Duisburg. Die Uni Duisburg-Essen bietet ein kostenloses Beratungsprogramm für besonders intelligente 13- bis 17-Jährige an. Hilfestellungen für ihren Lebensweg.
Wer als Jugendlicher hochbegabt ist, empfindet das bisweilen nicht unbedingt als positiv. Denn oft haben solche jungen Menschen mit sozialen oder emotionalen Problemen zu kämpfen. Nicht selten fallen ihre schulischen Leistungen ab, weil sie sich dem Unterricht trotz hoher Intelligenz verweigern.
Doch wie kann man solchen Heranwachsenden helfen und wie können sie ihre eigene Identität finden? Damit beschäftigt sich jetzt ein kostenloses Beratungsprojekt der Universität Duisburg-Essen (UDE).
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Hochbegabung nicht starr definiert
Teilnehmen können alle 13- bis 17-Jährigen, die sich von dem Begriff „hochbegabt“ angesprochen fühlen. Allerdings sind die Grenzen für die Definition einer Hochbegabung nicht starr festgelegt, wie Dr. Tanja Gabriele Baudson von der UDE ausführt. „Dabei gibt es eine große Vielfalt. Das Ganze muss auch nicht von einem Intelligenztest abhängen. Oft haben die Jugendlichen einfach das Gefühl, sie könnten hochbegabt sein, auch die Eltern und Lehrer vermuten das manchmal“, sagt Baudson, die derzeit die UDE-Professur für pädagogische und psychologische Diagnostik vertritt. Die Hochbegabung könne auch lediglich einzelne Bereiche umfassen.
Gruppen sind mit vier bis sechs Teilnehmern bewusst klein gehalten
Entwickelt wurde das Beratungsprogramm für hochbegabte Jugendliche mit verschiedenen Materialien und Fragestellungen an der Universität Trier am Lehrstuhl für Hochbegabtenforschung und -förderung. Dort hat Tanja Gabriele Baudson das Projekt auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin begleitet.
Damit jeder Jugendliche zu Wort kommt, sind die Gruppen mit vier bis sechs Teilnehmenden überschaubar. Baudson sieht sich dabei hauptsächlich als Moderatorin und Impulsgeberin. Die Eltern der Jugendlichen nehmen an den Treffen nicht teil.
Im Umgang mit einer Hochbegabung unterschieden sich junge Menschen auch. „Mancher hat in der Schule Konflikte und ist nicht so leistungsbereit. Andere dagegen fühlen sich mit ihrer Hochbegabung sehr wohl, sind gut in der Schule und haben zum Teil mehrere Klassen übersprungen“, erläutert Baudson. Und: „Es ist wichtig, dass die Jugendlichen sich mit dem Begriff Hochbegabung und seiner Bedeutung für die eigene Entwicklung auseinandersetzen wollen.“
Gruppengespräch mit Erfahrungsaustausch
In dem Beratungsprojekt, das wie ein Gruppengespräch mit Erfahrungsaustausch aufgebaut ist, treffen sich die hochbegabten Jugendlichen drei Mal an Wochenenden für jeweils rund vier Stunden. Bei der Zusammenkunft mit „Gleichgesinnten“ geht es nicht darum, eine Hochbegabung zu testen. „Vielmehr sollen die Jugendlichen erkunden, was Hochbegabung für sie bedeutet und wie sie damit umgehen können“, so Baudson. Denn auch sie stünden vor den gleichen Herausforderungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringe: selbstständig werden, eigene Ziele entwickeln, sich darüber klar werden, was man im Leben eigentlich will.
Die bisherigen Erfahrungen seien auch positiv. Baudson: „Vor dem ersten Treffen sind manche natürlich noch etwas unsicher, was sie erwartet. Aber das gibt sich rasch, sobald sie ins Gespräch kommen. So verschieden die Jugendlichen sind: Es ist jedes Mal faszinierend zu sehen, wie schnell sie einen Draht zueinander finden.“ Für viele sei dies eine echte Erweiterung der eigenen Sichtweise. „Ich bin jedes Mal aufs Neue begeistert, was da für tolle Gedanken zusammen und Diskussionen zustande kommen.” Vor allem aber würden die Gespräche den Jugendlichen Hilfestellungen bieten, wie sie ihr Leben gestalten könnten – etwa, was sie studieren wollten.
Weitere Informationen bei Tanja Gabriele Baudson unter 0201/183-3394 oder tanja.baudson@uni-due.de.