Was alles am Rande des Duisburger Rosenmontagszuges geschah
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Duisburg. Petrus muss ein Freund der Narren sein, denn das Wetter beim Duisburger Zug hätte schöner nicht sein können. Das merkte man auch an der Stimmung.
Der heisere Polizist
Die Vorhut des Zuges bildete ein Mannschaftswagen der Polizei. Die beiden Beamten darin schienen ganz besonders große Karnevalsfans gewesen zu sein. Aus den Lautsprechern donnerte den Narren am Streckenrand ein leicht krächzendes „Duisburg, helau!“ entgegen. Vermutlich wird der Polizist am Mikrofon den Zug mit heiserer Stimme beendet haben.
Die acht Enten
Am Rande der Landfermannstraße hatte sich ein Schwarm knallgelber Riesen-Enten gesammelt. Auf dem Rücken prangte in Großbuchstaben die Botschaft: „Lass mich deine Badeente sein!“ Diese Kostüme aus flauschigstem Fell hatte Kirsten Meissner für ihren gesamten Freundeskreis selbst genäht. „Das ist alles in Heimarbeit entstanden. ich habe insgesamt drei Tage gebraucht“, so die Neudorferin. Neben ihr stehen die „Enten“ Beate Conrads und Karsten Münter. „Wir sind ein Freundeskreis und gehen schon seit 20 Jahren gemeinsam zum Duisburger Zug“, sagt Konrads. Eigentlich kämen sie ja aus Düsseldorf. Den Duisburger Zug mögen sie aber lieber. „Hier ist es nicht so überlaufen. In Düsseldorf steht man überall nur in der sechsten und siebten Reihe.“ Gemeinsam gehen sie auch regelmäßig zum MSV. „Wir sind alle Mitglieder und Dauerkarten-Inhaber.“
Die Cupcake-Macherinnen
Rosenmontagszug in Duisburg
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Zu den erfolgreichen Serien des TV-Senders Pro7 zählt die Reihe „2 Broke Girls“. Darin geht es um die beiden Freundinnen Max und Caroline, die in New York einen eigenen Cupcake-Laden eröffnen wollen. Das diente den beiden Duisburgerinnen Patrice und Sofia als Inspiration. Die beiden 20-Jährigen hatten sich den Kellnerinnen-Dress ihrer Fernseh-Vorbilder geschneidert und sogar einen Teller voller Cupcakes. „Die haben wir aber nicht selbst gemacht“, gibt Patrice zu. „Und wer einen haben möchte, muss uns ein Bier ausgeben“, erklärt Sofia, die aus Russland stammt und seit fünf Jahren hier lebt, die Abgabebedingung.
Die Klo-Geduldsprobe
Nicht nur auf den Zug mussten die Närrinnen und Narren am Straßenrand lange warten, auch vor den Toilettenwagen lauerte manche Geduldsprobe. In der langen Schlange, die sich vor dem Frauen-Klo am Opernplatz bildete, entstand manch nette Unterhaltung.
Römer und Ordner
Die Wagen vieler Karnevalsgesellschaften waren als Schiffe dekoriert – etwa die „Salvete Narii“ der Römergarde. Auf ihr hatten sich die alten Römer in ihren braun-roten Uniformen breitgemacht. Die Brustpanzer und die mit roten Federn verzierten Helme machten reichlich Eindruck. Farbmäßig auffallender waren die Ordner, die jeden Wagen begleiteten. Die meisten trugen neongelbe Westen. An jedem Rad – also zwei Ordner pro Achse – musste ein Aufpasser mitlaufen. Damit kein junger Kamellesammler unter die Räder kam.
Der reitende Affe
Anlässlich des 80. Geburtstages des Duisburger Zoos lautete das Motto diesmal: „Beim Zebra und im Affenstall – Duisburg feiert Karneval“. Auf dem passenden Motivwagen ritt ein Affe auf einem MSV-Zebra in Blau und Weiß. Dahinter saß ein riesiger Koala aus Pappmaschee.
