Duisburg. 20 Mitarbeiter der Zentralbibliothek sind bereits in die neuen Räume im „Stadtfenster“ eingezogen. Ab Montag rollen die Umzugswagen.

In die neue Zentralbibliothek im „Stadtfenster“ ist Leben eingezogen. Bibliothekschef Dr. Jan-Pieter Barbian bildet mit 20 Mitarbeitern die „Vorhut“, am Freitag folgen weiter 50 Mitarbeiter. Damit ist das Personal komplett – die Medien, deren Einzug sie begleiten werden, folgen ab Montag.

Dann rollen die Lastwagen der Firma Kühne aus Dortmund, die auf spektakuläre Umzüge spezialisiert ist: Mit ihr sind unter anderem der Bundestag und die Dortmunder Zentralbibliothek umgezogen. Ihr Vorteil ist, dass die Lkw mit Regalen kommen, in die die Bücher gepackt und 1 : 1 wieder eingeräumt werden. „Das ist die einzige Chance, den Überblick zu behalten“, sagt Barbian mit Blick auf die 200.000 Medien, die noch transportiert werden müssen, nachdem die Duisburger 120.000 sozusagen zur Entlastung während der Umzugszeit ausgeliehen haben. Zur Eröffnung wird die neue Zentralbibliothek angesichts der Rückgabe-Welle gleich einen Härtetest zu bestehen haben. Mitte Juni soll es so weit sein, „wenn bis dahin alles vom Kassenautomat bis zum Kopierer funktioniert“, sagt Barbian. Die offizielle Eröffnung werde wohl nach den Sommerferien gefeiert. „Ich bin den Mitarbeitern unendlich dankbar, dass das alles – neben dem Normalbetrieb – bewältigt worden ist.“

Gebäude ist komplett behindertengerecht

Barbian ist mit dem Gebäude hoch zufrieden. Spürbar erleichtert, nach fast zehnjähriger Vorbereitung jetzt angekommen zu sein, lobt die „wunderbaren, hellen, schönen Büros“ und die neuen Möbel. Deren Anschaffung war allerdings auch dringend erforderlich. Die Ausstattung in den Büros am alten Standort war – wie das Gebäude – mehr als abgenutzt. „Das macht viel aus“, so Barbian. Neben der guten Isolierung, die den Straßenlärm draußen hält, überzeugen ihn auch die hellen Gänge und das Raumklima. Tageslicht fällt in die Räume mit den neuen Regalen, in denen auch abgeschirmte Plätze entstehen.

Das Gebäude ist komplett behindertengerecht, und auch technisch wird Duisburg künftig über eine Zentralbibliothek auf dem neuesten Stand verfügen – mit Kassenautomaten für die Rückgabe, W-LAN im ganzen Haus oder der Möglichkeit, auch Laptops auszuleihen.

Lesungen gegen Lärm abschirmen

Aber auch der historische Bestand, bislang hinter einer Stahltür gehütet, wird im Neubau in ein besseres Licht gerückt. In der dritten Etage finden die wertvollen Bücher aus der Zeit seit dem „Sachsenspiegel“ aus dem 13. Jahrhundert einen Platz hinter einer Glaswand. „Das wird unser Schatzkästlein“, sagt Barbian. Aus konservatorischen Gründen müssen die wertvollen Inkunabeln zwar im Schrank bleiben, „aber es wird auch etwas zu sehen sein“, verspricht Barbian.

Der Veranstaltungsbereich, der über dem gemeinsamen Eingang mit der VHS liegt, wird mit einem Vorhang ausgestattet, der etwa bei Lesungen gegen Lärm abschirmt.

Zahl der Ausleihen ist gesunken 

2014 war kein leichtes Jahr für die Stadtbibliothek, sagt Barbian. Ein halbes Jahr lang musste ab Ende Juni die Bezirksbibliothek Rumeln-Kaldenhausen geschlossen bleiben. Das Ausscheiden der Leiterin habe nicht kompensiert werden können, zumal vier Stellen für Diplom-Bibliothekare unbesetzt sind. Zur Zeit hat die Bezirksbibliothek an drei Tagen pro Woche geöffnet, innerhalb der nächsten sechs Wochen soll die Stelle besetzt werden. Dann wird wieder Normalbetrieb herrschen.

Die Zahl der Ausleihen insgesamt ist 2014 auf 1,9 Millionen gesunken (von 2,1 Millionen im Vorjahr). Bei den Bezirksbibliotheken hat Rheinhausen mit gut 223.000 Ausleihen die Nase vorn, gefolgt von Buchholz mit fast 153.000 Ausleihen und Homberg-Hochheide mit fast 110.000. Von den 1,1 Millionen Besuchen 2014 wurden 500.000 in die Zentralbibliothek gezählt. Insgesamt konnten 7851 neue Leser gewonnen werden, 9259 Schülerausweise wurden kostenlos genutzt.

Jeder bekommt ein kleines Abschiedsgeschenk

Die Onleihe, die natürlich auch während der Umzugszeit in Betrieb ist, gewinnt an Bedeutung. Per Mausklick wurden 2014 gut 78.000 Medien ausgeliehen (2013: 56.500), die Zahl der Nutzer stieg auf 3521 (von 3089). „Das ist die Bibliothek der Zukunft“, sagt Barbian.

An den letzten Öffnungstagen der alten Zentralbibliothek an der Düsseldorfer Straße haben sich an der Ausleihe zeitweise lange Schlangen gebildet. Bis einschließlich Freitag ist regulär bis 19 Uhr geöffnet, am letzten Tag – Samstag, 7. Februar – zwei Stunden länger von 11 bis 18 Uhr; jeder Nutzer bekommt ein kleines Abschiedsgeschenk.