Duisburg. Die Kulturloge der Bürgerstiftung ermöglicht Menschen mit geringem Einkommen Kulturgenuss. Die Helfer vermitteln kostenlose Tickets.

„Kulturloge“ – das hört sich gediegen an. Andrea Paffrath-Kuhn und ihr Sohn Max (9) gehören zu den Gästen und genießen am liebsten gemeinsam. Nachdem sich die 47-Jährige bei der Kulturloge für Gratis-Tickets für Personen mit geringem Einkommen angemeldet und angegeben hatte, dass sie vor allem Kinderstücke interessieren, haben Mutter und Sohn in gut einem Jahr den Spielplan des Komma-Theater „abgearbeitet“, sagt Andrea Paffrath-Kuhn: „Vor allem das Stück ,Brüder Löwenherz’ war für Max nach dem Tod seines Papas ideal.“

Planetarium als Höhepunkt

Astrid Lindgren erzählt darin die Geschichte vom todkranken Karl (9), der von seinem älteren Bruder Johnathan getröstet wird, im Land Nangijala werde man sich wiedersehen. Und so passiert es auch.

Ein Höhepunkt war für Max der Besuch des Bochumer Planetariums. Er habe sich sehr gewundert, dass sein Nachbar im Liegesessel nebenan bei dieser sensationellen Reise ins Universum eingeschlafen sei. Dass Max kulturell so interessiert ist, liegt auch daran, dass Mutter Andrea nebenberuflich in der Gewandabteilung der Rheinoper im Duisburger Theater arbeitet; seine große Schwester Mona (19) ist als Statistin dabei. Sie sei durch die Arbeit in der Oper auf den Geschmack gekommen, sagt Andrea Paffrath-Kuhn. „Ich bin Kulturfan geworden.“ Ihre Höhepunkte im Programm (mal ohne Max) seien die Produktion „Iokaste“ im Rahmen der Akzente und ein Besuch an der „Plastikbar“ im Lehmbruck-Museum gewesen. „Bei drei Kindern geht man sowieso ins Kindertheater. Ich sehe aber auch mal was anderes gern.“

Es habe sie schon „ein bisschen Überwindung“ gekostet, sich bei der Kulturloge zu melden, räumt die 47-Jährige ein, die eine 40-Prozent-Stelle bei der Stadtsparkasse hat und eine Erziehungsrente für Max erhält. Die beiden großen Mädchen studieren, Max wechselt im Sommer aufs Steinbart-Gymnasium. Sie habe schon das Bedürfnis, etwas gut machen zu müssen, sagt Paffrath-Kuhn. Sie spendet ausgelesene Bücher oder abgelegte Kleidung für Bücherschränke oder das Diakonie-Kaufhaus.

„Aber das ist das Schöne an der Kulturloge: Man darf etwas nehmen, ohne sich schlecht zu fühlen. Es gibt Lebenssituationen, in denen das Schicksal einen packt – dann darf man nicht auch noch vom Kulturleben ausgeschlossen werden“, sagt Manfred Berns, Geschäftsführer der Bürgerstiftung. In ihren Räumen arbeiten ehrenamtliche Mitarbeiterinnen, vermitteln die Karten, die von den Kultureinrichtungen gratis zur Verfügung gestellt werden, an Interessierte mit weniger als 980 Euro pro Monat als Einpersonenhaushalt.

Andrea Paffrath-Kuhn versucht, auch Kollegen und Freunde mit ihrer Begeisterung anzustecken. „Viele trauen sich nicht, mal was Neues auszuprobieren.“ Diese „Kulturangst“ hat auch Angela Dollhausen festgestellt, die bei der Bürgerstiftung mitarbeitet. „Viele fragen vorsichtig: Was ist das?“ sagt sie mit Blick auf die Kulturloge. „Wir können noch mehr Kulturgäste gebrauchen“, bestätigt Berns. „Es gibt das Angebot, man muss einmal wenig Formalkram erledigen, dann stehen die Türen offen.“

„Wir werden wie Gäste behandelt, da ist nicht Peinliches. Man erlebt vieles, was man sich sonst gespart hätte“, bestätigt Andrea Paffrath-Kuhn: „Das ist wirklich toll.“