Duisburg. . Nach 25 Jahren funken die Hobby-Radiomacher am 1. April ein letztes Mal aus dem Studio in Meiderich. Seit 2007 hielt der Bürgerfunk sich mit Spenden über Wasser, streicht jetzt aber die Segel

Die Jubiläumsfeier ist gleichzeitig der Abschied. Nach 25 Jahren und über 3000 Radio-Stunden funkt der Sender Rio am 1. April ein letztes Mal aus dem Studio an der Koopmannstraße in Meiderich.

Dem Bürgerfunk, der sich komplett aus Spenden finanziert, droht das Geld auszugehen. Bevor die endgültige Pleite ansteht, streichen die leidenschaftlichen Hobby-Radiomacher jetzt die Segel. Am Samstag bitten sie zu einer letzten Party mit Gästen aus dem vergangenen Vierteljahrhundert im Centrum Westende.

Start mit Radio Duisburg

Am 1. April 1990 wurde der Sender Rio offiziell gegründet und ging auch gleich mit einem ersten Bürgerfunksendebeitrag über die Ätherwellen von Radio Duisburg, das genau an diesem Tag als erste Lokalfunkstation in NRW ihren Sendebetrieb aufnahm. Gute zwei Stunden Sendezeit bekamen die Ehrenamtler zu besten Zeiten im Abendprogramm auf Kanal 92.2.

Bis 2007 war „Rio” als anerkannte Radiowerkstatt von der Landesmedienanstalt aus GEZ-Gebühren finanziert worden und erhielt stolze 15 000 Euro im Jahr. „Ab 2007 fiel diese jährliche Finanzspritze weg“, sagt Gründer und Chef Walter Lippert (68), besser bekannt als „Walla“. „Es werden nur noch Radio-Projekte finanziert, etwa an Schulen und in Kindertagesstätten“.

Spenden von Vereinen und anderen Einrichtungen sicherten die Sendungen. „Um die rund 860 Euro an monatlichen Fixkosten für das Studio abzudecken, brauchten wir etwa 100 Patenschaften pro Jahr“, sagt er. Doch es wurde immer schwerer, diese zu finden. „Die Leute haben uns lange unterstützt, dafür sind wir sehr dankbar, aber wir können auch nicht jedes Jahr neue Spenden von den selben Personen erwarten“, sagt „Walla“ Lippert.

Im vergangenen Jahr war dann klar: So geht es nicht mehr weiter. „Es war eine tolle Zeit, aber alles geht einmal zu Ende“, bringt der Gründer die Situation auf den Punkt. „Bevor wir im 26. oder 27. Jahr zu Grunde gehen und nicht mehr zahlungsfähig sind, machen wir jetzt Schluss – und gehen erhobenen Hauptes.“

Enorme Bandbreite

Seit einigen Jahren sendet „Rio“ nur noch montags von 20 bis 21 Uhr und alle zwei Wochen auch donnerstags. Fehlen wird den etwa zwölf ehrenamtlichen Sprechern ihre Arbeit in jedem Fall. „Radio so wie wir es machen, gibt es doch sonst gar nicht mehr“, sagt Tanja Lippert (41), die eine Literatursendung moderiert. „Hier kommen die Duisburger zu Wort, wir nehmen uns Zeit für unentdeckte Künstler und plaudern drauf los“, so die Tochter des Chefs. Außerdem sei die Bandbreite enorm gewesen. „Es gab ja praktisch kein Thema, das wir in 25 Jahren nicht behandelt haben“, sagt Walter Lippert stolz: Junge Bands präsentierten Platten, Bürger plauderten über Stadtteilfeste und Künstler besprachen ihre Werke.

Die letzte Sendung übernimmt der Chef am 1. April persönlich. Um 20 Uhr begrüßt Urgestein „Walla“ Lippert seine Hörer zum letzten Mal mit seiner markanten Stimme.