Duisburg. . In den Tagen vor der Schließung gab es viel Andrang in der Zentralbibliothek, die ins „Stadtfenster“ umzieht. Nutzer liehen teils Hunderte Medien aus.

Normalerweise ist die Duisburger Zentralbibliothek am frühen Nachmittag ein eher stilles Örtchen. Das war allerdings ganz anders in den letzten Ausleihtagen, bevor die Bücherei am Samstag die Pforten an der Düsseldorfer Straße endgültig geschlossen hat.

Die Menschenmassen erinnerten bereits gegen 13.30 Uhr an Warteschlangen vor dem Winterschlussverkauf im Londoner Kaufhaus Harrods. Kurz vor „Toresschluss“ am späten Samstagnachmittag gab es noch mehr Gedränge. Teilweise liehen sich Menschen körbeweise Bücher, DVDs und CDs vor dem bevorstehenden Umzug der Bibliothek ins „Stadtfenster“ aus.

Manche leihen bis zu 100 Bücher aus

Wie Christian Holland: Er packte gleich 41 Medien in einen Rucksack und sechs große Stofftaschen ein und schleppte diese nach Hause – Gewichtheben dürfte sich der 57-Jährige am Abend nach dem Kraftakt wohl geschenkt haben. Nun hat er wieder reichlich Lesestoff, denn: „Meine Bibliothek mit 1100 Büchern habe ich in Addis Abeba in Äthiopien“, sagte Holland. Ach, wieso das denn? „Dort wohne ich die eine Zeit des Jahres. Jetzt sind meine Frau und ich für ein paar Monate in Duisburg.“ Das Ehepaar könnte – rein medientechnisch – auch etwas länger bleiben. Holland: „Ich bin in den vergangenen Tagen schon ein paar Mal in der Zentralbibliothek gewesen und habe weitere Sachen ausgeliehen.“

Mit seinen 41 Medien bei der letzten Ausleihe ist der Wahl-Äthiopier aber bei weitem nicht Spitzenreiter. „Manche Menschen haben über 100 Bücher, CDs oder DVDs auf einmal mitgenommen“, meinte die Bibliothekssprecherin Petra Dobler-Wahl. Ein Blick in die Regale des Hauses bestätigte dies: Zum Teil waren sie wie leergefegt, in dem Bereich etwa für Krimis und Thriller stand kein Buch mehr.

Abschied auch mit etwas Wehmut

Viele Menschen hatten sich aber auch reichlich mit Literatur, Musik oder Filmen eingedeckt, weil die Leihfrist bis Juli ausgedehnt wurde. Das war auf eine Idee der Bibliotheksmitarbeiter zurückzuführen: Unter dem Slogan „Leihen Sie uns leer“, sollten die Nutzer möglichst viele Medien mitnehmen. Das klappte bestens: Insgesamt wurden bis Ende der Woche weit über 120.000 Medien mitgenommen. Und: „Wir erwarten am Ende, dass noch über 10.000 weitere Medien ausgeliehen werden“, so Bibliothekschef Dr. Jan-Pieter Barbian. Dann müssen „nur“ noch rund 190.000 Medien in die neue Zentralbibliothek transportiert werden, die Mitte Juni eröffnen soll.

Dr. Barbian zeigte sich da von der Leih-Resonanz auch ganz begeistert. Doch: „Wir verabschieden uns auch mit etwas Wehmut von dem Haus hier, freuen uns aber natürlich auf die neue Zentralbibliothek“, sagte er.

Zum Teil hätten die Nutzer über 30, 40 Jahre hinweg Sachen an dem alten Standort ausgeliehen. „Oft sagen uns Leute, dass sie schon als Kind hier gewesen sind und nun mit ihren eigenen Kinder wiederkommen.“