Duisburg. Weil viele Duisburger Bahnen alt und defekt sind, hält die DVG den Fahrplan nicht mehr ein. Fahrgäste sind wütend, weil sie nicht informiert werden.
Die DVG hat ernsthafte Probleme ihren Linienverkehr auf den Straßenbahnlinien 901 und 903 aufrecht zu erhalten. Bahnen fallen zu Spitzenzeiten aus, stattdessen müssen Busse fahren. Es droht noch schlimmer zu werden.
Der Grund: Viele der Fahrzeuge sind defekt, müssen repariert oder untersucht werden. Nach der guten Nachricht von Donnerstag, dass es 26 Fördermillionen für die elektronische Zugsicherung gibt, hat der triste Alltag das Verkehrsunternehmen wieder.
Vor allem im Berufsverkehr gibt es viele Ausfälle
Kunden der DVG spüren es seit einigen Tagen, manche beschweren sich auch bei den Verkehrsbetrieben, schimpfen und spotten in den sozialen Netzwerken. Morgens stehen Berufspendler und Schüler an den Haltestellen, warten auf Bahnen, die zu Spitzenzeiten eigentlich häufiger fahren und nun nicht kommen. Die Bahnen sind entsprechend voll, Busse mit geringerer Platzkapazität fahren die Bahnstrecken ersatzweise ab.
Das Problem ist nicht neu, hat aber ebenso aktuelle wie akute Verschärfungen: An allen 45 Straßenbahnen des Modells „6T10NC“ nagt der Zahn der Zeit. Jedes Jahr legen sie rund 73.000 Kilometer zurück und haben 20 und mehr Jahre auf den Achsrädern. In einer Leipziger Fachwerkstatt ließ die DVG daher eine Bahn komplett zerlegen - ein Mega-Tüv zur Begutachtung des Reparaturbedarfs.
DVG rechnet bei Reparaturen mit einem zweistelligen Millionenbetrag
Ergebnis: Die Fahrwerke mit Achsen und Rädern sowie der Waggon-Aufbau bedürfen der Generalüberholung; unter anderem wurden erhebliche Korrosionsschäden festgestellt, die dringend behoben werden müssen und Fragen zur Instandhaltung in den letzten Jahren aufwerfen. Einige 100.000 Euro wird das pro Fahrzeug kosten – sprich insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag. Deshalb hatte die Stadt schon aus den Mehreinnahmen der Grundsteuererhöhung der DVG sechs Millionen Euro zusätzlich bereitgestellt.
Das hilft nur begrenzt bei den aktuell zugespitzten Problemen, denn immer mehr Bahnen müssen im Betriebshof bleiben: Nur 32 der 45 Bahnen sind im Moment überhaupt im Einsatz, bestätigt DVG-Sprecher Torsten Hiermann auf WAZ-Anfrage. Nötig wären 38 der 45 Fahrzeuge, um den üblichen Linienplan mit seinen Taktzeiten einzuhalten.
Fördermittel für Zugsicherung dürfen nicht verwendet werden
Neun Bahnen sind defekt, andere werden derzeit in den Werkstätten untersucht oder mit neuer Kommunikationstechnik ausgestattet. „Wir arbeiten mit hoher Intensität und allen verfügbaren Kapazitäten daran“, so Hiermann. Ausgerechnet jetzt wollen Stadt und DVG natürlich keine Hiobsbotschaften, zumal weitere Bahnausfälle mit mehr Busersatz auch zusätzliche Kosten verursachen.
Die DVG will eine komplett neue Fahrzeugflotte, die langfristig für rund 150 Millionen Euro auf der Investitionsliste steht. Ein Kaufpaket, für das es allerdings keine Fördermittel gibt. Die Millionen für die Zugsicherung sind an die Forderung geknüpft, dass die DVG – mit neuen Fahrzeugen – den Betrieb sicherstellt. Allerdings dauert der Bau einer neuen Bahn von der Bestellung bis zur Auslieferung auch rund drei Jahre.