „Ruhrorter Biografien“. Im Erzählcafé im Stadtmuseum stellt am 15. März um 15 Uhr Werner Muth Orte vor, an denen er sich zuhause fühlt.
„Deutschland, eine Winterreise“ unternehmen die Zuhörer mit Willi Winkler am 16. März im Café Alex. Er wanderte von Hamburg nach Altötting. Es folgt Ulla Hahn am Freitag, 20. März, im Café Alex mit ihrem Roman „Spiel der Zeit“. Für die Lesung mit Christian Brückner am 21. März (Thomas Wolfe: Schau heimwärts, Engel) gibt es keine Karten mehr im Vorverkauf – nur noch an der Abendkasse ab 19 Uhr.