Duisburg. Das Meidericher Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) entstand für den Bau des Rhein-Herne-Kanals. Kanäle stehen weiterhin im Mittelpunkt der Behördentätigkeit.
Ein schlichtes Bürogebäude, das Um-, An- und Ausbauten über Jahrzehnte nicht verbergen kann, dazu ein funktionaler flacher Hallentrakt – einzig neugierig macht ein Schriftzug an den davor geparkten Dienstfahrzeugen: „Wir machen Schifffahrt möglich.“ Und das macht das Meidericher Wasser- und Schifffahrtsamt schon seit über einem Jahrhundert.
Auch wenn sich Behördennamen und Adresse immer mal wieder änderten. Aus der Düsseldorfer wurde die Emmericher Straße, der Eingemeindung Meiderichs nach Duisburg war’s geschuldet. Und aus dem Königlichen Kanalbauamt von 1908 wurde das Wasserbauamt der ersten deutschen Republik, das in Nazi-Zeiten Wasserstraßenamt wurde und erst mit der zweiten Republik den aktuellen Namen erlangte.
1914 wurde der Kanal in Betrieb genommen
Auch die Funktion der Behörde änderte sich mit den Zeiten, weiß Vermessungsingenieur Martin Schrölkamp, der sich intensiv mit der Geschichte seines Arbeitsplatzes beschäftigt hat (und nach wie vor auf der Suche nach Unterlagen oder alten Fotos ist). Als das preußische Bauamt sich 1908 den früheren Scholten- oder Schultenhof zulegte, stand der geplante Bau des Rhein-Herne-Kanals an, der das wichtigste Industriegebiet Deutschlands mit der wichtigsten Wasserstraße verbinden sollte. 1914 wurde der Kanal in Betrieb genommen, und seither befindet er sich in der Obhut der Meidericher Behörde, die sich auch um die dazu gehörenden Schleusen, Brücken, Wehre und Düker kümmert.
400 bis 500 Mitarbeiter zählt das Amt mit seinen Außenstellen, rund 100 arbeiten an der Emmericher Straße. Oder auf diversen Booten, die im amtlichen Auftrag unterwegs sind. 140 Kilometer Wasserstraße sind zu unterhalten, neben dem 45 Kilometer langen Rhein-Herne-Kanal noch 21 Kilometer Dortmund-Ems-Kanal, 60 Kilometer Wesel-Datteln-Kanal und die Ruhr, die zumindest auf dem Stück zwischen Rhein und Mülheim-Mitte Bundeswasserstraße ist.
Grund der Wasserstraßen wird kontrolliert
Und da gilt es nicht nur, ein ständiges Auge auf die diversen Bauwerke an den wichtigen Verkehrsverbindungen zu haben. Auch der Grund der Wasserstraßen wird kontrolliert, und dort findet sich gar nicht so selten, was eigentlich da nicht hingehört: Fahrräder, Auto, Geldschränke. Oder Schlimmeres. Die Bergung übernimmt dann ein Taucher-Trupp des Wasser- und Schifffahrtsamts.
Die Bedeutung Duisburgs als wichtiger Knotenpunkt des Verkehrs zu Wasser unterstreicht die Tatsache, dass es in Homberg noch ein weiteres Wasser- und Schifffahrtsamt gibt. Diese Behörde ist für den Rhein zuständig.
Insgesamt gibt es in Deutschland 39 Wasser- und Schifffahrtsämter, deren rund 13 000 Mitarbeiter sich unter anderem um 7350 Kilometer Binnenwasserstraßen kümmern und vor allem eines im Sinn haben – Schifffahrt möglich machen.