Duisburg. Duisburger Uni-Forscher arbeiten daran, wie Menschen über 50 Jahre ihre Gesundheit mit technischen Systemen überwachen können.
Die wachsende Zahl alter Menschen stellt die Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten vor große Herausforderungen. Kann digitale Technik helfen, den demografischen Wandel besser zu bewältigen? Nach Antworten auf diese Frage sucht eine Forschergruppe an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Unter der Leitung von Dr. Aysegül Dogangün nimmt sie gerade ihre Arbeit auf. „PAnalytics“ heißt das Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung gefördert wird. Erforscht wird in den kommenden fünf Jahren, wie Menschen über 50 Jahre ihre Gesundheit mit der Hilfe von technischen Systemen überwachen können.
Der Ansatz ist interdisziplinär: Informatiker, Psychologen und Gesundheitsfachleute, aber auch Experten für Wahnehmung und ein Philosoph werden in der Gruppe arbeiten. In mehreren Fachgebieten ist auch die 32-jährige Leiterin der Gruppe zu Hause: Aysegül Dogangün studierte Informatik und Psychologie in Berlin, promovierte und forschte zuletzt sechs Jahre über Assistenzsysteme für Medizin und Pflege am Duisburger Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme. Soeben hat sie im LE-Gebäude am Neudorfer Forsthausweg ihren neuen Arbeitsplatz eingerichtet.
Persönliche Daten sammeln
Technik, die das Sammeln persönlicher Daten ermöglicht, findet sich schon oft am Handgelenk. Sogennannte „Smart Watches“ messen Puls, Blutdruck, Schrittzahl und Kalorienverbrauch. Neue Geräte mit weiteren Funktionen werden bald kommen. „Man kann sein Leben nur verbessern, wenn man alles darüber weiß“, zitiert Dogangün die These von Stephen Wolfram – der britische Physiker und Mathematiker hat den „PAnalytics“-Begriff geprägt. Wenn es so ist, sagt sie, „bleibt die Frage: Kann ich dann auch gesünder leben.“ Und überhaupt: Was ist eigentlich gesund?
Schon an das Zusammenspiel Mensch-Technik knüpfen sich viele Fragen. Wie müssen Geräte beschaffen sein für Menschen, die Technik nicht toll finden? Wie erfasst man Ernährung? „Ob ich jemanden überzeugen sollte, was gesund ist, das ist nicht zuletzt eine ethische Frage“, sagt Dogangün.
Der Datenschutz, ein weites Feld: Krankenkassen, Arbeitgeber – Gesundheitsdaten sind begehrt. Aber sie bieten vielleicht Ansätze für Prävention und Rehabilitation. „Eventuell auch für eine bessere Gesundheitsversorgung“, vermutet die Projektleiterin. Wenn dem Arzt die Zeit für’s Gespräch fehlt, hat er wenigstens die Daten des Patienten.