Der getarnte OB
Natürlich fuhr auch in diesem Jahr wieder Sören Link im Prunkwagen des HDK-Vorstandes mit. Und viele Jecken am Streckenrand erkannten „ihr“ Stadtoberhaupt in seiner Verkleidung nicht wieder. Der graue Zylinder und eine besondere Brille machten den OB quasi unkenntlich. Der genoss diese Fahrt an der Spitze des Zuges gemeinsam mit Jochen Braun, Direktor des Duisburger Casinos. Er trug ein Sakko, das einem Roulette-Spielfeld ähnelte. Gemeinsam mit Michael Jansen, Präsident des Hauptausschusses Duisburger Karneval und im Jahr 2010 der Duisburger Karnevalsprinz, schmetterten sie dem Narrenvolk ein hundertfaches „Helau“ entgegen.
Die tierische Familie
Sie sind erst ganze fünf Monate alt, aber dennoch feierten Eva und Ida Vetter bereits ihre Zugpremiere. Die Zwillinge aus Bergheim verbrachten zwar die meiste Zeit im Kinderwagen schlafend – von Mama Stefanie und Papa Thomas bestens behütet. Doch die Eltern legten großen Wert darauf, dass das Duo verkleidet vor sich hinschlummerte. Und zwar in wärmenden Bären-Ganzkörperkostümen. Frau Mama ging als Marienkäfer. Der Herr Papa wählte mit Sohn Ben (3) den Partnerlook als kleiner und großer Drache. Nur das vierte Kind Max (8) scherte kostümmäßig etwas aus der tierischen Reihe: Er ging als Pirat. „Wir kommen seit acht Jahren hierhin zum Zug“, erzählt Stefanie Vetter. Und warum stehen sie an der Landfermannstraße? „Weil ich direkt hier arbeite“, sagt Vetter und deutet auf das Haus hinter sich.
Die „schöne“ Krawatte
Nicht nur Schokoriegel, Pralinenschachteln, Kaubonbons und natürlich Kamelle prasselten auf die auffangbereiten und vielarmige Jeckenschar hernieder, einige Wagenbesatzungen hatten als Wurfmaterial auch in Plastik verpackte Krawatten im Repertoire. Eine davon fing Oliver Ritter. Nach anfänglichem Jubel musterte er die Beute mit kritischem Blick. „Die ist aber hässlich. Ich glaube, auf der Arbeit würde ich nur Sprüche bekommen, wenn ich sie anziehe.“ Deshalb will er sie nun aufheben. Bis Altweiberfastnacht 2016. Dann kann sie beim Abschnibbeln durch die Möhnen zum Einsatz kommen.
Die Stammplatz-Steher
„Wir stehen immer hier zwischen Stadthaus und Theater – und zwar mit unserer ganzen Familie. Das ist unser Stamm-Stehplatz“, erzählen Jeffrey und Vanessa Wilson. Beide leben in Kamp-Lintfort, sind aber „alte Duisburger“. Genauer gesagt: Sie stammen aus Beeck und Beeckerwerth. Und beide haben sich als Minions kostümiert. Das sind jene kleinen, knuffigen, knallgelben Männchen, die im Animationsfilm „Ich – Einfach unverbesserlich“ die heimlichen Hauptdarsteller sind. „Den Film haben wir bisher noch gar nicht gesehen, aber die Verkleidung fanden wir trotzdem super“, erzählt Wilson. Und wo hat er sie gekauft? „Wie gekauft?!?“ fragt er trotzig zurück. „Das hab ich selbst angefertigt.“
Die Karnevals-Kanoniere
Für ordentlich „Rummms“ sorgten mehrere Karnevalsgesellschaften. Sie zündeten auf ihren Wagen einen Kanonenschuss nach dem anderen – in erstaunlicher Lautstärke. Das ließ viele Narren vor Schreck erzittern.
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