Stadt Duisburg fand über zwei Jahre keinen Job für teuren Manager
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Duisburg. Mehr als zwei Jahre hat die Stadt Duisburg gebraucht, um für einen ihrer Manager eine neue Aufgabe zu finden. Kassiert hat er bis dahin 350.000 Euro.
Zu dieser Zeit war Oehmke bereits seit anderthalb Jahren seiner Aufgaben bei der IDE entbunden. Die Entwicklungsgesellschaft wurde am 31. Dezember 2012 abgewickelt, die City-Planung wanderte ans Baudezernat. Die IDE gab es fortan nicht mehr, wohl aber ihren Geschäftsführer. Bis Ende Juli 2017 läuft der Vertrag von Ralf Oehmke. Und so lange kassiert er sein Gehalt, rund 155.000 Euro im Jahr. Damit ist er zweifelsfrei der bestbezahlte Stadt-Manager, der für seinen Lohn keinen Finger rühren muss.
Ehemaliger City-Planer kassierte seitdem 350.000 Euro fürs Nichtstun
Während die ehemaligen IDE-Mitarbeiter zur Stadt wechselten, müsse für Oehmke eine „separate Lösung“ gefunden werden, vermerkte die Stadt bei der IDE-Auflösung. Für sein Gehalt bis zum Vertragsende bildete sie vorsorglich eine Rückstellung über 538.200 Euro. Hinzu kommen Pensionsverpflichtungen von knapp 400.000 Euro.
Die „separate Lösung“ lässt seit zwei Jahren und vier Monaten auf sich warten. Seitdem hat Oehmke mehr als 350.000 Euro fürs Nichtstun kassiert. So einfach kann ihm die Stadt aber auch nicht einen anderen Job aufs Auge drücken: Die Tätigkeit muss adäquat zur bisherigen sein, einen gut bezahlten Manager mit Führungsverantwortung kann der Arbeitgeber nicht einfach zum Sachbearbeiter degradieren oder ihn an den Empfang der Rathaus-Pforte setzen. Im Gegenzug stellt sich die Frage, welche verantwortungsvolle Position man jemanden einräumt, der an anderer Stelle als gescheitert gilt.
Bahnhofsplatte und Baugrube für Marientor-Carree waren seine Zuständigkeit
Unter Oehmkes Verantwortung fällt die Serie an Planungspannen bei der Bahnhofsplatte, die Verantwortung für Duisburgs größte Baugrube am Marientor-Carree, aber auch die Entwicklung der „Duisburger Freiheit“, bei der Möbel-Investor Kurt Krieger mit dem Überraschungskauf die Stadt zum Zuschauer degradierte. Trotz der bereits damals aufkeimenden Kritik an der Innenstadt-Entwicklung verlängerte der mit Ratsleuten besetzte Aufsichtsrat im Herbst 2011 den Vertrag mit Oehmke vorzeitig um fünf weitere Jahre.
Mit der IDE ist auch der Aufsichtsrat Geschichte, geblieben ist allein der Geschäftsführer, der sich seit Januar 2013 in einer Situation befindet, von der viele träumen: Nicht arbeiten zu müssen und trotzdem jeden Monat viel Geld aufs Konto überwiesen bekommen. Auf Seiten des Arbeitgebers, der Stadt, die jeden Cent zusammenkratzen und in den nächsten Jahren noch hunderte Stellen abbauen muss, ist ein solcher Fall erst recht ein unhaltbarer Zustand.
Und so könnte es nach langem Bemühen im Hintergrund nun doch noch eine Lösung geben, wie sich die Dienste des Kommunal-Managers, den eine Findungskommission unter Ex-CDU-OB Sauerland und Ex-CDU-Dezernent Rabe 2007 aus sechs Bewerbern auswählte und ihm die Entwicklung der City anvertraute, nun doch noch nutzen lassen.
Oehmke soll künftig bei einer Gebag-Tochter verwalten und verkaufen
Oehmke soll künftig bei der Gebag wirken, genauer gesagt bei einer Tochtergesellschaft, von der die meisten noch nie gehört haben. Der 54-Jährige soll Geschäftsführer der „Haus Ruhrort Verwaltungs- und Vermietungsgesellschaft“ werden, wie Gebag-Chef Bernd Wortmeyer unserer Redaktion bestätigte. Noch ist dafür im Mai ein Beschluss des Aufsichtsrates nötig, im Juni könnte Oehmke dann seinen Schreibtisch beziehen.
Die Tochterfirma der Gebag verwaltet Gewerbeimmobilien wie das Tausendfensterhaus oder das Medical- und Office-Center in Ruhrort. Bis auf einen Hausmeister zählt die Firma keine Mitarbeiter, sie wurde bisher von zwei Gebag-Mitarbeitern geführt, einer von ihnen schied jetzt als Geschäftsführer aus, weil er in den Ruhestand ging.
Gebag will sich aufs Kerngeschäft konzentrieren
Bernd Wortmeyer spricht daher von einer „win-win-Situation“: Die Gebag will sich bekanntlich ganz auf ihr Kerngeschäft mit den Wohnimmobilien konzentrieren und sich von den Gewerbe- und Bürobauten trennen, neben dem Tausendfensterhaus steht unter anderem auch das Neudorfer Tor auf der Verkaufsliste. Die Objekte seien gut vermietet, der Zeitpunkt für einen Verkauf ideal: „Wann, wenn nicht jetzt?“, so Wortmeyer. „Herr Dr. Oehmke kann uns mit seinem Know-How und seiner Erfahrung dabei hervorragend unterstützen.“
Für die Dienste des Juristen muss die Gebag nichts bezahlen, da er ohnehin auf der Gehaltsliste der Stadt steht. Und der Job ist bis zum Vertragende 2017 befristet, wie Wortmeyer bestätigt. Die entscheidenden Gespräche habe es bereits gegeben, der Gebag-Chef gibt daraus seinen Eindruck preis, dass Oehmke diese Tätigkeit durchaus zu „gefallen“ scheine.
Was er die ganze Zeit gemacht hat, dazu will er nichts sagen
Mit der Vermarktung von Immobilien kennt sich der Krefelder Jurist jedenfalls aus: Mit seinem Bruder führt er in die Nachbarstadt die „Hausverwaltung Oehmke“, zu erreichen ist er allerdings über eine Krefelder Rechtsanwaltskanzlei.
Was der Kommunal-Manager die vergangenen zwei Jahre gemacht hat? „Dazu möchte ich nichts sagen“, antwortet Ralf Oehmke, und bestätigt lediglich, dass er nach wie vor seine Zulassung als Rechtsanwalt hat. Ob er denn seiner neuen Aufgabe mit Interesse entgegen sehe? „Ich sehe der Zukunft generell mit Interesse entgegen.“
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