Duisburg. Einen hegemonialen Wachwechsel zwischen den USA und China gibt es vorerst nicht. So der Tenor einer Diskussion des Konfuzius-Instituts Metropole Ruhr.
Mit einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion eröffnete am Dienstagabend das Konfuzius-Institut Metropole Ruhr die Feier zum 5. Jahrestag seiner Gründung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Claudia Derichs (Uni Marburg) erörterten die Professoren Markus Taube und Thomas Heberer (Uni Duisburg-Essen) mit dem ehemaligen deutschen Botschafter in China, Dr. Volker Stanzel, und der Journalistin Danhong Zhang (Deutsche Welle) die Frage: Hegemonialer Machtwechsel - Löst China die USA als dominierende Weltmacht ab?“
Zu einer überraschend einhelligen Prognose kamen die Fachleute am Ende ihrer Analyse der chinesischen Innen-, Außen- und Wirtschaftpolitik. „Ich halte das für ausgeschlossen“, urteilt Ex-Botschafter Stanzel, heute für das Mercator-Institut of China Studies akademisch aktiv. „Die Zukunft Chinas ist relativ ungewiss, weil das System in gewisser Weise instabil ist. Auch militärisch ist es auf absehbare Zeit zu schwach“, sagt Thomas Heberer. „Das Potenzial“ sieht Markus Taube, aber keinen Wachwechsel „in den nächsten 20 Jahren“. Es gebe, so der Volkswirt, „zu wenige Akteure, die weltwirtschaftlich agieren können“.
Nicht mehr Werkbank der Welt
China 2.0 nennt Taube die aktuelle Entwicklung in der Wirtschafts- und Außenwirtschaftspolitik. Wegen gestiegener Lohnkosten gebe es „massive Abwanderung“ von Unternehmen an günstigere Standorte: „China hat aufgehört, die Werkbank der Welt zu sein.“ Nach dem Ende des „nachholenden Wachstums“ sei der Weg zu kreativem Wachstum noch nicht klar erkennbar. Es fehlt, glaubt Taube, „ein System, das Kreativität heranbildet“.
Durch den Einstieg bei westeuropäischen Firmen versuche China, Innovationskraft zu erwerben. „Als Marktwirtschaftler muss ich sagen: Das ist toll“, so Taube. Allerdings sei China selbst keine Marktwirtschaft nach westlichem Verständnis, gestatte ausländischen Unternehmen keinen gleichberechtigten Marktzugang. Trotz gegenteiliger Zusagen der Staatsführung „laufen Firmen in den Provinzen vor die Wand, sie schützen ihre eigenen Unternehmen“, schildert Volker Stanzel seine Botschafter-Erfahrung.
Staatspräsident ist treibende Kraft
420 Sprachschüler ließen sich prüfen – Senz und Xu Ehrenmitglieder
In einer Feierstunde im Tec-Tower in Neudorf, musikalisch gestaltet vom Chor des Essener Burggymnasiums, würdigten OB Sören Link, Uni-Rektor Ulrich Radtke und Feng Haiyang, chinesischer Generalkonsul in Düsseldorf, die Bedeutung des Konfuzius-Institutus.
Fünf Jahre nach seiner Gründung steige der Zuspruch, so die Ostasienwissenschaftler Thomas Heberer und Markus Taube für das Direktorium. Im vergangenen Jahr legten allein 420 Teilnehmer der Kurse für chinesische Sprache ihre Prüfungen im Institut ab.
Zu seinen Ehrenmitgliedern ernannte das Institut seine Gründungsgeschäftsführerin Prof. Dr. Anja Senz, die nun in Heidelberg lehrt, und Prof. Xu Kuanhua, der nun nach Wuhan zurückkehrt. Seine Nachfolgerin, Prof. Liu Liang, soll in Kürze ihre Stelle antreten.
Den Traum, die historische Rolle Chinas in der Welt wiederherzustellen, verfolge der Staat „mit einem Konzept, das er gegen alle Widerstände durchsetzt“, beschreibt Thomas Heberer. Ziel sei es, das Wachstumsmodell bis 2020 von Quantität auf Qualität umzustellen.
China ist Generalunternehmer der Welt
„China ist Generalunternehmer der Welt“, sagt Danhong Zhang, doch auf dem Podium gab es Zweifel, das China außenpolitisch seine Position ausbauen kann. Zu groß seien alte Vorbehalte bei asiatischen Nachbarn und in Russland. Thomas Heberer: „Die USA sind in Verhandlungen kompromissfähig, dass kann China noch nicht in ausreichendem Maße.“