Volkshochschule finden erstmals zum Herbstsemester in dem neuen Gebäude statt. Leseratten können ab Januar die Bücher, CDs und Filme länger ausleihen.

In der ersten Etage des Stadtfensters riecht es nach Holz und neuen Möbeln. In einer Ecke prüfen die Mitarbeiter einer Baufirma die Fugen-Farbe. Dr. Jan-Pieter Barbian, Leiter der Bibliothek, und Dr. Gerd Jahn, Chef der Volkshochschule, laufen durch die neuen Räume – die Schuhe geschützt mit Filzüberziehern. Im nächsten Jahr ziehen beide Häuser zur Steinschen Gasse. Zurück zu den Wurzeln, wie die beiden betonen. Im Jahr 1901 gab es nämlich schon einmal eine Stadtbücherei in unmittelbarer Nähe zum Rathaus. Und Jahn freut sich, dass die Volkshochschule bald dort residiert, wo im 14. Jahrhundert die Universität ihren Sitz hatte. Bis zur Neueröffnung im Juni ist es aber noch ein weiter Weg. Die ersten Bücher können im Juni im Stadtfenster ausgeliehen werden. Die ersten VHS-Kurse werden ab Herbst im neuen Gebäude angeboten.

Ausleihe wird automatisiert

Die erste Etage, sie misst knapp 1000 Quadratmeter, wird zur Kinder- und Jugendbücherei. „Wir haben 250 000 Euro aus Landesmitteln für ein neues Konzept für eine Kinder- und Jugendbibliothek bekommen“, erklärt Barbian. So soll es Angebote für die Kleinsten von null bis drei Jahren geben, eines für Kinder bis zwölf Jahren und einen Jugendbereich. Dazu Lerninseln mit W-Lan und Schmöker für die Freizeit. In der zweiten Etage finden die internationale Bibliothek und „schöngeistige Literatur“ ein neues Zuhause. „Wir haben knapp 1000 Quadratmeter weniger, aber das Haus an der Düsseldorfer Straße war viel verwinkelter“, so Barbian.

Außerdem: Es wird noch ausgemistet. Bücher, die zwar angeschafft, aber selten ausgeliehen wurden, werden aussortiert. Auch eine Sammlung technischer Bücher, die die Duisburger Zentrale im Landesauftrag vorhielt, wurde aufgelöst. Bleiben noch 320 000 Bücher, DVDs und CDs. Die werden künftig mit RFID-Chips ausgestattet – die Ausleihe erfolgt dann über einen Automat. „Das geht viel schneller, als jedes Buch einzeln zu scannen. Unsere Mitarbeiter werden nur noch beraten und Tipps geben.“

Über einen Verbindungstrakt geht es in die Volkshochschule. „Es war nie Thema, alle Kurse ins Stadtfenster zu verlagern“, betont Jahn mit Blick auf die Platz-Debatte. Dies sei aber auch wirtschaftlich unsinnig: Zum einen hätte das Stadtfenster dann 2000 Quadratmeter größer werden müssen, zum anderen fänden viele Kurse nachmittags und abends statt – die Räume würden tagsüber leer stehen. Insgesamt gibt es 17 Seminarräume, das seien mehr als an der Königstraße. Oberhalb des Foyers wird es einen Multifunktionsraum für Vorträge geben, dazu einen Musik- und einen Gymnastikraum. 1,2 Millionen Euro wird der (technische) Innenausbau der VHS-Räume kosten. Kunstkurse werden weiterhin an der Königstraße stattfinden.

Historische Schätzchen hinter Glas

„Es schließt sich ein Kapitel von fast 50 Jahren Bibliotheksgeschichte“, erklärt Barbian und erinnert daran, dass das Gebäude an der Düsseldorfer Straße ursprünglich einmal ein Kaufhaus war. Ende Februar wird das Haus besenrein an den Investor übergeben, der auf dem Gelände ein neues Geschäftshaus errichten möchte. Im Stadtfenster werden VHS und Bücherei nur Mieter sein. 1,2 Millionen Euro bezahlt die Stadt jährlich. „In das alte Gebäude hätte viel investiert werden müssen. Der Umzug ist wirtschaftlich“, betont Barbian.

Die Mitarbeiter beider Bildungseinrichtungen ziehen bereits im Februar um. Allerdings muss das Bücherei-Personal geschult und mit neuer Technik vertraut gemacht werden. Die Volkshochschule hat lange Ausschreibungsfristen für das Mobiliar zu beachten – das erklärt die späte Eröffnung. „Wir wollen einen seriösen Termin und keine Eröffnung, wo man wöchentlich nachbessern muss“, betont Dezernent Krützberg.

Die Büchereinutzer können sich ab dem 12. Januar mit Lesefutter eindecken – und müssen diese Bücher erst im Juni zurückgeben. Für CDs und Zeitschriften gilt das ab dem 26. Januar, für Filme auf DVD und Blue-Ray ab 2. Februar. Wer früher die Medien zurückbringen möchte, der kann dies in den Stadtteilbibliotheken tun. Dort können auch Medien, die sonst in der Zentralbibliothek verfügbar waren, aus dem Katalog bestellt werden. Sie werden dann in die jeweiligen Stadtteile geliefert. Dazu erinnert Barbian an die zahlreichen E-Books in der „Onlihe“.

Erstmals können Besucher übrigens auch die historischen Schätzchen der Bücherei bestaunen. Hinter Glastüren lagern 3500 historische Schmöker, darunter eine Ausgabe des Sachsenspiegel aus dem Jahr 1385. Der Raum ist speziell klimatisiert und kann bei Führungen durch das Haus besichtigt werden. In der ersten Etage wird zudem ein Lerncafé und Literaturbistro untergebracht.