Duisburg. . Heimat für Rhineheart: Mazur lässt sich zuschauen, wie aus einem Styrofoam-Block ein Wal wird. Er erinnert an das Tier, das sich 1966 im Rhein verirrte

„Rhineheart“ sitzt auf dem Trockenen. Der Weißwal, den der Künstler Jörg Mazur aus einem 1,50 mal 1,50 Meter großen Block schnitzt, thront auf einer Bank vor dem „Ziegenpeter“ im Rheinpark. „Heimat für Rhineheart“ hat er seinen „Akzente“-Beitrag genannt. Mazur will dem Säugetier, das sich in den 1960er Jahren im Rhein verirrt hatte, ein Denkmal setzen. Als Kind war er mit seiner Familie oft am Rhein, spürte der alten Geschichte nach. Nun will er dem Weißwal, der seinen Verfolgern stets entkam, ein Denkmal setzen. Bei der Arbeit an seiner Büste lässt sich der Oberhausener über die Schulter schauen. Entlang den Leinpfad war er schon unterwegs, zu Gast im Café Rheinblick oder im Lehmbruck-Museum. Nun sitzt er vor dem Ziegenpeter. Die (Wetter-)Bedingungen, nunja, könnten besser sein.

Mazur bearbeitet das Styrofoam mit einer Thermosäge. Geräuschlos schneidet er mit dem dünnen Draht eine „Scheibe“ von dem hellblauen Material ab. „Das riecht wie verkokelte Silvesterböller“, sagt Moritz (4) und rümpft die Nase. Er und ein paar andere Kinder finden es höchstinteressant, wie so ein Tier entsteht. „Wale hab’ ich noch nie gesehen, nur Delfine, aber das war im Zoo.“

Mit dem Transporter von Ort zu Ort

Langsam werden die Künstlerhände kalt. Es zieht wie Hechtsuppe. „Gut, dass ich noch eine warme Mütze mit hatte.“ Vom Frühling keine Spur. An Mazurs Hose baumelt eine Tüte, dort lässt er die blauen Wal-Überbleibsel hineinfallen. „Es sollte nichts auf den Boden fallen, der Wind weht ja alles sofort weg.“ Mit einem Transporter bugsiert der 45-Jährige das Säugetier von Ort zu Ort. Gar nicht so leicht. Weil das Treppenhaus im Café Rheinblick zu schmal war, mussten einige Schüler des Binnenschiffer-Berufskollegs zu Hilfe eilen. Sie verpackten die Flossen, bandagierten das Kunstwerk mit Seilen und zogen es dann vorsichtig über eine Leiter hoch. Ganz schön abenteuerlich...

Viele Besucher, die zu ihm kommen, können sich an die Geschichte übrigens noch erinnern. „Ältere haben mir erzählt, wie sie als Kinder schulfrei bekamen. Sie sollten auf den Brücken stehen und beobachten, ob der Wal auftaucht.“ Ein Binnenschiffer berichtet, wie das Tier neben ihm tauchte und in einer Bucht bei Wesel wieder auftaucht. Zum Glück war der Wal wieder schneller als die Verfolger, die ihn am liebsten als Ausstellungsobjekt im Zoo sehen wollten.

Noch bis Sonntag unterwegs

Mazur möchte übrigens, dass der Wal dauerhaft eine Heimat in Duisburg findet. Dazu müsste die Büste als Plastik gegossen werden. Um das zu ermöglichen, soll bald eine Crowdfunding-Kamapgne starten.

Jörg Mazur ist noch bis zum Ende der „Akzente“ am kommenden Sonntag in Duisburg unterwegs. Von Dienstag, 17. März, bis Mittwoch, 18. März, macht er Station im Zoo. Es ist ein Heimspiel. In den Tierpark hat sich Mazur früher oft zurückgezogen, um die Delfine zu beobachten.

Weitere sind das Museum der Binnenschifffahrt von Donnerstag, 19. März, bis Samstag, 21. März. Am Sonntag ist Mazur zu Gast im ehemaligen Uni-Polster-Möbelhaus an der Beekstraße. Nähere Infos gibt’s unter dem Stichwort „Heimat für Rhineheart“ bei Facebook.