Duisburg. Nach der jüngsten Erfolgsserie des MSV gehen auch die Fans zuversichtlich in den Saisonendspurt der 3. Liga. Ein Besuch beim Vormittagstraining.
Alina Linke ist stolz wie Oskar. Soeben hat Enis Hajri auf dem schneeweißen MSV-Fußball der Neunjährigen unterschrieben, den sie extra für ihre Autogramm-Jagd mitgebracht hat. „Enis ist mein Lieblingsspieler“, gibt das Mädchen aus Ungelsheim zu, das mit seinen Eltern Katja und Dieter Linke an diesem sonnigen Vormittag zum Training der Duisburger Profifußballer nach Meiderich gekommen ist. Ungefähr 20 Zaungäste haben sich rund um den Rasenplatz versammelt, der da in saftigem Grün im Sonnenlicht leuchtet. Und egal, mit welchem der Trainingskiebitze man auch spricht: Die Zuversicht, dass der MSV den erhofften Zweitliga-Aufstieg packen könnte, sie ist riesig.
„Ich bin sehr zufrieden und stolz auf die Mannschaft“, sagt Sabrina Hebestadt (19). Die Neumühlerin war auch am Sonntag beim 2:1-Sieg über Münster in der Arena – so wie bei jedem Heimspiel. „Die Fans haben da bewiesen, wie toll die Unterstützung derzeit ist“, schwärmt die junge Frau, die ein Fantrikot trägt. Dies ist ihr allererster Besuch bei einer Trainingseinheit des MSV.
„Ich wollte wissen, wie sehr die sich anstrengen müssen“, sagt sie und fügt hinzu: „Außerdem wollte ich die Spieler mal aus der Nähe sehen.“ Vor allem MSV-Verteidiger Kevin Wolze hat es ihr angetan. Der sei nicht nur hübsch, sondern auch total sympathisch. „Ich habe ihn bei den MSV-Autogrammstunden auf dem Weihnachtsmarkt kurz kennen gelernt“, sagt Sabrina. Auch von MSV-Trainer Gino Lettieri hatte sie damals ein unterschriebenes Autogrammkärtchen erhalten. „Der hat mir sogar ein kleines Herzchen draufgemalt.“
Die MSV-Spieler mal aus der Nähe sehen
Ein Fantrikot – die Auswärtsvariante in Schwarz – trägt auch David Lenke aus Marxloh. Der 24-Jährige ist sehr optimistisch: „Noch dreimal gewinnen, dann sind wir durch.“ Lob zollt er vor allem Manager Ivo Grlic. „Was der diesmal für eine gute Mannschaft zusammengestellt hat, ist atemberaubend.“ Für das alles entscheidende Heimspiel gegen Holstein Kiel hat sich Lenke bereits eine Stehplatzkarte gesichert. „Da wird die Arena ausverkauft sein.“
MSV holt wichtige Punkte
Den Stimmungsumschwung im MSV-Fanlager hat auch der 44-jährige Martin Hibbeln aus Walsum miterlebt. Nach der 0:2-Pleite im Niederrheinpokal-Halbfinale gegen RWO drohte die Harmonie zwischen Team und Anhängerschaft kurzzeitig zu kippen. „Ich glaube aber, dass die Niederlage der Mannschaft einen zusätzlichen Ruck verliehen hat.“ Hibbeln hat Urlaub und schaut mit seinem 20 Monate alten Sohn Mikko am Trainingsgelände an der Westender Straße vorbei. MSV-Fan ist Martin Hibbeln schon seit Jugendzeiten. „Seitdem habe ich schon viele schöne, aber auch viele schlimme Momente mitgemacht“, sagt er. Jetzt soll mit dem Zweitliga-Aufstieg mal wieder ein prächtiger Feieranlass folgen.
100.000 Autogramme gesammelt
Aus Mettmann ist Frank Kauls (53) nach Meiderich gereist. Er gehört aber nicht zu jenen Fans, die nun in Euphorie verfallen, sogar beim Training zuschauen wollen. Nein, Kauls ist Autogrammjäger. Kaum vorstellbare 100.000 (!) Fotos mit den Original-Schriftzügen berühmter Fußballspieler – von Messi über Neymar bis Beckham – hat er in den vergangenen 15 Jahren zusammengetragen. Sammelschwerpunkte sind die drei höchsten Profiligen in Deutschland – also auch der MSV. „Ich habe alte und neue Fotos dabei“, sagt er und kramt Bilder von Christopher Schorch im MSV-, aber auch im Real-Madrid-Trikot hervor.
Auch der heutige MSV-Co-Trainer Daniel Felgenhauer kickte mal selbst – bei Rot-Weiß Ahlen und in Fürth. Frank Kauls hält sie ihm in seiner Sammelmappe zur Unterschrift hin. „Hier in Duisburg sind sie immer sehr freundlich. Das ist ganz unkompliziert“, lobt der Autogrammjäger. Ganz im Gegensatz etwa zu den verwöhnten Profis des FC Bayern.
Nicht nur Kauls, sondern auch Alina Linke bekommt am Ende alle Autogrammwünsche erfüllt. Und sie strahlt, als hätte sie das MSV-Siegtor gegen Kiel geschossen.