Duisburg. Seit dem 1. Januar können Eigentümer stadtweit die braune Tonne bestellen. Bis jetzt zählen die Wirtschaftsbetriebe allerdings erst 100 Bestellungen.
Entwickelt sich die zu Jahresbeginn stadtweit eingeführte Biotonne in Duisburg zum Flop? Bisher ist das Angebot freiwillig. Und die Nachfrage in den ersten Wochen hält sich in Grenzen: Innerhalb des ersten Monats haben 100 Hauseigentümer eine Biotonne bei den Wirtschaftsbetrieben bestellt, wie eine Sprecherin auf Nachfrage mitteilte.
Bis zum 1. Januar war die braune Tonne den Haushalten in fünf südlichen Ortsteilen als jahrelanges „Pilotprojekt“ vorbehalten. 450 Haushalte sammeln dort ihre Bio-Abfälle in dem gesonderten Behälter. Dass die Wirtschaftsbetriebe die Biotonne jetzt stadtweit anbieten, basiert eher auf dem Zwang als auf einem Wunsch: Das Kreislaufwirtschaftsgesetz schreibt ab 1. Januar 2015 verbindlich vor, dass Bio-Abfälle getrennt zu sammeln sind.
Über die endgültigen Regelungen für die braune Tonne will der Stadtrat erst zur Jahresmitte entscheiden. Nach Informationen unserer Zeitung sieht es derzeit aber so aus, dass die Biotonne nicht zur Pflicht wird, sondern ein freiwilliges Angebot bleibt soll.
60.000 potenzielle Biotonnen-Kunden in Duisburg
Die Zahl von 100 Bestellungen im ersten Monat ist beim Blick auf das Potenzial verhältnismäßig bescheiden: Schließlich gibt es in Duisburg rund 60.000 Ein- und Zweifamilienhäuser, die wegen der Gärten vorrangig für die Nutzung in Frage kommen. Bei den rund 20.000 Mehrfamilienhäusern würde sich die Müll-Trennung vorwiegend auf Essensreste sowie Obst- und Gemüseschalen beschränken. Ohnehin können Mieter die Tonnen nicht anfordern, sondern nur die Eigentümer.
Dennoch sind nicht nur Bürger, sondern auch die Wirtschaftsbetriebe als Entsorger beim Trenn-Eifer in der gesetzlichen Bringschuld: Bis 2021 soll der getrennte Bio-Abfall bei 90 Kilo pro Einwohner und Jahr liegen. Derzeit kommt Duisburg auf 70 Kilo — eingerechnet sind dabei bereits die Laub- und Tannenbaum-Sammlungen sowie das Grünschnitt-Aufkommen an den Recyclinghöfen.
Bei der freiwilligen Nutzung der Biotonne hängt die Verbreitung letztlich von der Preisfrage ab. Und die ist für die Bürger bisher kein entscheidendes Kriterium für die Nutzung. Zwar argumentieren die Wirtschaftsbetriebe, dass rund die Hälfte des Restmülls aus Bio-Abfällen besteht und sich bei der Trennung entsprechend die Restmüll-Menge verringert — mit einer kleineren, schwarzen Tonne ließen sich dann Gebühren sparen. Doch Zeitungsleser Klaus Rambow hat nachgerechnet: „Meine Gesamtkosten werden durch den Einsatz einer Biotonne nicht niedriger, sondern höher.“
In jedem Fall Mehrkosten
Für die Restmülltonne (80 Liter) zahlt er 106,64 Euro im Jahr, selbst wenn er das Volumen auf die geringst mögliche Menge von 40 Liter reduziert und dazu die kleinste Biotonne bestellt, steigen die Gesamtkosten auf 127,32 Euro. „So macht die Biotonne für abfallvermeidende Normalhaushalte keinen Sinn“, sagt Rambow und hält das Geschäftsmodell für ungeeignet, um die Ziele des Kreislaufwirtschaftsgesetzes zu erreichen.
Die Wirtschaftsbetriebe verweisen darauf, dass die politischen Gremien die künftigen Rahmenbedingungen erst noch im Laufe des Halbjahres festlegen werden. Und erst danach werde man die Biotonne auch entsprechend bewerben.
Bisher sind noch nicht einmal die Abfuhrtermine im Abfallkalender angegeben, sie werden Kunden erst bei der Bereitstellung der Biotonne mitgeteilt. Ohnehin dürfte die Leerung für den Entsorger derzeit kein lukratives Geschäft sein: Die 100 Biotonnen-Neukunden liegen über das ganze Stadtgebiet verstreut, der gesonderte Bio-Müllwagen muss die Adressen einzeln anfahren.